Von Süß- und Sauergräsern: Gräserbestimmung in NRW

Dieses Wochenende haben wir uns in der Biologischen Station Kreis Recklinghausen der Bestimmung von Gräsern gewidmet. Dabei ist der neue Rätselpfad Gräserbestimmung zum ersten Mal zum Einsatz gekommen. Um die Blüten und weiteren Merkmale in voller Schönheit zu betrachten, haben wir Stereomikroskope verwendet. 

Als erstes haben wir uns rund um die Station auf die Suche gemacht – um dann unsere Funde wie bei einem Memory-Spiel zuzuordnen. Bei Arten wie der Tauben Trespe (Bromus sterilis) gelingt das durch die langen Grannen viel leichter als bei anderen Arten aus der Gruppe der Rispengräser. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Gräser – wie andere Blütenpflanzen auch – ihre Erscheinung von der Knospe bis zur Fruchtbildung stark verändern. Einige Arten kann man auch schon bei durch die Berührung erkennen. So fühlt sich das Wollige Honiggras (Holcus lanatus) sehr weich an und das Knäuelgras (Dactylis glomerata) hat stark gekielte Blätter und abgeflachte Triebe. Die borstigen Blätter der Draht-Schmiele (Avenella flexuosa) fühlen sich „ölig“ an, wenn man an ihnen entlangstreicht. Dieses Gras ist eine Zeigerpflanze für magere, saure Standorte.

Nachmittags haben wir uns mit der grundsätzlichen Einteilung der Grasartigen in die 3 Familien Binsengewächse, Süß- und Sauergräser vertraut gemacht. Bei einem Ausflug in den Wald haben wir weitere Gräser entdeckt. Bei der Flatter-Binse (Juncus effusus) haben wir ausprobiert, wie sich das Mark aus dem Stängel lösen lässt. Früher wurde es als Lampendocht verwendet – das kann man heute natürlich immer noch ausprobieren. Außerdem gab es noch viele weitere Schönheiten zu entdecken, unsere Artenliste ist beim NABU/Naturgucker eingestellt.

Am Sonntag haben wir in einem weiteren Waldgebiet das Pfeifengras (Molinia caerulea) betrachtet. Es ist an den nahezu knotenlosen Halmen und Härchen gut zu erkennen. Sie befinden sich dort, wo sonst das Blatthäutchen zu finden ist. Seinen Namen verdankt es der ehemaligen Nutzung zum Reinigen langer Tabakspfeifen. Außerdem wurde es als Streupflanze verwendet. Als Futtergras ist es wegen des hohen Zellulosegehalts und der schlechten Verdaulichkeit weniger attraktiv. Beim NABU/Naturgucker sind unsere weiteren gefundenen Gräser eingestellt. 

Das Grannen-Ruchgras (Anthoxanthum odoratum) enthält ebenso wie Waldmeister Cumarin. Dadurch bekommt vor allem das gemähte Heu seinen typischen Duft. Carmen hat uns einen geflochtenen, getrockneten Zopf mitgebracht, den sie zum Räuchern geflochten hat – ähnlich wie dies bei indigenen Völker Nordamerikasmit dem Süßgras (Hierochloë odorata) eine lange Tradition hat. Das Buch der Biologin Robin Wall Kimmerer beschreibt dies sehr anschaulich. 

Am Teich schauen wir uns die verschiedenen Blühstadien der Wald-Simse (Scirpus sylvaticus) an und bestaunen die langen Triebe vom Schilf (Phragmites australis). Es hat eine unglaubliche Wuchskraft und kann täglich bis zu 3 cm wachsen und bis zu 4 m hoch werden. Es liefert ein gutes Beispiel für die Selbstregulationskraft der Natur. Die Raupen der Schilfeule (Nonagria typhae) klettern in die Stängel und fressen von innen die Halme und Vegetationskegel. Im nächsten Jahr bildet das Schilf aus dem Wurzelstock der geschädigten Pflanzen heraus für die Verpuppung der Raupen zu enge Halme, so dass die Raupen sich dort nicht mehr entwickeln können und das Gleichgewicht wieder hergestellt wird.

In diesem kurzen und auf andere Art in diesem Video erkläre ich wie die Shirts und Produkte mit meinen (Ritas) gezeichneten Motiven auf die eigenen Bedürfnisse angepasst werden. Wenn ihr ein Motive in unserer Bildergalerie findet, dass ihr gerne dort eingestellt haben möchtet, schreibt mir eine Mail und ich stelle es gerne dort ein.

Fazit: Wir danken allen Teilnehmenden herzliche für die Begeisterungsfähigkeit für diese oft übersehenen Schönheiten – und Heike Kalfhues für die super Organisation! Der Rätselpfad hat seine erste „Feuerprobe“ überstanden und wir wünschen weiterhin viel Freude bei der Bestimmung und dem Genießen der Natur. 

Rita & Frank
Rita & Frank

Hallo, mein Name ist Rita,

seit meiner Kindheit bin ich gerne in der Natur unterwegs und mache dort unzählige kleine und große Entdeckungen. Die Faszination dieser unerschöpflichen Quelle von bunten Formen, spannenden Beobachtungen und leckeren Pflanzen und Pilzen treibt mich auch heute noch an. Das Biologie-Studium und meine anschließende Promotion mit Schwerpunkt Botanik hat mir einiges an Fachwissen gebracht, doch mich auch nahezu das Staunen und die Ehrfurcht und Demut vor der Schöpfung vergessen lassen – all dies und noch viel mehr habe ich wieder gefunden. Bei verschiedenen Bildungseinrichtungen biete ich Seminare zu Pflanzen und Pilzen an – inzwischen meist zusammen mit meinem Mann Frank. Außerdem male und fotografiere ich gerne was mich selber begeistert und baue dies in unsere Lehrmaterialien und Bücher ein, die ich zusammen mit Frank verfasse und gestalte.

Hallo, mein Name ist Frank,

Vögel haben mich bereits sehr jung fasziniert und seit meiner Jugend begeistere ich mich für Outdoor- und Survival-Aktivitäten, sei es mit dem Kanu in Kanada oder auf verschiedenen Wegen in Skandinavien. Als Zahntechniker ist dies auch ein guter Ausgleich zu meiner ansonsten eher „indoor“ stattfindenden Arbeit. Seit den nun fast 30 Jahren, die Rita und ich gemeinsam in der Natur unterwegs sind, habe ich einiges an Pflanzen- und Pilzkenntnissen hinzu gewonnen. Mein Part in unseren gemeinsamen Seminaren ist es, aufzupassen, dass es nicht zu „akademisch“ wird – und immer wieder allgemeine Fragen zu stellen und „die Bodenhaftung“ zu behalten. So ist aus unseren gemeinsamen Entdeckungen zum Beispiel die Ausbildung zum PilzCoach entstanden.

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