Von Zwergenfeuer und Holzkeulen: Pilzpirsch in Winterberg – 5. bis 7. September 2025

Dieses Wochenende gehen wir mit Pilzbegeisterten in Winterberg auf Entdeckungstour. Am Freitag treffen wir uns im St. Bonifatius Bildungshaus Elkeringhausen  und tauchen gemeinsam in die faszinierende Welt der Pilze ein – jener unsichtbaren Fadenwesen, die im Verborgenen ganze Wälder am Leben halten und Stoffkreisläufe steuern. Wie das Wood-Wide-Web funktioniert, wird wunderschön anschaulich in diesem Film gezeigt.

Am Samstag zieht es uns hinaus in die umliegenden Wälder. Schon auf dem Gelände entdecken wir die ersten Porlinge: den Zunderschwamm (Fomes fomentarius), den Riesenporling (Meripilus giganteus) und den Flachen Lackporling (Ganoderma applanatum), der auch als „Schreibtafelpilz“ bekannt ist, da sich seine Unterseite wunderbar zum Gravieren eignet. An den abgestorbenen Baumstämmen wird die Zersetzungsleistung der Pilze sichtbar – das ehemals harte Holz lässt sich nun mit der Hand zu „Weißfäulebällchen“ formen, die nach dem Trocknen harte „Waldmurmeln“ ergeben.

Direkt vom Bildungshaus aus wandern wir weiter rund um den Bodensee. Hier begegnen uns auffällige Arten wie das Zwergenfeuer“ (Klebriger Hörnling, Calocera viscosa), das mit seinen leuchtend gelben, korallenartigen Fruchtkörpern fast wie kleine Flammen aus dem Holz wächst. Ebenso finden wir den Saitenstieligen Knoblauchschwindling (Mycetinis alliaceus) – sein langer, dunkler Stiel und der intensive Knoblauchgeruch machen ihn unverwechselbar. Trotz der Trockenheit entdecken wir zahlreiche Fruchtkörper, sodass wir am Ende auf ca. 25 verschiedene Pilzarten kommen, die hier beim NABU/naturgucker dokumentiert sind.

Am Nachmittag sortieren wir unsere Funde und üben uns in der Bestimmung – unterstützt vom „Rätselpfad Pilze“ und dem Grundkurs Pilzbestimmung. Am Abend probieren wir Kombucha, genießen wir einen besonderen Vitalpilz-Kakao mit Löwenmähne (Lions Mane, Hericium erinaceus), auch „Igel-Stachelbart“ genannt. Dieser Pilz gilt in der traditionellen asiatischen Medizin als nervenstärkend und konzentrationsfördernd. Gestärkt widmen wir uns spielerisch der Frage, welche Eigenschaften der Pilze zu den essbaren und giftigen Arten passen sind und stellen unsere WebApp Pilze vor.

Der Sonntag bringt noch einmal rund 10 neue Arten, die wir im Wald rund um das Bildungshaus entdecken. Besonders spannend sind die Holzkeulen: die Vielgestaltige Holzkeule (Xylaria polymorpha), die Geweihförmige Holzkeule (Xylaria hypoxylon) und die Langstielige Ahorn-Holzkeule (Xylaria longipes). Letztere wird als „Giraffenholz“ auch zum Schnitzen und für Schmuck verwendet. Während die eine Hälfte der Gruppe an einer stimmungsvollen Zeltpredigt teilnimmt, zieht es die anderen weiter hinaus zur Pilzpirsch.

Neben der Exkursion stellen wir auch unsere kostenlose Online-Fortbildung zum Thema Pilze vor, die wir in Kooperation mit der NABU/naturgucker-Akademie entwickelt haben. Meine (Ritas) handgezeichneten Pilz-Motive gibt es zum Download und auf Shirts und in diesem kurzen Video zeige ich, wie sich die Produkte einfach personalisieren lassen. Ein spannendes Buch zum Thema Mykorrhiza gibt es von der Forstwissenschaftlerin Suzanne Simard. Die Schiebeburg von Stefan Lüpges aus Porlingen gibt es hier und bei Peter Karasch die Zunderartikel

Fazit: Dieses Wochenende ist erfüllt von spannenden Pilzfunden, gemeinsamer Freude und inspirierenden Begegnungen. Danke an alle Teilnehmenden für eure Begeisterung und an das Team des Bildungshauses für die wunderbare Atmosphäre, das gute Essen und die herzliche Begleitung. 

Rita & Frank
Rita & Frank

Hallo, mein Name ist Rita,

seit meiner Kindheit bin ich gerne in der Natur unterwegs und mache dort unzählige kleine und große Entdeckungen. Die Faszination dieser unerschöpflichen Quelle von bunten Formen, spannenden Beobachtungen und leckeren Pflanzen und Pilzen treibt mich auch heute noch an. Das Biologie-Studium und meine anschließende Promotion mit Schwerpunkt Botanik hat mir einiges an Fachwissen gebracht, doch mich auch nahezu das Staunen und die Ehrfurcht und Demut vor der Schöpfung vergessen lassen – all dies und noch viel mehr habe ich wieder gefunden. Bei verschiedenen Bildungseinrichtungen biete ich Seminare zu Pflanzen und Pilzen an – inzwischen meist zusammen mit meinem Mann Frank. Außerdem male und fotografiere ich gerne was mich selber begeistert und baue dies in unsere Lehrmaterialien und Bücher ein, die ich zusammen mit Frank verfasse und gestalte.

Hallo, mein Name ist Frank,

Vögel haben mich bereits sehr jung fasziniert und seit meiner Jugend begeistere ich mich für Outdoor- und Survival-Aktivitäten, sei es mit dem Kanu in Kanada oder auf verschiedenen Wegen in Skandinavien. Als Zahntechniker ist dies auch ein guter Ausgleich zu meiner ansonsten eher „indoor“ stattfindenden Arbeit. Seit den nun fast 30 Jahren, die Rita und ich gemeinsam in der Natur unterwegs sind, habe ich einiges an Pflanzen- und Pilzkenntnissen hinzu gewonnen. Mein Part in unseren gemeinsamen Seminaren ist es, aufzupassen, dass es nicht zu „akademisch“ wird – und immer wieder allgemeine Fragen zu stellen und „die Bodenhaftung“ zu behalten. So ist aus unseren gemeinsamen Entdeckungen zum Beispiel die Ausbildung zum PilzCoach entstanden.

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