Barcamp PilzCoach: Schwefelporling, Spaß & schlaue Köpfe – 30. Mai bis 1. Juni 2025

Dieses Wochenende laden wir die PilzCoach-Community ein, das inspirierende Format Barcamp gemeinsam zu entdecken und mit Leben zu füllen. Ein Barcamp ist wie ein Wald voller Ideen: Alle bringen etwas mit, und gemeinsam wächst daraus ein spannender Mix an Wissen, Austausch und Inspiration. Es gibt kein starres Programm – stattdessen gestalten die Teilgebenden spontan ihre eigenen Sessions. So entsteht ein kreativer Mix aus Austausch, Expertise und neuen Impulsen.

Veranstaltungsort ist das traumhafte Bildungshaus Grünberg – ein Ort zum Wohlfühlen. Schon beim Ankommen empfängt uns eine bunte Blütenpracht, und das aufmerksame Personal sowie das leckere Essen tragen wesentlich zur angenehmen Atmosphäre bei. Schon am ersten Nachmittag sind wir beeindruckt von der Vielfalt und Kreativität der eingebrachten Sessions. Eine Gruppe widmet sich „Pilzen in der Technologie“ und wie dieses Thema vermittelt werden kann – von 3D-gedruckten Objekten über „Lego“-ähnliche Bausteine bis hin zu Smartphone-Hüllen und Pilzpapier mit eingebettetem Saatgut. Sogar biologisch abbaubare Särge mit Myzelummantelung sind bereits Realität – ein faszinierender Einblick in das Zukunftspotenzial von Pilzen.

In einer weiteren Session wird über Pilzkartierung, Fotoerkennung und Pilzbestimmung diskutiert und iNaturalist als Verbindung von Lernen, Kartierung und Schwarmintelligenz ausprobiert. Ralf stellt seine eigens entwickelte Pilzbürste vor, die sich auch mit eigenem Label branden lässt. Zum Thema Versicherung und Sicherheit wird das speziell für PilzCoaches von Frank Bonert entwickelte Angebot vorgestellt. Auch gesellschaftlich relevante Fragen kommen zur Sprache: In einer Session wird diskutiert, warum Pilze in der Landwirtschaft bislang kaum berücksichtigt werden – und was sich daran ändern ließe. Deutlich wird: Konkrete Anleitungen und stärkere Integration in Ausbildung und Praxis sind notwendig. Oft stehen wirtschaftliche Interessen einer größeren Beachtung entgegen. Ein gutes Beispiel wie es geht sind die Freybauern. Interessant sind auch Initiativen wie die Permakultur und das Hortus-Netzwerk.

Im wunderschönen Garten geht es um Vogelstimmen. Die App Merlin Bird ID wird ausprobiert und kann empfohlen werden. Für Naturfreund*innen mit entsprechendem Budget gibt es inzwischen Ferngläser mit KI-gestützter Bilderkennung, die per Smartphone sogar Stimmen erkennen und zuordnen können. Natürlich kommen auch Vitalpilze nicht zu kurz: Eine Session beschäftigt sich damit, wie man Salben, Tinkturen und Seifen selbst herstellen kann. Zum Anschauen liegen die Produkte von allAboutFUNGI aus. In einer weiteren Gruppe geht es darum, welche Porlinge sich gut zum Färben eignen und was dabei zu beachten ist. 

