Die Trockenheit hat auch vor der Hohen Mark in NRW nicht Halt gemacht. So sind in der Umgebung der Biologische Station Kreis Recklinghausen bei Dorsten kaum frische Fruchtkörper gewachsen. Pilze bestehen zum größten Teil aus Wasser, fehlt dies, so machen sich auch die Fruchtkörper rat. Zum Glück gibt es mit detektivischem Spürsinn viele Spuren ihrer Anwesenheit zu entdecken.
Das Myzel des eigentlichen Fadenwesens Pilz im Boden und sein Wirken im Holz. So haben wir gleich zu Beginn auf einem Holzschnitzelhaufen Aderige Ackerlinge (Agrocybe rivulosa) und Seidige Egerlingsschirmlinge (Leucoagaricus sericifer) entdecken können. Schleimpilze wie die Hexenbutter (sie wird auch Gelbe Lohblüte genannt, Fuligo septica) sind wieder ein ganz eigenes Reich. Der Naturfilmer Karlheinz Baumann hat zusammen mit Volker Arzt einen faszinierenden Film „Als wären sie nicht von dieser Welt“ über Schleimpilze gedreht.
Da der Mykologe Michael Ernst mit bei uns im Kurs war und auch Arten ansprechen kann, die nur durch mikroskopische Merkmale sicher angesprochen werden können, haben wir immerhin 44 Arten kartiert – darunter auch sehr spezielle Arten wie beispielsweise den Adlerfarn-Fleckenpilz (Rhopographus filicinus). Michael ist Mitglied des Arbeitskreis Pilzkunde Ruhr und lädt dazu ein sich den öffentlichen sonntäglichen Exkursionen anzuschließen. Die gesamte Artenliste ist beim Naturgucker eingestellt. Darunter ist auch der Bergmolch, den wir bei unserer Pilzpirsch aufgespürt haben.
Mit dem Stereomikroskop haben wir die Stummelfüßchen (Crepidotus cesatii) und den Halsband-Schwindling (Marasmius rotula) in voller Schönheit anschauen können. Am Zimtfarbenen Weichporling und Zunderschwamm (Fomes fomentarius) haben wir Ausprobiert, wie Chemikalien (in diesem Fall Lauge) bei der Bestimmung helfen können: Der Zimtfarbenen Weichporling (Hapalopilus nidulans) wird mit Lauge violett und die Kruste des Zunderschwammes färbt die Lauge rötlich. Auch ein Feuerzeug kann bei der Bestimmung helfen: die Kruste des Rotrandigen Baumschwammes wirft glänzende Blasen beim Erhitzen, ähnliche Arten wie Zunderschwämme tun dies nicht. In Rumänien wird der Zunderschwamm noch in einem Familienbetrieb nach alter Handwerkskunst verarbeitet. Die von uns vorgestellten Artikel gibt es bei Peter Karasch zu kaufen, der sich die traditionellen Verarbeitung dieser alten Handwerkskunst dort live angeschaut hat. Bei Andreas Gminder im Mykoshop bekommt ihr Zubehör wie Lupen und Chemikalien.
Der einzige Speisepilz, den wir entdeckt haben, war der Star des Tages: ein Schwefelporling (Laetiporus sulphureus) , frisch und saftig, so wie man ihn sich für die Zubereitung wünscht. Allerdings muss er ausreichend gegart werden, da er (wie viele Waldpilze) roh giftig ist. Es ist ein Zersetzer von Laubholz, meist Obstbäume, Weiden und Eichen, doch man hat ihn auch schon an Eiben gefunden – dann ist es fraglich, ob die Giftstoffe aus dem Holz auch im Fruchtkörper des Pilzes zu finden sind. Verwechseln könnte man ihn am ehesten mit Zinnoberschwämmen.
Die Unterlagen von Albin Huber vom WPZ Roggenburg gibt es hier und auf der Webseite der Deutschen Gesellschaft für Mykologie gibt es viele weitere Anregungen und Infos. Die Anleitung zum Kombucha gibt es hier ebenso – und auch die Inspiration für den kreativen Einsatz des „Kombucha-Leders“. Die ausgelegten Flyer können für eigene Führungen hier bestellt werden. Wer noch mehr über Pilze erfahren möchte, dem sei die kostenlose Online-Schulung der NABU/Naturgucker-Akademie empfohlen, bei der wir eine Einführung in die Welt der Pilze erstellt haben. Auch bei den Regio-Rangern haben wir eine Schulung erstellt, die viele kreative, kulinarische und ökologische Anregungen gibt.
Wir wünschen weiterhin viele schöne Entdeckungen im Reich der Pilze und in der Natur und hoffen, dass der Regen noch einige Fruchtkörper hervorbringen lässt. Doch auch wenn wir sie nicht sehen, vollbringen Pilze ihre unverzichtbare Arbeit unermüdlich und ständig – sie halten unseren ökologischen Kreisläufe aufrecht.