Bunt und kreativ: PilzCoach-Abschluss in den Schweizer Bergen – 22.-23. September 2023

Nun hat die 2021 und 2022 in den Schweizer Bergen gestartete PilzCoach-Ausbildung ihr krönendes Finale gefunden. Im Vorfeld hat Kira Mayr wieder einmal die idyllische Berghütte gemietet und unsere Zusammenkunft auf über 1200 m Höhe bestens geplant. Die Abschlusspräsentationen waren bunt und abwechslungsreich. 

Paola hat mit uns ihre Erfahrungen mit der nicht immer einfachen Pilzzucht geteilt. So haben wir erfahren, wie wichtig ein feuchter und schattiger Standort ist und dass nicht alle Pilzarten gleich gut für die verschiedenen Substrate geeignet sind. Die Limonen-Seitlinge auf gekochtem Roggen haben sehr gut funktioniert. Auch sollte gut auf das Sterilisieren und Beschriften geachtet werden! Heike hat uns von ihrem Pilzfavoriten, dem Zunderschwamm, viele spannende Facetten der Verwendung berichtet. Sie hat für jeden von uns ein Stück Zunderschwamm-Seife mit wertvollen ätherischen Ölen gesiedet. Lauge für die Erkennung vom Zunderschwamm und weitere Chemikalien für die Pilzmikroskopie gibt es im Shop von Andreas Gminder.

Angela hat uns ihre Pilzpapiere und künstlerischen Werke mit Sporenabdrücken vorgeführt. Sie hat die Sporenabdrücke laminiert und gescannt in verschiedenste Motiven verwandelt. Eine tolle Idee zum Nachmachen sind auch die Pilzpapierherzen aus verschiedenen Pilzarten – zum Teil aufwändig mit Pilzhäusern bemalt. Aus den bunt lackierten Lamellenabdrücken durften wir uns jeder etwas heraussuchen. Leider ist die Verarbeitung der verwendeten Lackfolie nicht für Kinderhände geeignet! Das von ihr erwähnte Pilzmärchen ist hier bei YouTube zu finden.

Bei einem kleinen Ausflug in die Natur haben wir trotz des insgesamt nicht üppigen Pilzvorkommens ein paar Maronen-Röhrlinge, Steinpilze, Trompeten-Pfifferlinge, Lachs-Reizker und Flockenstielige Hexenröhrlinge für unsere Pilzpfanne am Abend gefunden. Kira hat mit uns einen Kanon und ein Pilzlied gesungen. Julia hat uns am Beispiel von Myzel berichtet, wie wichtig die Pilze und eine achtsame Bodenbearbeitung im Gemüsebau sind. Sie hat uns den Unterschied zwischen Endo- und Ektomykorrhiza näher gebracht. Bei ersterer dringen die Pilzhyphen in die Zellen ein und es handelt sich um Arten, von denen wir in der Regel keine Fruchtkörper sehen. Die Ektomykorrhiza ist das, was wir von Arten wie den Wulstligen und Röhrlingen kennen. Sie bilden Fruchtkörper und ihre Hyphen legen sich wie ein Schutzmantel um die Wurzelhaare. Sie dringen nur bis zwischen die Zellzwischenräume der Pflanzen. Im Gemüsebau spielt die Endomykorrhiza (arbuskuläre Mykorrhiza) eine größere Rolle als die Ektomykorrhiza. Wichtig ist es für die Pilze und anderen Bodenorganismen Verdichtung und Überdüngung zu vermeiden. Mulchen ist eine gute Möglichkeit, die Feuchtigkeit zu halten. Einige der Gemüsepflanzen wie Buchweizen und Vertreter der Kreuzblütler und Gänsefußgewächse gehören zu den 5 % der Pflanzen bei denen keine Mykorrhiza beobachtet wurde. Doch auch für sie ist ein intaktes Bodengefüge von Bedeutung. 