Samstag

Samstag beginnen wir mit einer Exkursion in der wunderschönen hügeligen Landschaft der Vulkanregion.Vorherrschend ist der für die Region typische Waldmeister-Buchenwald. Zwischen den Buchen finden sich vereinzelt Lärchen, Kiefern, Kirschen und kleinere Douglasienbestände. Der Boden ist durch den Vogelsbergbasalt eher basisch geprägt. Gleich zu Beginn finden wir einen frischen Schwefelporling an einem alten Kirschenstamm. Insgesamt war es in der letzten Zeit hier auch ungewöhnlich trocken. Immerhin finden wir als einzigen Mykorrhizapilz Papagei-Täublinge und von der Palette der Speisepilze einen Mai-Ritterling. Zu entdecken gibt es dennoch eine ganze Menge – auch wenn die meisten Fruchtkörper eher klein und auf den ersten Blick unscheinbar wirken. Doch genau dafür haben wir unser Stereomikroskop dabei: Beim genauen Hinsehen offenbart sich die faszinierende Schönheit dieser winzigen Strukturen. Unsere Artenliste ist beim NABU/Naturgucker eingetragen. 

Der Nachmittag steht erneut ganz im Zeichen des Barcamp-Spirits: In Annabelles Session geht es künstlerisch zu – ihr Linoldruck-Angebot kommt so gut an, dass sie in allen drei Zeitslots durchgehend begeisterte, kreative Teilgebende an ihrem Tisch hat. Auch Thomas Müller ist durchgehend gefragt: Er präsentiert mit großer Leidenschaft seine wetterfesten Pilzmodelle, die viel Bewunderung finden.

In einer kulinarischen Session wird der Schwefelporling zubereitet. Das Ergebnis: Etwas Salz im Kochwasser hebt den feinen Geschmack dieses besonderen Speisepilzes noch stärker hervor –köstlich! Eine weitere Session stellt die App Mushpilz vor, die sich besonders bei Exkursionen als hilfreich erweist: Sie zeigt Grenzen von Naturschutzgebieten, berücksichtigt Baumbestand, Bodeneigenschaften und integriert Wetterdaten. Die darüber erfassten Funde werden in das Kartierungsportal MykIS der DGfM eingespeist – ein wertvoller Beitrag zur wissenschaftlichen Pilzdokumentation.

In der Session Artenkenntnis erwerben geht es um ganz praktische Wege zur Vertiefung des eigenen Wissens: vom motivierenden Hundespaziergang über Stammtische, Mentoring-Gruppen bis hin zur Absicherung durch Expert*innen. Auch YouTube und Internet werden als hilfreiche Quellen genannt – selbstbestimmt lernen mit Unterstützung zeigt sich als Erfolgsrezept. Ebenso inspirierend ist der Austausch zur Nachwuchsförderung mit den Abzeichen PilzCoach-Kids und PilzCoach-Junior. Für Melanie, eine der Entwicklerinnen dieser Abzeichen, ist es spannend zu hören, wie gut das Angebot bei Kindern ankommt. Die Freude der jungen Teilnehmenden an der Ausbildung zeigt: Sie wachsen zu echten Botschafter*innen unserer Pilzbegeisterung heran – und tragen das Wissen um die Bedeutung der Pilze begeistert in ihre Familien und in die Gesellschaft weiter.

Sonntag

Der Sonntag klingt mit weiteren spannenden Sessions aus: Beim Bestimmen eines Täublings mithilfe des Bestimmungsschlüssels vom Kosmos-Buch von Peter und Andreas. Dabei wird deutlich, dass die Arbeit mit dem Schlüssel Struktur bringt. Außerdem ist es hilfreich, verschiedene Schlüssel auszuprobieren, da sich manche je nach Autor besser für bestimmte Pilzgruppen eignen. Bei diesem Papagei-Täubling ist auch die Reaktion mit Eisensulfat hilfreich. Reagenzien für die Bestimmung gibt es bei Andreas Gminder. Für Einsteiger ist es hilfreich mit bekannte Arten zu üben. Als Einstieg kann der „Rätselpfad“ dienen. Melanie erzählt von ihrer Erfahrung mit Kindern die wissenschaftliche Bestimmung spielerisch mit „Haribo Colorados“ zu üben.  

Eine weitere Session ist mit der Makrofotografie eine inspirierende Reise in die Welt der Naturschönheit im Detail. Dabei geht es auch um Möglichkeiten mit verschiedenen Aufsatzmöglichkeiten für Kameras zu arbeiten und Tipps für die künstlerische Umsetzung. Eine Session beschäftigt sich mit der Recherche von wissenschaftlichen Artikeln.

