Detektivische Pilzpirsch bei der PilzCoach-Ausbildung in Loccum – 8. bis 9. März 2025

Die diesjährige PilzCoach-Ausbildung beginnt dieses Wochenende im Denkhaus Loccum bei schönstem Sonnenschein. Im März Pilze suchen? Das hat sich bestimmt so manch einer der anreisenden angehenden PilzCoach gefragt. 

Doch gerade um diese Jahreszeit, wenn noch nicht so viele Fruchtkörper sprießen, lässt sich das „Lebewesen Pilz“ nahezu überall entdecken, wenn der detektivische Spürsinn aktiviert wird: als Myzel im Laub oder im verrottendem Baumstumpf, als Muster im oder auf dem Holz oder anhand der typischen netzförmigen Strukturen, wie sie der Hallimasch ausbildet. Wir finden auch Weiß- und Braunfäule und aus dem weißfaulen Holz, das durch die zersetzende Arbeit verschiedener Pilzarten weich geworden ist, formen wir „Naturmurmeln“.

Doch es gab auch ein paar Fruchtkörper zu entdecken, auch einige winzige, die wir später mit dem Stereomikroskop genau unter die Lupe nehmen. Unsere Funde und ein paar Fotos sind beim  beim NABU/Naturgucker eingetragen. Auf dieser Plattform haben wir auch eine kostenlose Online-Fortbildung erstellt, für diejenigen, die sich weiter mit dem Reich der Pilze beschäftigen möchten. Im November halten wir dort einen Vortrag über Pilze. Auf der Seite pilze-deutschland.de könnt ihr ebenfalls Fundorte von Pilzarten nachschlagen.

Am Nachmittag wird aus Birkenporlingen Papier geschöpft und Funken aufgefangen mit Zunderschwamm. Zunderartikel wie unsere aus rumänischer Handwerkskunst, könnt ihr bei Peter bekommen. Als weiterführende Literatur über das Wirken der Pilze empfehlen wir zur Mykorrhiza „Die Weisheit der Wälder“, zur Waldwirtschaft „Der Holzweg“ und zu Pilzen allgemein Das geheimnisvolle Leben der Pilze: Die faszinierenden Wunder einer verborgenen Welt No fungi no future: Wie Pilze die Welt retten können‚ sowie das  Buch von Merlin Sheldrake ‚Verwobenes Leben‘ und von Paul Stamets ‚Fantastische Pilze‘ – auch der Film „Fantastische Pilze“ hat tolle Aufnahmen und Animationen. Unser Interview mit Prof. Hannes Knapp könnt ihr hier anschauen.

Am Sonntag geht es frisch gestärkt mit dem leckeren Kakao mit „Lions Mane“ (Igel-Stachelbart) wieder bei strahlendem Sonnenschein in den Wald. Wenn du die Trinkschokolade bestellen möchtest gibt es mit diesem Gutscheincode 10 % Nachlass: kreativpinsel. Heute finden wir einige ähnliche Baumpilze, die wir mit dem Feuerzeug und Lauge genauer untersuchen. Den Rotrandigen Baumschwamm erkennt man daran, dass seine Kruste beim Erhitzen „schmilzt“ und Blasen wirft. Der Zunderschwamm wird mit Lauge rotbraun und der Flache Lackporling gelblich. Lauge bekommt man – wie viele weitere Reagenzien – bei Andreas Gminder.

Der Fenchelporling lässt sich sehr gut an seinem intensiven Duft erkennen. Hier können wir an den eingewachsenen Blätter auch gut erkennen, dass Porlinge Hindernisse einfach umwachsen. An Birkenstämmen finden wir Chaga, ein Vitalpilz, der auch Schiefer Schillerporling genannt wird. Neben der Gesellschaft für Vitalpilzkunde können wir auch das Buch von Jürgen Guthmann zu diesem Thema empfehlen. 

