Pilzbegeisterung im Oberbergischen Kräuterhaus – 14. bis 15. September 2024

Am Wochenende sind wir bei Ines und Martin Pack im Oberbergischen Kräuterhaus zu Gast. Zusammen mit weiteren Pilzbegeisterten gehen wir auf Pilzpirsch.

Samstag sind wir beim Schloss Homburg unterwegs. Amethyst-Pfifferlinge gibt es dort einige. Von den Röhrlingen finden wir einzig ein Schmarotzer-Röhrling an einem Kartoffelbovist. Er wächst parasitisch auf diesen und verhindert deren Sporenreife – vermutlich ein Regulativ der Natur, da man sie besonders dann findet, wenn viele der Magen-Darm-giftigen Kartoffelboviste wachsen. Er kann zum Färben verwendet werden. Speise- und Giftpilze und auch solche, um die gerungen wird, sind auf den Listen der DGfM zu finden. Hier gibt es auch zahlreiche kreative Ideen, beispielsweise wie mit Tintlingen Figuren gestaltet werden. Eine Ausstellung „Pilze – Verflochtene Welteneröffnet im Museum Sinclair Haus auch dieses Wochenende. In dem Begleitheft gibt es zahlreiche Gedanken, die zu unserem Wochenende passen.

Einen Flachen Lackporling nehmen wir mit. Er gilt auch als Vitalpilz, dieser wird jedoch mit unseren Namen versehen. Schmetterlings-Trameten sammeln wir für die Tee-Zubereitung im Kräuterhaus. Tee ist neben der Einnahme von Kapseln und Tinkturen ähnlich wie bei Pflanzen eine gute Möglichkeit, Vitalpilze einzunehmen. Schmetterlings-Trameten werden in der Vitalpilzkunde Coriolus genannt. Sie sind sehr vielseitig und ebenso gesund wie kreativ zu verwenden. Auch Pilzpapier lässt sich aus ihr schöpfen, wie aus nahezu allen anderen Pilzarten auch. Wir bewundern einige Fruchtkörper des Zunderschwammes an einer alten Buche, formen Weißfäule-Bällchen aus dem Holz, dass sie bereits zersetzt haben und schauen uns an, was für Produkte daraus in traditioneller Handwerkskunst hergestellt werden. 

Selbst Giftpilze wie der Grüne Knollenblätterpilz werden homöopathisch als Vitalpilz eingesetzt, wie dieser Bericht von Isolde Riede zeigt. Die frisch gewachsenen Fruchtkörper eines Riesenporlings nehmen wir mit um sie später als Speisepilz auszuprobieren. Außerdem einige Lamellenpilze um damit Sporenabdrücke herzustellen. Dies ist wichtig für die Bestimmung und systematische Zuordnung, kann aber ebenso kreativ eingesetzt werden. Unsere gesamten Pilzfunde sind mit einigen Fotos beim NABU/Naturgucker eingestellt

Am Sonntag schauen wir uns einen Film über das „Wood-Wide-Web“ an, bevor wir in die Wälder rund um das Kräuterhaus ausschwärmen. Pilze gehören in jeden Boden, vom Acker bis zum Wald – und wir verdanken Getreide, Erdbeeren usw. ihren Geschmack und ihre Vitalität! Sie sind zudem gesünder, effektiver und günstiger als Dünger und Pestizide es je sein können. Zeit unsere Land- und Forstwirtschaft neu zu denken! Die absterbenden Fichten-Monokulturen, sind ein eindrückliches Beispiel, dem wir auch hier begegnen. Ein spannendes Buch zu diesem Thema gibt es von der Forstwissenschaftlerin Suzanne Simard.

Im Wald angekommen bestaunen wir die Rotrandigen Baumschwämme in ihren verschiedenen Erscheinungsformen – am Test mit dem Feuerzeug und ihrem charakteristischen Geruch lassen sie sich auch erkennen, wenn die typische Farbfolge fehlt, die ihnen auch den Namen „Deutschlandpilz“ eingebracht hat. Einer von ihnen sondert gerade zahlreiche Guttationstropfen ab. Dies ist eine Funktion der Pilze in ihrer Wachstumsphase ausreichend Nährstoffe mit dem Wasser aufzunehmen und überschüssiges Wasser wieder auszuscheiden. An einer anderen Stelle können wir beobachten, wie die Fruchtkörper des Zunderschwammes nach dem Umsturz des Baumes ihre Wachstumsrichtung ändern und die alte Porenschicht verschließen (Geotropismus). Auch hier sind unsere Funde beim NABU/Naturgucker eingestellt