Eine Session testet mit vollem Spaß und Erfolg das selbst entwickeltes Kartenspiel einer Teilgeberin. In einer der Sessions werden die Termine und Ideen für zukünftige Treffen gemeinsam erarbeitet. Im kommenden Jahr wird die PilzCoach-Community wieder hier in Grünberg zusammenkommen. Für die Zeit danach entsteht der Wunsch, im zweijährigen Rhythmus jeweils eine andere Region zu besuchen. So haben wir einen schönen Wechsel zwischen einer vertrauten, zentral gelegenen Location und der Gelegenheit, neue Naturräume zu entdecken und den Austausch mit PilzCoaches aus verschiedenen Regionen zu fördern. Silke lädt zu einer gemeinsamen Fortbildung in ihren zauberhaften Ferienhäusern im Harz ein. Unter dem Motto Quo vadis? diskutierten wir gemeinsam, wie wir die Entwicklung und Gestaltung von PilzCoach weiterdenken und mit Leben füllen möchten.

Fazit: Was für ein spannendes Abenteuer, sich auf das Barcamp einzulassen – für uns und für alle Teilgebenden! Unsere eigenen Eindrücke und die zahlreichen Rückmeldungen zeigen deutlich, wie viel Potenzial dieses Format für lebendigen Austausch und gemeinsames Lernen bietet. Ein herzliches Dankeschön an euch alle für eure Begeisterung, an das Bildungshaus für das ideale Ambiente, an Steffen für die gelungene Organisation – und an jede und jeden Einzelnen fürs Dabeisein. Wir freuen uns jetzt schon riesig darauf, diese wertvollen Erfahrungen im nächsten Jahr fortzusetzen und weiter zu vertiefen!

Rita & Frank
Rita & Frank

Hallo, mein Name ist Rita,

seit meiner Kindheit bin ich gerne in der Natur unterwegs und mache dort unzählige kleine und große Entdeckungen. Die Faszination dieser unerschöpflichen Quelle von bunten Formen, spannenden Beobachtungen und leckeren Pflanzen und Pilzen treibt mich auch heute noch an. Das Biologie-Studium und meine anschließende Promotion mit Schwerpunkt Botanik hat mir einiges an Fachwissen gebracht, doch mich auch nahezu das Staunen und die Ehrfurcht und Demut vor der Schöpfung vergessen lassen – all dies und noch viel mehr habe ich wieder gefunden. Bei verschiedenen Bildungseinrichtungen biete ich Seminare zu Pflanzen und Pilzen an – inzwischen meist zusammen mit meinem Mann Frank. Außerdem male und fotografiere ich gerne was mich selber begeistert und baue dies in unsere Lehrmaterialien und Bücher ein, die ich zusammen mit Frank verfasse und gestalte.

Hallo, mein Name ist Frank,

Vögel haben mich bereits sehr jung fasziniert und seit meiner Jugend begeistere ich mich für Outdoor- und Survival-Aktivitäten, sei es mit dem Kanu in Kanada oder auf verschiedenen Wegen in Skandinavien. Als Zahntechniker ist dies auch ein guter Ausgleich zu meiner ansonsten eher „indoor“ stattfindenden Arbeit. Seit den nun fast 30 Jahren, die Rita und ich gemeinsam in der Natur unterwegs sind, habe ich einiges an Pflanzen- und Pilzkenntnissen hinzu gewonnen. Mein Part in unseren gemeinsamen Seminaren ist es, aufzupassen, dass es nicht zu „akademisch“ wird – und immer wieder allgemeine Fragen zu stellen und „die Bodenhaftung“ zu behalten. So ist aus unseren gemeinsamen Entdeckungen zum Beispiel die Ausbildung zum PilzCoach entstanden.

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