Linde Svenja Baumgartinger hat uns an die PH Weingarten eingeladen, um mit den dortigen Kolleg*innen und Studierenden unsere Begeisterung für die Natur zu teilen. Am Vormittag dreht sich alles um die faszinierende Welt der Pilze. Unsere Pilzpirsch führt uns in ein wunderschönes Waldstück am Stadtrand – und schon nach wenigen Metern wartet ein echtes Highlight: ein Flacher Lackporling, dessen weiße Unterseite mit den feinen Poren wir als Schreibtafel nutzen – deshalb wird er auch „Designer’s Mushroom“ genannt. Rund um den Fruchtkörper liegt fein verteilt das braune Sporenpulver – wie Kakaopulver auf dem Waldboden.


Mit detektivischem Blick sind wir dem eigentlichen Lebewesen Pilz auf der Spur: als Myzel im Laub und Demarkationslinien im Holz – natürliche Grenzen, die zeigen: „Bis hierher und nicht weiter.“ Auch wie angebrannt wirkende schwarze Strukturen fallen uns auf: typische Zeichen zersetzender Pilzarbeit. Die Langstielige Ahorn-Holzkeule hinterlässt als Muster in Ahornstämmen das charakteristische „Giraffenholz“. Dieses Holz ist noch hart und sehr gut zum Drechseln und für Schmuckarbeiten geeignet. Ganz anders als das durch die Zersetzung der Pilze weiche Holz – daraus lassen sich wunderbar „Weißfäulebällchen“ formen, die nach dem Trocknen harte „Waldmurmeln“ werden. Einen wunderbar zum Färben geeigneten Kiefern-Braunporling finden wir am Fuße einer Lärche. Dass auch Lamellenpilze Holz zersetzen, beweisen uns die Fruchtkörper von Grünblättrigen Schwefelköpfen und Schwarzschneidigen Dachpilzen.





Pilze ernähren sich von dem Zucker, dass die Pflanzen bei der Fotosynthese aufbauen. Zersetzer bekommen ihn durch den Abbau der organischen Substanz und Mykorrhizapilze durch das Tauschgeschäft „Zucker gegen Wasser und darin gelöste Mineralstoffe“. In diesem Wood-Wide-Web sind 95 % aller Pflanzen vernetzt. Neben den Röhrlingen wie Steinpilz und Marone leben auch alle Sprödblätter (Milchlinge und Täublinge) in dieser Partnerschaft zu beiderseitigem Vorteil. Auch der Netzstielige Hexenröhrling, den wir finden, gehört dazu. Fotos davon und unsere gesamte Artenliste sind beim NABU/Naturgucker dokumentiert – ein tolles Portal um Funde, Wissen und Fotos zu teilen.






Viele inspirierende Spiele finden sich in der Handreichung zur Umweltbildung von Albin Huber – ebenso wie in unserem neuen Buch „PilzCoach“, das über QR-Codes direkt zu Videos, weiterführenden Materialien und Praxisideen führt. Für alle, die tiefer in die Welt der Pilze eintauchen möchten, empfehlen wir unsere kostenlosen Online-Angebote der NABU/Naturgucker-Akademie. Flyer und Handreichungen für die eigene Bildungsarbeit stellt die Deutsche Gesellschaft für Mykologie (DGfM) zur Verfügung.





Der Nachmittag ist den Gräsern gewidmet. Dazu sitzen wir gemütlich im Schatten im Schulgarten und betrachten mit Stereomikroskopen ihren Aufbau. Anhand des Rätselpfades gelingt es uns auch, die meisten der dort wachsenden Arten zu bestimmen. Neben einer Segge (Gattung Carex) und der Blaugrünen Binse (Juncus inflexus) haben wir folgende Arten im Garten entdeckt:
- Glatthafer (Arrhenatherum elatius)
- Engelisches Raygras (Lolium perenne)
- Quecke (Agropyron repens)
- Lieschgras (Phleum pratense)
- Weißes Straußgras (Agrostis stolonifera)
- Knäuelgras (Dactylis glomerata)
- Kammgras (Cynosurus cristatus)
- Wolliges Honiggras (Holcus lanatus)
- Rot-Schwingel (Festuca rubra)
- Taube Trespe (Bromus sterilis)
- Gewöhnliches Rispengras (Poa pratensis)

Fazit: Was für ein inspirierender Tag an der PH Weingarten! Unser persönliches Highlight ergab sich sogar erst nach dem offiziellen Programm: Bianca, eine der Teilnehmerinnen, zeigte uns ein Foto und den Fundort eines Porlings, den sie auf dem Weg zum Treffpunkt entdeckt hatte. Und tatsächlich – es handelte sich um einen Eichhasen! Für uns ein ganz besonderer Moment: unser Erstfund, den wir direkt mit der Kamera festhalten – das Ergebnis gibt’s inzwischen als kleines Video auf YouTube zu sehen. Ein Tag, der zeigt, was Naturbildung kann: begeistern und verbinden – vielen Dank an Linde für die Einladung und allen Teilnehmenden für die Begeisterung an den Naturentdeckungen!