Rehbraune Dachpilze finden wir an verschiedenen Holzstümpfen, diese bereiten wir zu unserem Mittagessen als Kostprobe zu. Nicht jedermanns Sache, doch einigen schmeckt diese Pilzart ausgesprochen gut. Also selber ausprobieren! Dies gilt ebenso für die Riesenporlinge, die in der Pfanne ganz schwarz werden. Eine Reaktion des Pilzfleisches das wir auch von anderen Pilzarten wie beispielsweise Rotkappen kennen. Wir lagern sie ebenso wie die Pfifferlinge über Nacht im Kühlschrank, da Pilze Eiweiß enthalten und wie rohes Fleisch oder Fisch behandelte werden sollten. Der Frischezustand und die Lagerung von Marktpilzen ist ebenfalls ein Thema und wir schauen uns die Kriterien frischer Pilze auch anhand der Verbraucherschutztafeln der DGfM an. 

Neben dem köstlichen Buffet der Teilnehmenden verköstigen wir die gefundenen Speisepilze, eine Pilzbutter aus Braunen Zuchtchampignons, den mitgebrachten Kombucha, den leckeren Kakao mit „Lions Mane“ (Stachelbart) und eine Tinktur aus Birkenporlingen. Diese Zubereitungen sind auch im Skript über Vitalpilze nachzulesen. Wer sich weiter mit dem Reich der Pilze beschäftigen möchte können wir das kostenlose Online-Angebot der NABU/Naturgucker-Akademie empfehlen, wo wir für die Pilze viele Lehrfilme und Infos erstellt haben. Die Shirts und Produkte mit meinen (Ritas) gezeichneten Motiven findet ihr in diesem kurzen und auf andere Art in diesem Video erkläre ich wie das Anpassen auf die eigenen Bedürfnisse geht. Die Motive zum Download findet ihr hier. Unser Spiel zu den Gift- und Speisepilzen anhand der Poster findet ihr auf der Seite der DGfM.

Fazit: Was für ein inspirierendes Wochenende mit spannenden Pilzfunden, bereicherndem Austausch und leckerem Essen! Vielen Dank an Ines und Martin, dass es dieses zauberhafte Kräuterhaus gibt, allen Teilnehmenden für das Dabeisein und den Beitrag nicht nur zum Buffet. Bleibt gesund und optimistisch und lasst uns gemeinsam und mit den Pilzen eine zauberhafte, vernetzte Welt gestalten.  

Rita & Frank
Rita & Frank

Hallo, mein Name ist Rita,

seit meiner Kindheit bin ich gerne in der Natur unterwegs und mache dort unzählige kleine und große Entdeckungen. Die Faszination dieser unerschöpflichen Quelle von bunten Formen, spannenden Beobachtungen und leckeren Pflanzen und Pilzen treibt mich auch heute noch an. Das Biologie-Studium und meine anschließende Promotion mit Schwerpunkt Botanik hat mir einiges an Fachwissen gebracht, doch mich auch nahezu das Staunen und die Ehrfurcht und Demut vor der Schöpfung vergessen lassen – all dies und noch viel mehr habe ich wieder gefunden. Bei verschiedenen Bildungseinrichtungen biete ich Seminare zu Pflanzen und Pilzen an – inzwischen meist zusammen mit meinem Mann Frank. Außerdem male und fotografiere ich gerne was mich selber begeistert und baue dies in unsere Lehrmaterialien und Bücher ein, die ich zusammen mit Frank verfasse und gestalte.

Hallo, mein Name ist Frank,

Vögel haben mich bereits sehr jung fasziniert und seit meiner Jugend begeistere ich mich für Outdoor- und Survival-Aktivitäten, sei es mit dem Kanu in Kanada oder auf verschiedenen Wegen in Skandinavien. Als Zahntechniker ist dies auch ein guter Ausgleich zu meiner ansonsten eher „indoor“ stattfindenden Arbeit. Seit den nun fast 30 Jahren, die Rita und ich gemeinsam in der Natur unterwegs sind, habe ich einiges an Pflanzen- und Pilzkenntnissen hinzu gewonnen. Mein Part in unseren gemeinsamen Seminaren ist es, aufzupassen, dass es nicht zu „akademisch“ wird – und immer wieder allgemeine Fragen zu stellen und „die Bodenhaftung“ zu behalten. So ist aus unseren gemeinsamen Entdeckungen zum Beispiel die Ausbildung zum PilzCoach entstanden.

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