Das Varatal zeigt sich im Sommer voller Blüten und Sonnenschein. Wir verbringen hier mit gleichgesinnten Naturfreunden eine traumhafte Woche voller Blumen, Sonne und Fröhlichkeit in der ligurischen Bergwelt bei Annemarie und Peter Karasch.
Am Sonntag machen wir einen ersten Spaziergang zur Kirche von Teviggio – zur Abkühlung gibt es einen Abstecher zu einer kleinen Badestelle im überraschend kalten Bach, das nicht nur Trüffelhund Leo gefallen hat. Am Abend sind dann alle Teilnehmenden eingetroffen und genießen die leckere Küche von Annemarie und Peter mit regionalen Produkten und Gemüse aus dem eigenen Garten.
Am Montag zeigt uns Annemarie, wie man aus den blühenden Lavendeltrieben Duftkörbchen bindet. Eine nahezu zahme Eidechse begleitet unsere kreative Arbeit und lässt sich sogar aus der Hand füttern. Am Nachmittag entdecken wir bei unserer Wanderung nach Porciorasco viele Blumen, Heilpflanzen und Pilze. Für eine Mahlzeit reichen die gefundenen Totentrompeten und Röhrlinge leider nicht, doch spannend sind sie allemal. Zurück im schattigen Innenhof gibt es eine Fundbesprechung und unsere Funde sowie weitere Fotos sind beim Naturgucker eingestellt.
Dienstag ist Markttag im kleinen Städtchen Varese Ligure, so dass wir gleich morgens zum Stadtbummel aufbrechen. Auch die traditionelle Herstellung von Stempel für die Croxetti ist stets einen Besuch wert. Früher gab es zahlreiche Familien, die so ihre Nudeln mit eigenem Familienwappen zubereitet haben.
Im Anschluss besuchen wir die Bio-Kräutermanufaktur Piccolo Erbe. Beeindruckt haben uns dort die riesigen „Cardy“ (Cynara cardunculus), eine Sortengruppe der Artischocke, die dort angepflanzt wird, um Marienkäfer als Nützlinge für den biologischen Pflanzenschutz zu locken. Die fleischigen Blattstiele können auch als Gemüse zubereitet werden. Es sind Korbblütler, die außer ihrem Namen keine Verwandtschaft mit Kardengewächsen teilen. Auf dem Rückweg holen wir unser köstliches Trinkwasser aus einer Quelle am Berghang. Abends verköstigen wir die mitgebrachten „Pilz des Jahres Pilse“, sie sind bald wieder bei der kleinen Familienbrauerei bestellbar. Ein traumhafter Tag, der mit den ersten blinkenden Glühwürmchen einen gebührenden Abschluss findet.
Mittwoch starten wir mit Annemarie, Peter und ihrem Trüffelhund Leo auf Trüffelsuche. Es dauert gar nicht lang, dann hat Leo eine erste Trüffel gefunden. Doch nicht alles, was Trüffel heißt ist wertvoll und essbar – so klärt uns Peter auf. Trüffeln sind aus ganz verschiedenen evolutionären Linien entstanden, und Hirschtrüffeln sind beispielsweise einzig für das Wild eine Delikatesse. Doch Leo findet auch zwei Arten aus der Gattung Tuber, der echten Trüffeln, eine Sommer-Trüffel (Tuber aestivum) und eine Rotbraune Trüffel (Tuber rufum).
Es gibt auch ein paar weitere Pilzfunde, die alle beim Naturgucker eingetragen sind. Zwei hübsche Filzröhrlinge können wir ohne Mikroskop leider nicht bis zur Art bestimmen. Wieder zurück im kühlen Innenhof gibt uns Peter anhand der Trüffeln eine Einführung in diesen spannenden Bereich der Pilzkunde und einen Einstieg in die Mikroskopie. Wer mehr darüber erfahren möchte, dem können wir seinen kostenlosen Online-Vortrag bei der NABU/Naturgucker-Akademie empfehlen. Es gibt auch zwei allgemeine Pilzkurse dort, die wir gemeinsam erstellt haben. Der Nachmittag ist der Kreativität gewidmet und je nach Temperament klecksen oder malen wir mit Tinten, biegen Drähte zu Naturschmuck oder flechten ganz entspannt weitere Lavendelkörbchen.
Donnerstag geht es bereits morgens früh hinauf in den Zauberwald am Monte Gottero. So verbringen wir die Mittagshitze dort inmitten der knorzigen Buchen bei angenehmen 19 Grad – was wir witzigerweise an dem im Wald angebrachten Thermometer ablesen können. Auch die Wiesen auf dem Weg dorthin stehen in voller Blütenpracht und so sind beim Naturgucker sehr viele Fotos und Beobachtungen eingetragen. Das Ausgraben von Erdkastanien (Bunium bulbocastanum), einem Doldengewächs, das wir noch nie in freier Natur gefunden haben, ist für uns besonders spannend. Es wächst hier in großer Anzahl auf den Bergwiesen, neben vielen weiteren Heil- und Genusspflanzen wie Steinklee, Wiesen-Margerite, Malve und Johanniskraut.
Den letzten gemeinsamen Tag sammeln wir bei unserer Entdeckungstour zur Kirche von Teviggio Kräuter für ein Öl (medizinisch oder kulinarisch) und eine Tinktur. So fangen wir uns das Aroma und die Blütenpracht der ligurischen Bergflora zum Mitnehmen ein. Das Tausendgüldenkraut ist eine seit dem Altertum als Bittermittel hochgeschätzte Heilpflanze, die in Deutschland geschützt ist. Hier ist sie weit verbreitet und wir können ihre blühenden Triebe sammeln und eine Tinktur herstellen.
Conny hat die Idee, auszuprobieren, ob sich mit dem Echten Labkraut Frischkäse herstellen lässt. Dafür zerkleinern wir das Kraut samt Blüten und hängen es über Nacht in einem Teefilter bei Zimmertemperatur in Milch – und siehe da: am nächsten Morgen, dem Abreisetag, gibt es köstlich frischen, butterweichen Käse zum Kosten!
Was für eine Woche voller Inspiration, Entdeckungen und Sonnenschein. Vielen Dank an Annemarie und Peter für die köstliche Verpflegung, allen Teilnehmenden für eure Entdeckerfreude, Fröhlichkeit und dass ihr diese Tag mit uns geteilt habt.