Drei Tage lang erkunden wir zusammen mit Pilzbegeisterten vom Heinrich Lübke Haus aus die Wiesen und Wälder rund um das Seminarhaus. Am Montag geht es in ein Waldgebiet, dass vor 12 Jahren komplett abgeholzt war. Inzwischen wachsen dort wieder einige Laub- und Nadelbäume, einige Douglasien sind angepflanzt worden, der Rest ist von alleine aufgelaufen. Es gibt jede Menge Pilze zu entdecken, von Hallimasch in allen Altersstadien über Rauch- und Grünblättrige Schwefelköpfe bis zu Steinpilzen. Unsere Artenliste ist mit einigen Fotos beim NABU/Naturgucker eingetragen. Wir fachsimpeln über echten Pilzschutz statt Fruchtkörperschutz, forstwirtschaftliche Praxis und empfehlen als Literatur hierzu den „Holzweg“ und von Suzanne Simard „Die Weisheit der Wälder“.
Wir sortieren unsere Funde systematisch nach ihren Fruchtschichten und der Sporenfarbe. Die Begriffkarten von Barbara und Volker dienen als Grundlage dafür. Einige Fruchtkörper legen wir zum Aussporen aus. Mit Stereomikroskopen erkunden wir faszinierende Mikrostrukturen und bestimmen wir unsere Funde mithilfe verschiedenster Literatur.
Dienstag erkunden wir am Vormittag die mageren Grünflächen rund um das Heinrich Lübke Haus. Durch die extensive Bewirtschaftung sind hier zahlreiche typische Arten zu finden, wie Jungfern-Ellerlinge, Wiesenkorallen und Saftlinge. Eine Besonderheit sind die Raupenpilze, die wir hier ebenso entdecken können. An einem Exemplar gelingt es sogar die Puppe als Wirt für den parasitierenden Pilz aus dem Boden zu bekommen. Auf www.pilze-deutschland.de kann die Verbreitung dieser und anderer Arten nachgeschaut werden. Als Tipp zum Nachschlagen bekommen wir die Seite https://www.passion-pilze-sammeln.com empfohlen.
Am Nachmittag geht es in die Uferbereiche des Möhnesees mit altem Baumbestand und verschiedenen Baumarten. Wir finden Zunderschwamm und Birkenporling, die beiden Arten, die Ötzi, die Gletschermumie mit sich getragen hat. Aus Zunderschwamm werden in Rumänien kunsthandwerklich nach alter Tradition immer noch Taschen, Hüte und andere Gegenstände hergestellt.
Die Gruppe des parallel stattfindenden Seminares mit Benedikt van Acken hat sogar den Igel-Stachelbart (Hericium erinaceus) oder „Lions Mane“ gefunden. Wir haben den passenden Kakao dazu mit und konnten eine leckere Kostprobe trinken. Er steht auch auf der Liste der Speisepilze. Solch eine Liste gibt es auch für Giftpilze und Arten, die umstritten sind. Einige werden immer noch auf ihre radioaktive Belastung untersucht, Infos hierzu gibt es auf der Seite der DGfM. Die kostenlosen Fortbildungen der NABU/Naturgucker-Akademie sind hier zu finden.
Am Mittwoch erkunden wir weiter den Waldbestand entlang des Möhnesee und finden einige weitere Arten, die ebenfalls beim NABU/Naturgucker eingetragen sind. Besonders imposant sind die Austernseitlinge, die wir im Uferbereich finden können. Da es bisher kaum Frost gegeben hat vermuten wir, dass sie aus einer Pilzkultur „entflohen“ sind.
Fazit: Wir haben die Tage hier in NRW sehr genossen, tolle Pilzfunde gemacht und eine inspirierenden Zeit mit Gleichgesinnten verbracht. Vielen Dank an Benedikt van Acken für die gute Organisation, an das Team vom Seminarhaus für die angenehmen Rahmenbedingungen und allen die dabei gewesen sind für ihre Begeisterung!