Dem Novembergrau zum Trotz verbringen wir dieses Wochenende voller Farbe, Fröhlichkeit und Inspiration. Das verdanken wir den Teilnehmern unser diesjährigen PilzCoach-Ausbildung im Denkhaus Loccum mit einer unglaublich abwechslungsreichen und vielfältigen Palette von Pilz-Themen.
So erfahren wir, dass die Herstellung von Soja-Sauce eine mehrere Jahrhunderte alte Tradition hat und die Fermentation auf Basis von Pilzen geschieht – ein aufwändiger Prozess der mehrere Wochen dauert. Wir bekommen präsentiert, wie Pilze mit allen Sinnen als vernetzte Elemente in der Natur vorgestellt werden können. So gesellen sich zum Steinpilz beispielsweise in Wort und Bild dargestellt Stieglitz, die Steileiche sowie weitere Lebewesen der Natur mit diesen Anfangsbuchstaben. Damit bei der musikalischen Präsentation nicht vergessen wird, dass Fliegenpilze giftig sind, bekommt das Kinderlied eine weitere Strophe.
Faszinierend wie Pilzpapier, mit eine einfachen Basteltechnik mit Basteldraht verarbeitet und ins rechte Licht gerückt, echte Hingucker entstehen. Ein pädagogisches Setting bei dem sich die Teilnehmer – neben der Wissensvermittlung – auch in ihrer Selbstwirksamkeit und ihrem kreativen Ausdruck erleben können.
Die „besondere Pilzsuche“ ist eine tolle Möglichkeit, um ohne Artenkenntnisse auf die Suche nach Fruchtkörpern zu gehen und die Faszination ihrer Vielfältigkeit zu erleben. Auch für uns ist es überraschend, wie viele bunte, kleine oder große, intensiv duftende, sich besonders anfühlende oder skurril geformte Pilze wir in kurzer Zeit im Herbstlaub entdecken. Dabei ist der Warzige Drüsling (ein Gallertpilz) der Star der Kategorie sich besonders anfühlender Fruchtkörper und die Hexenröhrlinge die Favoriten im Größenrekord. Uns hat es sehr gut gefallen die gefundenen Fruchtkörper in gemeinsame Kategorien einzusortieren und im Wald so anschließend ein hübsches „Mandala“ zu hinterlassen. Auch das Spiel „Pilze sind fast überall“ macht uns Spaß und es ist interessant, dass es oft mehrere Denkansätze gibt, als auf den ersten Blick vermutet. Außerdem entdecken wir auf dem Gelände des Denkhauses Pantherpilze in verschiedenen Altersstadien und intensiv duftende Gurken-Schnitzlinge. Unsere Artenliste gibt es wieder beim NABU/Naturgucker zum Nachlesen.
Frisch gestärkt mit Kaffee, Kuchen und Kakao geht es farbig zu. Wir bekommen einen Einblick wie Pilze biotechnologisch eingesetzt werden können und Beispiele aus der Forschung mit Schwefelporlingen und Zottigen Schillerporlingen vorgestellt. Ein Bereich voller Möglichkeiten und Potential für unseren Zukunft! Ganz handfest geht es bei der Herstellung von Farben aus getrockneten Pilzen zu. Nun heißt es Auswählen, Mörsern und Mischen. Wir entscheiden uns für Zimtfarbene Weichporlinge, Flechten und Schopf-Tintling. So wird die Tinte bzw. das Pilzpulver wahlweise mit Eigelb oder farbloser oder weißer Acrylfarbe angerührt und auf Rahmen oder Holzpilze aufgetragen. Beeindruckend ist die leuchtend grüne Farbe der Flechten – eine Symbiose aus Algen, Bakterien und Pilzen die sich ebenfalls für die Kreativwerkstatt eignen. Wir bekommen weitere tolle Bastel- und Kreativideen vorgestellt: Moosgummi als Stempelvorlage für Papier oder Stoffdruck und die getrockneten, hohlen Stiele von Champignons für Ketten, Ringe oder Armbänder. Bei einem Duft-Memory-Spiel erfahren wir wie sehr sich selbst getrocknete Pilze unterscheiden lassen.
