Pilz des Jahres 2025 und Hallimasch in allen Altersstadien – Pilzbegeisterung in der ÖSSM am Steinhuder Meer – 26. Oktober 2025

Diesen wunderschönen sonnigen Tag haben wir an der Ökologischen Schutzstation Steinhuder Meer verbracht. Nach zwei Abenden Theorie über das Wirken und die Merkmale der Pilze, inklusive Verköstigung von Kakao mit „Lions Mane“ (Stachelbart) und Kombucha, ging es nun endlich hinaus in den Wald. 

Endlich gab es einmal wieder viele Fruchtkörper zu entdecken. Insgesamt 80 verschiedene Arten haben wir entdeckt, die alle beim NABU/Naturgucker eingetragen sind. Hübsche Pilze, winzige Pilze, leckere Pilze und solche, die manch einer gar nicht als Pilz erkennen würde, wie die Geweihförmigen Holzkeulen. Hallimasch haben wir in allen Altersstadien anschauen können. Die ganz jungen knubbeligen Köpfchen haben wir zum Verköstigen mitgenommen. Die alten, mehr als einen Fuß großen Fruchtkörper sind gleich im Wald geblieben. Am weißen Sporenpulver sind die verschiedenen Hallimasch-Arten von ähnlichen „Holzpilzen“ wie z.B. Sparrigen Schüpplingen, Stockschwämmchen, Schwefelköpfen und Gift-Häublingen zu unterscheiden. 

Hallimasch sind ein schmackhafter und ergiebiger Speisepilz. Er ist roh giftig und muss ausreichend gegart werden. Am besten ist es, ihn vor dem Verzehr abzukochen (etwa  5 Minuten, bis alle Teile durchgegart sind). Das feste Fleisch verliert dadurch nicht an Qualität. Außerdem gilt der Hallimasch als Vitalpilz. Seinen Namen soll er seinem Ruf verdanken, abführend zu wirken und vom volkstümlich-drastischen „Heil im Arsch“ stammen. Seine Gestalt ist sehr variabel. Der ockerfarbene Hut ist mit vielen Hutschuppen besetzt. Der Stiel wird im Alter zunehmend zäh. Er trägt einen wattigen, weißlichen Ring und ist oberhalb der Ringzone typisch längs gestreift. Seine Myzelien sind unter der Rinde abgestorbener Bäume häufig als sog. Rhizomorphen in kompakten Strängen zu sehen. Derzeit hält er den Größen- und Altersrekord: In Amerika hat man das zu einem einzigen Individuum gehörende Myzel eines Hallimaschs mit einem Alter von mindestens 2400 Jahren, einer Ausdehnung von 880 Hektar und einem errechneten Gewicht von 600 Tonnen gefunden.

Nach einem gemütlichen Snack im Sonnenschein mit Pilzbutter und mitgebrachten Köstlichkeiten ging es ans Sortieren der gefundenen Arten – eine umfangreiche Ausstellung, die systematisch nach den Fruchtschichten (Röhren, Lamellen, Poren und Bauchpilze) geordnet wurden. Dann ging es ans Putzen und Zubereiten. Ganz wichtig: nur einwandfreie und frische Fruchtkörper gehören in die Pfanne! Der Frischezustand ist ein wichtiges Kriterium, auch bei gekauften Pilzen. Dies zeigen auch   die Verbraucherschutztafeln der DGfM . Gerade die Rotfußröhrlinge werden sehr jung bereits von Goldschimmel befallen und werden dann stark giftig. 

Immerhin bleiben neben den jungen Hallimasch einige Pilze über, die wir gemeinsam zubereiten. Sie werden zünftig zusammen mit dem Pilz des Jahres Pils genossen. Dieses Jahr ist es der Schopf-Tintling und heute wird das Geheimnis um den Pilz des Jahres 2025 gelüftet: die Amethystfarbene Wiesenkoralle. Sie ist neben Saftlingen eine der Zeigerarten für artenreiche und naturnahe Wiesenstandorte, so genannte Saftlingswiesen. Mit der Wahl dieser Art möchte die DGfM auf die Gefährdung unserer Artenvielfalt durch die intensive Landnutzung aufmerksam machen.

Fazit: Was für ein schöner sonniger Tag mit tollen Pilzfunden und fröhlichen Menschen. Vielen Dank auch euch FÖJlern der Station, die ihr uns unterstützt und begleitet hat, allen Teilnehmern für eure Begeisterung und die leckeren Snacks. Wir wünschen weiterhin eine schöne Herbstzeit mit tollen Naturerlebnissen.

Rita & Frank
Rita & Frank

Hallo, mein Name ist Rita,

seit meiner Kindheit bin ich gerne in der Natur unterwegs und mache dort unzählige kleine und große Entdeckungen. Die Faszination dieser unerschöpflichen Quelle von bunten Formen, spannenden Beobachtungen und leckeren Pflanzen und Pilzen treibt mich auch heute noch an. Das Biologie-Studium und meine anschließende Promotion mit Schwerpunkt Botanik hat mir einiges an Fachwissen gebracht, doch mich auch nahezu das Staunen und die Ehrfurcht und Demut vor der Schöpfung vergessen lassen – all dies und noch viel mehr habe ich wieder gefunden. Bei verschiedenen Bildungseinrichtungen biete ich Seminare zu Pflanzen und Pilzen an – inzwischen meist zusammen mit meinem Mann Frank. Außerdem male und fotografiere ich gerne was mich selber begeistert und baue dies in unsere Lehrmaterialien und Bücher ein, die ich zusammen mit Frank verfasse und gestalte.

Hallo, mein Name ist Frank,

Vögel haben mich bereits sehr jung fasziniert und seit meiner Jugend begeistere ich mich für Outdoor- und Survival-Aktivitäten, sei es mit dem Kanu in Kanada oder auf verschiedenen Wegen in Skandinavien. Als Zahntechniker ist dies auch ein guter Ausgleich zu meiner ansonsten eher „indoor“ stattfindenden Arbeit. Seit den nun fast 30 Jahren, die Rita und ich gemeinsam in der Natur unterwegs sind, habe ich einiges an Pflanzen- und Pilzkenntnissen hinzu gewonnen. Mein Part in unseren gemeinsamen Seminaren ist es, aufzupassen, dass es nicht zu „akademisch“ wird – und immer wieder allgemeine Fragen zu stellen und „die Bodenhaftung“ zu behalten. So ist aus unseren gemeinsamen Entdeckungen zum Beispiel die Ausbildung zum PilzCoach entstanden.

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