Am Wochenende waren wir bei der „Wilden Möhre“ in der wunderschönen Natur der Eifel. Zu Beginn haben wir uns mit dem Blütenaufbau vertraut gemacht und die Malvenblüten mit ganz neuen Augen wahrgenommen. Wir konnten sogar die stacheligen Pollenkörner auf den Narben entdecken und nachvollziehen, wie sich in jeder Blüte zuerst die Staubblätter entfalten und den Blütenstaub abgeben, bevor die weiblichen Narben empfangsbereit werden. Dieses Prinzip verhindert Selbstbefruchtung und garantiert die genetische Vielfalt und Anpassung an Umweltveränderungen. Zum Bewundern der Schönheit dieses Mikrokosmos passt das Lied „How could anyone” von Shaina Noll.
Olaf hat uns zu unserem Startpunkt in der Nähe des „Schwarzen Mannes“ gefahren und eine Einführung in das Gebiet gegeben. Von dort aus sind wir durch die abwechslungsreiche Wald-, Moor- und Wiesenlandschaft gewandert. Bei einem kleinen Exkurs in das Reich der Pilze hat uns Frank mit dem Feuerzeug gezeigt, wie der Rotrandige Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) durch das „schmilzen“ der Kruste zu erkennen ist. Beeindruckt haben uns Fruchtkörper des Zunderschwammes (Fomes fomentarius), die nach dem Umfallen des Baumes ihre Fruchtkörper wieder so weiterwachsen lassen, dass die Sporen geschützt auf der Unterseite abgegeben werden, dies nennt man Geotropismus. Die Fruchtkörper des Reishi (Ganoderma lucidum) waren vom letzten Jahr und für eine Anwendung leider nicht mehr brauchbar, doch vom Chaga (Inonotus obliquus) konnten wir noch etwas ernten und am nächsten Tag einen Tee zubereiten. Nach dem Picknick ging es frisch gestärkt auf einem Holzsteg weiter durch das Moor. Etwas Torfmoos konnten wir zwischen dem Wald-Schachtelhalm entdecken. Es wurde früher so verwendet, wie wir heute unsere Mullbinden einsetzen.
Das Mark der Flatter-Binsen wurde von unseren Ahnen als Lampendocht genutzt. Wir haben es abends auf der Terrasse ausprobiert: Es funktioniert mit Öl ebenso wie mit Bienenwachs. Dann haben wir uns auf die Suche nach Baumperlen gemacht. Sie entstehen dort, wo der Baum einmal am Stamm eine Wunde verschlossen hat – gesammelt werden sie nur dort, wo sie sich leicht vom Baum lösen. Dies war bei den größten Exemplaren an einem alten Stamm noch nicht möglich. Doch Dank Utes geschulten Auge haben wir auch einige Baumperlen gefunden, die wir mitnehmen und weiter bearbeiten konnten. Das Vorkommen von Stinkmorcheln war durch den teilweise intensiven Duft nur zu erahnen – die Fruchtkörper und ihre Jungstadien, die Hexeneier, haben wir nicht entdeckt.
Als Vollschmarotzer haben wir an einer offenen Waldstelle beim Besenginster die Ginster-Sommerwurz (Orobanche rapum-genistae) entdeckt. Eine Artenliste ist bei Naturgucker eingestellt. Dank der hilfsbereiten Community dort ist inzwischen auch herausgekommen, dass unser grüner Star eine Blattweste aus der Gattung Rhogogaster und der gelb-schwarze Käfer auf dem Wiesen-Bärenklau ein Gefleckter Schmalbock ist. Die Gallen konnte ich mit Hilfe dieser Seite als Buchengallmücke(Mikiola fagi) bestimmen. Außerdem haben wir jede Menge interessanter Objekte mitgenommen, die am Nachmittag mit den Binokularen (Stereomikroskopen) angeschaut wurden. Dies erlaubte eindrucksvolle Einblicke in die Mikrowelt der Pflanzen, Tiere und Pilze. Unglaublich, was uns beim bloßen Hinschauen mit den Augen alles entgeht. Die Mikroskope haben wir mit 10- und 30- sowie 20- und 40-facher Vergrößerung.
Am Sonntag haben wir uns eine artenreiche Orchideenwiese angeschaut. Betreten haben wir dieses unter Naturschutz stehende Kleinod nicht, doch auch über den Zaun konnten wir Fuchssches Knabenkraut (Dactylorhiza fuchsii),Waldhyazinthen (Platanthera chlorantha), Arnika (Arnica montana) und Heil-Ziest (Stachys officinalis) entdecken. Diese Wiese ist so artenreich, da sich dank des mageren Standortes keine Pflanzenart dominant durchsetzen und die anderen verdrängen kann. Außerdem wird sie bis in Juli hinein nicht bewirtschaftet. Auf weiteren Wiesen konnten wir Bärwurz (Meum athamanticum) und Arnika aus der Nähe bewundern. Es gab einige weitere Arten und einige Fotos, die der Liste bei Naturgucker hinzugefügt werden konnten. Die drei „durcheinander“ wachsenden Moose an einem Standort haben uns auf die Idee gebracht, am Nachmittag das Moos-Memo-Spiel zu spielen. Dazu haben wir 5 Moose mitgenommen und jedes Polster einer Art in zwei Teile geteilt. Nun sollte gerätselt werden, welche zusammen gehören. Unsere Moose waren für die geübten Augen viel zu einfach gewählt. Im Null komma nix und mit bloßem Auge waren alle zugeordnet. Das Zuordnen der Namen ist weitaus schwieriger – mit dem Rätselpfad sollte dies bei solch häufigen Moosen möglich sein.
Als Kostprobe gab es den Kaffee mit Stachelbart von Andreas Lackmann und das Vitalpilzgetränk Kombucha. Hier findet ihr das Rezept und was ihr noch daraus herstellen könnt.
Mit dem Handy haben wir einige Aufnahmen durch eines der Okulare gemacht. Das Bedrucken von Utes Shirt bot eine kreative Abwechslung. Dazu haben wir Blätter aus der Natur mit Ginas Stofffarbe eingepinselt und mit einer Rolle aufgepresst – super einfach und ein toller Effekt! Zuhause muss es nur noch gebügelt werden, damit die Farbe hält.
Fazit: Hexeneier haben wir nicht gefunden, aber jede Menge Magie, Spaß und spannende Entdeckungen. Allen Teilnehmer herzlichen Dank fürs Dabeisein und Gina und Olaf für die super Orga und das leckere Essen.