Wer hätte gedacht, dass es möglich ist, vollkommen vegan Fette Hennen und Ochsenzungen zu verspeisen? Denn: was hier nach Feder- und Weidevieh klingt, sind Pilznamen. Davon gibt es viele, die seltsam und lustig anmuten. Von den am Samstag gefundenen Arten passt in diese Reihe mit den Tiernamen noch der Mäuseschwanz-Rübling und der Rehbraune Dachpilz. Und der Spindelige Rübling ist keineswegs ein dürrer Pilzfreund, der sich daneben benommen hat.
Doch halt, bevor es in den Wald ging, gab es zwei Abende Theorie, an denen die Teilnehmer des Pilzkurses an der Ökologischen Schutzstation Steinhuder Meer einiges über das Fadenwesen Pilz erfahren haben. So beispielsweise, dass in der Menge gesundem Boden, die einem Spielwürfel von 1 cm Kantenlänge entspricht, bis 20 km feinster Pilzfäden verborgen sind, würde man alle der Reihe nach aneinander legen. Unsere gesamte Umwelt – vom Acker, über Wiesen und Wälder – ist aufs engste mit diesem faszinierenden Reich verwoben. Und Pilz sind auf der Erde ebenso wichtig sind wie Pflanzen!
Durch die Trockenheit der letzten Wochen waren kaum Speisepilze zu erwarten – und wir waren angenehm überrascht, dass wir doch einiges im Klosterwald Loccum entdecken konnten. Allerdings ausnahmslos Zersetzer (Saprobionten), also Pilze, deren Lebensweise darauf ausgerichtet ist, pflanzliche „Abfälle“ wieder in Humus zu verwandeln. Gleich zu Beginn konnten wir dies an einem alten Buchenstamm hautnah erleben: wir konnten 8 Arten entdecken, die gerade Fruchtkörper gebildet haben, darunter der Zunderschwamm. Ein Pilz, den schon die Gletschermumie Ötzi dabei hatte. Wir haben uns die Fruchtkörper unter die Lupe genommen und die weißen Sporen in den feinen braunen Poren entdeckt. Auch haben wir ihn einem Laugentest unterzogen und die Farbe mit der eines Flachen Lackporlings verglichen. Während die Kruste vom Zunderschwamm rötlich wird, färbt sich die Lauge des Lackporlings gelblich. Produkte vom Zunderschwamm gibt es bei Peter Karasch.
Apropos Färben: Kiefern-Braunporlinge haben wir am meisten gefunden – hiermit hätten wir eine ganze Färbeflotte ausstatten können. Beeindruckend ist, dass selbst die alten Exemplare, denen der gelbe Rand komplett fehlt, noch goldgelbe Farbstoffe enthalten. Als weiteren attraktiven Färbepilz haben wir Samtfuß-Kremplinge entdeckt.
Hübsche Farbtupfer haben die Zwerg mit ihrem Feuer auf verrottendes Holz gezaubert – so jedenfalls wenn man den Namen des Klebrigen Hörnlings, der auch Zwergenfeuer genannt wird, wörtlich nimmt. Auch den „Kleinen Bruder“ dieses Gallertpilzes, den Laubholz-Hörnling, konnten wir entdecken. Im Gegensatz zu echten Korallenpilzen haben diese Fleisch wie Gummibärchen. Für die Pfanne sind sie nichts, lassen wir den Zwergen ihr Feuer im Wald. Auch die Stinkmorchel haben wir im Wald gelassen, nachdem wir ihren „knusprigen“ Stiel bewundert haben. Zu gerne hätten wir Hexeneier verköstigt, doch diese konnten wir leider nicht entdecken. Immerhin haben wir etwa 40 Arten gefunden, die beim Naturgucker nachzuschlagen sind.
Nach unserer Exkursion gab es erst mal eine Stärkung aus leckeren Salaten. Vielen Dank euch, die ihr uns diese zubereitet habt! …und Pilzbutter aus Braunen Zuchtchampignons. Das Rezept findet ihr hier, es ist mit vielen Pilzarten lecker. Frisch gestärkt haben wir eine kleine Pilzausstellung aus unseren Funden erstellt. Als kleine Kostprobe gab es schließlich die Verköstigung der Ochsenzunge und Krausen Glucke, die auch Fette Henne genannt wird. Ein Trick bei der Zubereitung verschmutzter Exemplare ist es, wenn sie kurz mit kochendem Wasser überbrüht wird: dann wird das Fleisch weich und biegsam und lässt sich besser putzen, ohne unter den Fingern zu zerbröseln. Wir haben uns auch den Kakao von Andreas Lackmann schmecken lassen und das Vitalpilzgetränk Kombucha ausprobiert. Hier gibt es weitere Infos dazu, auch wie man daraus lederartige Gegenstände zaubern kann.
Unser Fazit: Wenn man es nicht gerade auf Speisepilze abgesehen hat, dann steckt der Wald voller Entdeckungen und Überraschungen. Weiterhin viele schöne Pilzfunde wünchen Rita und Frank