Ekto- (links und Mitte)und Endomykorrhiza (rechts)

Wieder in der Hütte angekommen hat uns Linde die Parallelen und Unterschiede zwischen Pollen und Sporen näher gebracht und über die Komplexität der Fortpflanzung von Pilzen berichtet. Auf dieser Seite sind die Pollenfarben der einzelnen Pflanzen nach Blühterminen auffindbar. Katrin hat uns in einer Meditation in das Wood-Wide-Web reisen lassen und Mario hat eine wunderbar entspannende Pilz-Massage mit uns gemacht. Dank Marlene sind wir die ganze Zeit mit und ohne Pilzen köstlich und gesund verpflegt worden. Hier findet ihr das Rezept für die Pilzbutter. Das Einlegen von bitter oder scharf schmeckenden Milchlingen, die für eine „normale“ Zubereitung nicht geeignet sind, ist die „Finnische Pilzküche“. Hier gibt es weitere Infos zur Radioaktivität in Pilzen und eine Karte mit den stärker belasteten Gebieten. PilzCoach können für Kinder und Jugendliche das Motivationsabzeichen PilzCoach-Kids und Junior anbieten. Flyer für die eigenen Veranstaltungen gibt es über die DGfM und die Karten zum Gliedern einer Pilzausstellung gibt es als Download zum Ausdrucken. 

Am zweiten Tag haben wir eine Pilzwanderung über die mageren Wiesen bergaufwärts gemacht und einige Saftlinge sowie Spindelförmige Wiesenkeulen gefunden.

Saftlinge sind teils nur mikroskopisch bestimmbar, sie gedeihen
nur auf mageren Standorten und sind eine Augenweide

In dem kalkreicheren Waldstück waren wir sehr gespannt, ob die Herkuleskeulen diese Jahr wieder Fruchtkörper gebildet haben – und tatsächlich hatten wir Glück! Hier haben wir auch Netzstielige Hexenröhrlinge gefunden, sogar eine Varietät mit roten Hutfarben, die uns erst einmal ganz schön Rätsel aufgegeben hat. Die rote Linie, die sich im Querschnitt unter dem Schwamm zeigt, ist ein sehr gutes Merkmal für ihre Erkennung von Netzstieligen Hexenröhrlingen. Eine Liste all unserer gefundenen Pilzarten und weitere Fotos sind beim Naturgucker eingestellt

Wer sich weiter mit dem unendlichen Reich der Pilze beschäftigen möchte kann dies auch Online mit der NABU/Naturgucker-Akademie tun. Hier ist neben dem ersten Kurs von uns nun auch der zweite Teil fertig. 

Nach diesen zwei Tagen ging es bereichert mit vielen neuen Eindrücken, Ideen und Erlebnissen wieder auf den Rückweg den Berg hinunter. Wir sind voller Dankbarkeit für diese schöne Zeit die nicht nur pilztechnisch sondern für Leib und Seele ein Genuss war! 

Rita & Frank
Rita & Frank

Hallo, mein Name ist Rita,

seit meiner Kindheit bin ich gerne in der Natur unterwegs und mache dort unzählige kleine und große Entdeckungen. Die Faszination dieser unerschöpflichen Quelle von bunten Formen, spannenden Beobachtungen und leckeren Pflanzen und Pilzen treibt mich auch heute noch an. Das Biologie-Studium und meine anschließende Promotion mit Schwerpunkt Botanik hat mir einiges an Fachwissen gebracht, doch mich auch nahezu das Staunen und die Ehrfurcht und Demut vor der Schöpfung vergessen lassen – all dies und noch viel mehr habe ich wieder gefunden. Bei verschiedenen Bildungseinrichtungen biete ich Seminare zu Pflanzen und Pilzen an – inzwischen meist zusammen mit meinem Mann Frank. Außerdem male und fotografiere ich gerne was mich selber begeistert und baue dies in unsere Lehrmaterialien und Bücher ein, die ich zusammen mit Frank verfasse und gestalte.

Hallo, mein Name ist Frank,

Vögel haben mich bereits sehr jung fasziniert und seit meiner Jugend begeistere ich mich für Outdoor- und Survival-Aktivitäten, sei es mit dem Kanu in Kanada oder auf verschiedenen Wegen in Skandinavien. Als Zahntechniker ist dies auch ein guter Ausgleich zu meiner ansonsten eher „indoor“ stattfindenden Arbeit. Seit den nun fast 30 Jahren, die Rita und ich gemeinsam in der Natur unterwegs sind, habe ich einiges an Pflanzen- und Pilzkenntnissen hinzu gewonnen. Mein Part in unseren gemeinsamen Seminaren ist es, aufzupassen, dass es nicht zu „akademisch“ wird – und immer wieder allgemeine Fragen zu stellen und „die Bodenhaftung“ zu behalten. So ist aus unseren gemeinsamen Entdeckungen zum Beispiel die Ausbildung zum PilzCoach entstanden.

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