Der Überlieferung nach verraten die Teuerlinge, ob es ein teures Jahr wird – daher der Name! Wenn sich die „Deckel“ der winzigen, topfförmigen Pilze öffnen, geben sie die wie Geldstücke aussehenden Sporenpakete im Innern frei. Bei Feuchtigkeit gibt es viele dieser Fruchtkörper mit vielen Sporenpaketen – das konnte nur auf eine schlechte Ernte und teure Preise hindeuten. Die kleinen, linsenförmigen Sporenpakete werden vom Regen als Ganzes herausgeschleudert oder von Vögeln verspeist, die sie für Samen halten. Die Sporen überstehen die Darmpassage unbeschadet und werden so verbreitet. Wir haben Gestreifte Teuerling auf einem vermodernden Zweig entdeckt.
Zum Glück war dies nicht der einzige Fund, den wir bei unserem Pilzkurs heute auf dem Antikhof Drei Eichen bei Torsten Laskowski finden konnten. Trotz der Trockenheit gab es einiges zu entdecken, auch wenn die typischen Mykorrhizapilze wie Maronen und Steinpilze leider keine Fruchtkörper gebildet haben. Die fleischartige Ochsenzunge haben wir verköstigt und eine kleine Krause Glucke konnten wir immerhin mit allen Sinnen kennenlernen. Hier ist auch der Geruch ganz typisch.
Außerdem haben wir potente Vitalpilze gefunden, die auch in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) beliebt sind: Birkenporling, Schmetterlings-Tramete, Klapperschwamm und Chaga. Ein weiterer spannender Fund waren die Austernseitlinge, die vermutlich aus Kulturen „entkommen“ sind, da die heimische Art erst nach dem Frost mit der Fruchtkörperbildung beginnt. Wegen des zarten Fleisches wird er auch „Kalbfleischpilz” genannt. Im Alter wird das Fleisch allerdings zäh. Dieser Pilz ist nicht nur geschmacklich ausgezeichnet, sondern auch sehr gesund. In der TCM wird er vor allem zur Stärkung der Venen und Sehnen eingesetzt, darüber hinaus schätzt man seine antibiotischen und den Cholesterinspiegel regulierenden Eigenschaften. Es ist auch bemerkenswert, wie variabel die Fruchtkörper aussehen können.
Da ein paar Kinder mit dabei waren, haben wir auch Bällchen aus Weißfäule geformt und mit kleinen Tintlingen „gestempelt“. Die mitgebrachten Schopf-Tintlinge haben wir zu Tinte zerfließen lassen, um damit zu malen. Jung sind sie allerdings zu schade, um sie einfach zerfließen zu lassen, denn sie sind lecker und gesund. Vor allem in der fernöstlichen Heilkunde schätzt man ihre verdauungsfördernden und Blutzucker-regulierenden Eigenschaften. Studien haben auch die tumorhemmende und immunstabilisierende Wirkung belegt. Auch das Vitalpilzgetränk Kombucha stärkt das Immunsystem. Hier gibt es weitere Infos dazu.
Wie allgegenwärtig Pilze sind und unermüdlich Laub und Holz zersetzen, konnten wir in einem „Sternenmeer“ aus winzigen Schwindlingen (Marasmius bulliardii) erahnen – der gesamte Waldboden war übersät mit den winzigen Fruchtkörpern, die aus einzelne Laubblättern herauswuchsen. Er wird auch Laubstreu-Käsepilzchen oder Bulliards Käsepilzchen genannt. Die gesamten Funde dieses Tages sind beim Naturgucker nachzulesen. Auf der Webseite der Deutschen Gesellschaft für Mykologie e.V. gibt es noch viele weitere Infos und kreative Ideen und auf dieser Karte kann man einen Pilzsachverständigen finden, der die gesammelten Funde kontrolliert.
Nach der Exkursion haben wir uns mit Suppe und Pilzbutter aus Braunen Zuchtchampignons gestärkt. Sie ist mit vielen Pilzarten lecker. Am Nachmittag gab es kräftige Regenschauer und wir waren sehr froh in der gemütlichen, antiken Schankstube des Antikhofes warm und trocken untergebracht zu sein. Außerdem gab uns Torsten die Gelegenheit seine Restaurationswerkstatt zu besichtigen, wo er antike Möbel herrichtet. So war dieser Tag nicht nur wegen der Entdeckungen im Wald, sondern auch durch das besonderen Ambiente der Location ein rundum gelungenes Erlebnis, für das wir Torsten und allen Teilnehmern herzlich danken.