Doch auch ganz ohne Farbe ist das Reich der Pilze ebenso spannend. Wie bei einem Scherenschnitt werden Kontraste sichtbar und es können Merkmale und Eigenschaften herausgestellt werden, die sonst nicht ins Auge fallen. Dies wird bei der Präsentation „von weiß auf schwarz“ und „schwarz auf weiß“ deutlich. Dabei darf es auch philosophisch zugehen und Parallelen zwischen Pilzwelt und Ökonomie betrachtet werden. Schließlich wünschen wir uns alle eine nachhaltige und tragfähige Zukunft auf unserem blauen Planeten. Darüber hinaus bekommen die PilzCoach auch noch ein paar Tipps mit auf den Weg um sich nicht im Steuerdschungel zu verlaufen.
Nun darf wieder gespielt werden. Pilz-Memory und „Wer bin ich?“ anhand von liebevoll gestalteten Holzkärtchen und in verschiedenen Abwandlungen. An diesen Beispielen bekommen wir vorgestellt, wie sich unser Blickwinkel von dem einer künstlichen Intelligenz unterscheidet und dass solche „einfachen“ Spiele selbst Mathematik und Statistik verständlich rüberbringen.
Bei einem Theaterstück mit Figuren erleben wir den Moosmann und eine Flechte als Hauptakteure – in den Nebenrollen ein Gold-Röhrling und Kartoffelbovist. Solche Figuren sind im Internet erhältlich und können auch mit einfache Mitteln (Holzstab, Stoff, Pappe und eine Kugel aus leichtem Material) gebastelt werden. Sie sind eine gute Möglichkeit um komplexe Vorgänge in der Natur verständlich zu erklären. Es ist spannend für uns zu hören, dass die Ablenkung durch die Sprecher am geringsten ist, je weniger diese durch Tücher o.ä. versucht werden zu verstecken.
Dass Hunde zur Pilzsuche eingesetzt werden ist nicht neu – doch es ist erstaunlich, bei der Vorstellung der „Hundeabenteuer“ zu sehen, wie eine gute Story in kreative Suchaufträge eingebunden Pilzkunde vermittelt und Mensch und Hund dabei gemeinsam etwas erleben, die Sinne trainieren und Spaß haben. Genauso wie es die Botschaft am Ende verrät: „Gemeinsam sind wir stark“.
Last but not least geht es wieder hinaus in die Natur. Wir spielen ein weiteres Spiel aus dem Bayrischen Pädagogikleitfaden „Schneck schleckt Pilz weg“. Auch diesmal in einer Abwandlung, die uns gut gefällt: jeder verzehrte Pilz wird selber zur Schnecke, so dass sich die Schnecke schließlich mehrmals teilt, bis sie auch den letzten Pilz erwischt hat. Zum Ende bekommen wir ein Elfchen mit auf den Weg.
Hier unsere gesammelten Tipps zur weiteren Beschäftigung mit den Pilzen:
- Die Sonderausstellung „FASZINATION PILZE – Geheimnisvolle Alleskönner“ läuft noch bis zum 06.07.2025
- Der faszinierende Film zu den Schleimpilzen
- Kostenlose Online-Fortbildung bei der NABU/Naturgucker-Akademie
- Ratespiel und Karten für verschiedene Spielvarianten zum Ausdrucken
Fazit: Wir gratulieren allen Teilnehmenden und danken ganz herzlich für ihren einzigartigen Beitrag, der das Ganze zu einem gemeinsamen Feuerwerk an Pilzthemen voller Inspiration werden lässt: kreativ, sinnlich, interessant, fröhlich, überraschend, wissenschaftlich, experimentell, spielerisch und eben so wie wir alle sind: Menschen voller Neugierde und Freude am Entdecken, Beitragen und Teilen. Auch dem Team vom Denkhaus ein großes Lob und Dankeschön, wir haben uns wieder sehr wohl hier gefühlt.