Endlich Pilze! Die Schweizer Berge haben uns beim zweiten PilzCoach-Treffen mit reichlich Regen und Pilzen beschenkt. So konnten wir neben zahlreichen hübschen und spannenden Pilzen auch einige Arten kulinarisch kennen lernen.
Dank der Koch-Begeisterung von Paola (oben rechts) und Stefan (unten rechts) haben wir die meisten Arten auch einzeln geschmacklich kennen gelernt. So gab es Chips aus Flaschen-Stäubling, Flockenstieligem Hexenröhrling und Steinpilz, kross gebratene Lachs- und Fichten-Reizker sowie eine Mischpilzpfanne aus Graublättrigem Schwefelkopf, Butter-Rübling, Reizker, Schopf-Tintling, Maronen-Röhrling, Samtigem Filzröhrling, Steinpilz und Lila Lacktrichterling und eine Polenta mit Gemüse-Trompetenpfifferlingen. Allesamt unglaublich köstlich! Allerdings war die Rohverkostung des Eispilzes (auch Zitterzahn genannt, Pseudohydnum gelatinosum) nicht jedermanns Sache.
Die gleich bei unserem ersten kleinen Spaziergang auf der Wiese gefundenen Parasolpilze waren leider nicht mehr frisch genug für die Zubereitung. Auch einige Fruchtkörper von Maronen-Röhrlingen und Steinpilzen hatten vermutlich schon einmal Frost abbekommen und wir haben sie nicht mehr gegessen. Die häufigste Art der Vergiftung ist der Verzehr essbarer Arten, die bereist verdorben sind. Darum hat die DGfM sog. Verbraucherschutztafeln heraus gegeben, denn auch im Handel sind Pilze leider immer noch nicht überall in der Kühlung, obwohl sie verderben wie rohes Fleisch oder Fisch! In diesem Video von uns haben wir am Beispiel von Maronen-Röhrlingen ebenfalls gezeigt, wie man frisches und altes Pilzfleisch erkennen kann.
An einem abgestorbenen Stamm haben wir zahlreiche Arten entdecken können, die gerade Fruchtkörper gebildet haben: Grünblättrige Schwefelköpfe, Runzelige Schichtpilze, Flache Lackporlinge und Gelbe Nitrat-Helmlinge. Letzere haben uns mit ihrem starken Geruch nach Chlor („Hallenbad“) beeindruckt und der Lackporling wird als „designer´s mushroom“) auch als „Schreibtafel“ benutzt. Wir haben auch ein Exemplar mit sog. Zitzengallen gefunden, die von den Larven der Pilzfliege Agathomyia wankowiczii hervorgerufen werden. Zunderschwamm haben wir bei den Buchen vergeblich gesucht. Doch wir haben mit dem Feuerzeug an einem Rotrandigen Baumschwamm gezeigt, wie sich diese beiden oft sehr ähnlichen Arten unterscheiden lassen, wenn der typische rote Rand fehlt. Die Kruste des Zunderschwammes „schmilzt“ mit beim Erhitzen mit einem Feuerzeug nicht, sondern nur beim Rotrandigen Baumschwamm, der ebenso an Laub- wie an Nadelholz zu finden ist. Das das nasse und kalte Wetter hat uns gelehrt, was für eine Kunst es ist, nur mit Feuerstein und Zunderlappen ein Feuer zu entfachen.
Einen Schopf-Tintling haben wir zu Tinte zerfließen lassen. Diese Tinte ist licht- und dokumentenecht und man kann heute noch in über 100 Jahre alten Dokumenten mikroskopisch nachweisen, dass mit dieser Tinte geschrieben wurde und herausfinden, welche Art von Tintling verwendet wurde. Mit dem Speise- und Giftpilz-Poster haben wir ein Spiel zum Zuordnen gespielt und jeder konnte sich aus den ausgedruckten Tattoos einen Pilz seiner Wahl auswählen.
Die gallertigen Buchenkreislinge waren für das Tastspiel (von Albin Huber) besonders gut geeignet und die Buchen-Schleimrüblinge haben uns beeindruckt, wie sie den gesamten Stamm einer alten Buche hinauf sichtbar waren. Unsere Funde haben wir mit den Begriffskarten systematisch in eine Pilzausstellung verwandelt. Eine unglaubliche Fülle! Die Arten sind beim Naturgucker eingestellt und dort sind auch einige Fotos zu sehen. Die beiden giftigsten Vertreter waren die Gift-Häublinge an einem Baumstamm und der kleine Grüne Knollenblätterpilz („Death Angel“), der noch halb in seiner Gesamthülle steckte.
Die größte Herausforderung im Reich der Pilze ist vermutlich, sich nicht von der unglaublichen Artenfülle erschlagen zu lassen, sondern das Unbekannte zu feiern und sich über die vielen Farben, Erscheinungsformen und immer wieder neuen Entdeckungen zu freuen. Uns hat auch das Ambiente der Naturfreundehütte, das leckere Essen, die Natur, die musikalischen Einlagen und vor allem das tolle Miteinander in der Gruppe voller Naturverbundenheit und Dankbarkeit berührt. Bleibt ein riesengroßes DANKE von uns voller Vorfreude darauf, dass wir uns im nächsten Jahr wieder sehen und gemeinsam auf Entdeckungsreise gehen werden!