Am Freitag haben wir die erste Pilzwanderung mit Ellen Kaettniß und „ihrer“ Yoga-Gruppe in das Waldstück hinter dem Hotel Forstmeister gemacht. Noch bevor wir den Wald erreicht hatten, konnten wir zerfließende Fruchtkörper des Schopf-Tintlings, Pilz des Jahres 2024, finden. Tintlinge heißen so, weil ihre Hüte mitsamt des schwarzen Sporenpulvers zu licht- und dokumentenechter Tinte zerfließen. Man kann heute noch in über 100 Jahre alten Briefen ihre Sporen betrachten und mit dem Mikroskop herausfinden, welche Arten verwendet wurden. Für kulinarische Zubereitung sind die Fruchtkörper nur so lange geeignet, wie ihre Hüte rein weiß sind. Im Wald haben wir viele schöne Pilzfunde machen können.
Es hat uns besonders gefreut, dass wir die Rauch- und Grünblättrigen Schwefelköpfe direkt nebeneinander vergleichen konnten. Während die essbaren Rauch- oder Graublättrige Schwefelköpfe keine grünen Farbtöne in den Lamellen und einen eher beigen Stiel haben lassen sich die ungenießbaren Verwandten durch die grünlichen Lamellen und den nahezu neongelben Stiel unterscheiden. Letztere sind leider viel häufiger da sie Laub- und Nadelholz zersetzen, während die essbaren Rauchblättrigen Schwefelköpfe nur an Nadelholz vorkommen. Büschelig wachsende Speisepilze an Holz dürfen auf keinen Fall mit Gift-Häublingen verwechselte werden! Neben Zunderschwamm und Schmetterlings-Tramete, einem geschätzten Vitalpilz, haben wir noch einige weitere Funde machen können die beim Naturgucker eingetragen sind.
Mit den Kräuterpädagogen „in die Pilze“
Am Samstag sind wir dann mit den Kräuterpädagogen „in die Pilze“ gegangen. Gleich zu Beginn unserer Tour haben uns die prächtigen Pfifferlinge begeistert, die wir finden konnten. Direkt daneben wuchsen auch zahlreiche Trompeten-Pfifferlinge – ihre ebenso essbaren Verwandten, die auch zu den Leistenpilze zählen. Im Gegensatz zu den Falschen Pfifferlingen besitzen diese beiden Arten keine Lamellen und ihre Leisten sind fest mit dem Hutfleisch verbunden und viel unregelmäßiger gegabelt als die ihres Verwechslungspartners, der wegen der gleichmäßig gegabelten Lamellen auch Gabelblättling genannt wird.
„Einsteigerpilze“, d.h. Röhrlinge, haben wir leider nur sehr wenige finden können – unter anderem eine Birken-Rotkappe, einen winzigen Flockenstieligen Hexenröhrling sowie eine paar Maronen- und Rotfuß-Röhrlinge. Leider gehören Maronen-Röhrlinge zu den Pilzarten, die Radioaktivität anreichern. Eine Karte mit den besonders belasteten Gebieten dazu gibt es hier. Grünblättrige Schwefelköpfe haben wir zum Färben gesammelt.
Unsere Funde haben wir als kleine Ausstellung im Pavillon aufgebaut und einige Arten für Sporenabdrücke über Nacht ausgelegt. Dies dient der Bestimmung und kann auch kreativ verarbeitet werden. Die gefundenen Arten sind beim Naturgucker eingetragen.
Am Sonntag haben wir zum Vertiefen der verschiedenen Lebensweisen der Pilze den „Kanon der Pilze“ von Albin Huber gesungen. Diesen Kanon findet ihr in den waldpädagogischen Handreichung – ebenso wie viele weitere tolle Spiele und Aktionen. Natürlich haben wir auch weitere Arten entdeckt, die beim Naturgucker zu finden sind. Über die Community dieser Beobachtungsplattform konnten wir auch herausfinden, dass die Schnecke unter der Rinde ein Schwarzer Schnegel ist. Besonders begeistert hat uns ein Hexenring aus wunderschönen Korallen. Solch ein Hexenring wächst in 200 Jahren ca. 50 m. So war der von uns gefundene Korallenpilz etwa 8 Jahre alt. Vom Hallimasch, dem größten Lebewesen der Erde, haben wir winzige junge Fruchtkörper unter der Rinde entdecken können. An einer Birke waren mehrere alte und ein frischer Fruchtkörper des Birkenporlings zu finden. Er ist ein Vitalpilze, der als Tinktur, Tee oder in Pulverform (meist als Kapseln) beliebt ist. Er liefert auch sehr schönes weißes Pilzpapier. Begeistert hat uns auch die Hexenbutter, ein Schleimpilz. Kristin, die Gründerin und Herausgeberin der Holunderelfe hat uns ihr neues Kartenprojekt vorgestellt, an dem auch Birgit Weiß und ich mit meinen Zeichnungen, beteiligt sind.
Während draußen eine weiße Welt voller Hagelkörner entstanden ist, haben wir uns kulinarisch vom Hotel verwöhnen lassen, angeschaut welche Teile vom Zunderschwamm für Kunsthandwerk und zum Funkenauffangen verwendet werden und Frank hat für uns auf der Terrasse mit den zerkleinerten Schwefelköpfen Wolle und ein Seidentuch gefärbt.
Die T-Shirts mit den von mir gezeichneten Naturmotiven findet ihr hier. Wie ihr die Motive anpassen könnt zeige ich in diesem kurzen und auf andere Art in diesem Video. Die kostenlose Online-Schulung bei der NABU/Naturgucker-Akademie findet ihr hier. Flyer und Informationsmaterialien für eure eigenen Veranstaltungen, wie wir sie ausliegen hatten, bekommt ihr hier.
Mit dabei waren u.a. Birgit, Sonja, Kristin, Conny und Marina
Fotos von Birgit Weiß
Unser Fazit: Ein wunderschönes buntes und inspirierendes Wochenende! Vielen Dank an Gerolf für deine fröhliche Begleitung, Birgit für die super Organisation, dem Team des Hotels für die freundliche Bedienung und das lecker Essen. Wir kommen gerne wieder!