Schleimpilze können wir ebenfalls entdecken. Sie sind wiederum ein eigenes Reich, das der Naturfilmer Karlheinz Baumann in beeindruckenden Zeitraffer-Aufnahmen in dem faszinierenden Film „Als wären sie nicht von dieser Welt“ vorstellt. Wir finden weitere Pilzarten, die beim NABU/Naturgucker zu finden sind. Wir sprechen auch über Speise- und Giftpilze und die Listen zum Nachschlagen bei der Deutschen Gesellschaft für Mykologie. Pilze lassen sich unterschiedlich leicht anbauen. Austernseitlinge lassen sich sogar auf Kaffeesatz kultivieren, so wie PilzCoach-Ausbilder Wolfgang Friese dies auf seiner Seite beschreibt. Pilzbrut und viele Tipps findet ihr hier

Mit zwei gleich langen Stöcken haben wir die Höhe einer Birke ermittelt. Dies ist für Mykorrhizapilze interessant. Sie können ungefähr so weit vom Stamm entfernt wachsen, wie der Stamm hoch ist, da ihre Wurzeln so weit reichen.

Am Nachmittag geht es mit der Herstellung von Pilzmodellen wieder kreativ zu. Dazu haben wir Zucht-Champignons mit Alginat und Gips abgeformt. Die alternative Verwendung mit Silikon für große Pilzfruchtkörper und eine Methode über Latexmilch stellen wir ebenso wie die filigranen Modelle mit speziellem Silikon auf YouTube vor. Wer sich nicht selber weiter damit beschäftigen möchte, bekommt bei Thomas Müller wunderschöne, wetterfeste Pilz-Modelle aus Keramik. 

Die Shirts und Produkte mit meinen (Ritas) gezeichneten Motiven, wie wir sie getragen haben, findet ihr hier und in diesem kurzen und auf andere Art in diesem Video erkläre ich wie das Anpassen auf die eigenen Bedürfnisse geht. Die Motive zum Download findet ihr hier.

Fazit: was für ein sonniges und inspirierendes Wochenende voller Entdeckungen. Vielen Dank an alle Teilnehmenden für eure Freude und euer Dabeisein – und dem Team vom Denkhaus für die gute Organisation und das leckere Essen. Wir freuen uns schon jetzt auf den Herbst, wenn es mit der PilzCoach-Ausbildung weiter geht. 

Rita & Frank
Rita & Frank

Hallo, mein Name ist Rita,

seit meiner Kindheit bin ich gerne in der Natur unterwegs und mache dort unzählige kleine und große Entdeckungen. Die Faszination dieser unerschöpflichen Quelle von bunten Formen, spannenden Beobachtungen und leckeren Pflanzen und Pilzen treibt mich auch heute noch an. Das Biologie-Studium und meine anschließende Promotion mit Schwerpunkt Botanik hat mir einiges an Fachwissen gebracht, doch mich auch nahezu das Staunen und die Ehrfurcht und Demut vor der Schöpfung vergessen lassen – all dies und noch viel mehr habe ich wieder gefunden. Bei verschiedenen Bildungseinrichtungen biete ich Seminare zu Pflanzen und Pilzen an – inzwischen meist zusammen mit meinem Mann Frank. Außerdem male und fotografiere ich gerne was mich selber begeistert und baue dies in unsere Lehrmaterialien und Bücher ein, die ich zusammen mit Frank verfasse und gestalte.

Hallo, mein Name ist Frank,

Vögel haben mich bereits sehr jung fasziniert und seit meiner Jugend begeistere ich mich für Outdoor- und Survival-Aktivitäten, sei es mit dem Kanu in Kanada oder auf verschiedenen Wegen in Skandinavien. Als Zahntechniker ist dies auch ein guter Ausgleich zu meiner ansonsten eher „indoor“ stattfindenden Arbeit. Seit den nun fast 30 Jahren, die Rita und ich gemeinsam in der Natur unterwegs sind, habe ich einiges an Pflanzen- und Pilzkenntnissen hinzu gewonnen. Mein Part in unseren gemeinsamen Seminaren ist es, aufzupassen, dass es nicht zu „akademisch“ wird – und immer wieder allgemeine Fragen zu stellen und „die Bodenhaftung“ zu behalten. So ist aus unseren gemeinsamen Entdeckungen zum Beispiel die Ausbildung zum PilzCoach entstanden.

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