Bärwurz, Wiesen-Kerbel & Co – Doldenblütler-Bestimmung im Erzgebirge 23.-24. Juli 2022

Dieses Wochenende haben wir mit den Kräuterpädagogen aus dem Erzgebirge in Schönheide verbracht. Unser Interesse galt der Bestimmung von Doldenblütlern. Bei unserer Exkursion in der näheren Umgebung haben wir Bärwurz, Wiesen-Bärenklau, Wald-Engelwurz, Wiesen-Kerbel, Behaarten Kälberkropf und Wilde Möhre gefunden.

Bärwurz (Meum athamanticum) zu finden ist für uns immer wieder ein Genuss, da wir dieses seit Alters her geschätzte Heil- und Küchenkraut bei uns im Flachland nicht finden. Bärwurz hat ein feines, weiches und doch intensives und durchdringendes Aroma. Er schmeckt alleine kleingeschnitten auf einem Butterbrot köstlich und bereichert roh oder gekocht Salate, Kräuterquark, Kräuterbutter, Suppen, Saucen und vielerlei Wildgemüsegerichte. Jung können die gesamten Triebe mit den feinen Blättern verwendet werden. Die Blüten sind ebenso als essbare Dekoration geeignet. Die Wurzel bereichert seit alters her Kräuterliköre und Spirituosen und liefert die Grundlage des im Bayerischen Wald bekannten Bärwurz-Schnapses. Außerdem ist das Kraut sehr gesund. Sowohl Blätter als auch Samen oder Wurzel regen den Stoffwechsels und die Verdauung an. Sie können auch bei Menstruationsbeschwerden, Blasenleiden und nervösen und altersbedingten Herzbeschwerden eingesetzt werden. In der Homöopathie verwendet man Bärwurz vor allem gegen Fieber und Herzschwäche. Dieser Doldenblütler ist durch die aromatisch duftenden und fein gefiederte Blätter leicht kenntlich. Er besiedelt vor allem in den Mittelgebirgen Weiden, Magerwiesen und in lichten Laubwäldern eher sandigen bis lehmigen, magere und feuchte Böden.

Der Wiesen-Kerbel (Anthriscus sylvestris) ist ein ebenfalls geschätztes Heil- und Küchenkraut. Der vertraute Name sollte allerdings nicht darüber hinweg täuschen, dass es unzählige ähnliche und einige sehr giftige Doldenblütler gibt, wie Hundspetersilie und Gefleckten Schierling. Aus gutem Grund wurde die Krause Petersilie kraus gezüchtet: um folgenschwere Verwechslungen von Glatter Petersilie mit diesen Giftpflanzen zu vermeiden! Die Bestimmungsübungen mit unserem Buch und dem Rätselpfad haben gezeigt, dass es wirklich kniffelig ist, diese Arten auseinander zu halten – und auch die Arten aus der Gattung Kälberkropf (Chaerophyllum) sind zum Verwechseln ähnlich. Hier kommt es auf Details an. Gibt es eine Hülle und ein Hüllchen? Wie sehen die Früchte aus? Und noch herausfordernder wird es, wenn (wie momentan) die Blüten nicht mehr zu sehen sind. Gerade beim Behaarten Kälberkropf (Chaerophyllum hirsutum) ist das beste Merkmal, die behaarten Blütenblätter, jetzt nicht mehr sichtbar. Die Früchte sind für viele Arten charakteristisch – daher macht es Sinn, sich ein Herbarium für diese anzulegen.

Eine Hundspetersilie wurde zur Begutachtung mitgebracht. Sie hat ebenso wie der Gefleckte Schierling einen komplett glatten, kahlen Stängel. Die roten Flecken können beiden Arten einmal fehlen, ebenso wie der unangenehme Geruch – was die Erkennung dann nicht einfacher macht! Die rote Farbe wird durch Anthocyane hervorgerufen, sie dienen vor allem als Sonnenschutz und können durchaus fehlen. Es sind die gleichen Farbstoffe, die wir in Trauben, Kirschen und einigen roten bis blau-violetten Blüten als freie Radikalfänger schätzen.

Interessant war auch die verwildert im Wald gefunde Telekie (Telekia speciosa). Sie sieht dem Echten Alant (Inula helenium) zum Verwechseln ähnlich. Beides sind Korbblütler, die den Insekten reichlich Nahrung bieten und von vielen Insekten angeflogen werden. Bei genauem Vergleich mit dem Alant im Kräutergarten wurde deutlich, dass die Hüllblätter dieser Heilpflanze nicht zurückgebogen sind und die Blätter deutlich schmaler und unterseits hell behaart sind.

Telekie (Mitte), Alant (Links) und ein Blatt der Telekie zum Vergleich vor den Alant gehalten

Mit dem wunderschön blühenden Kräutergarten gab es auch rund ums Haus einiges zu entdecken – und Dank der Wildkräuter-begeisterten Küchenleitung auch kulinarisch zu genießen. Kein Wunder, sind die beiden Eigentümer des Hotels, Cornelia Göpel und Gerolf Seidel beide selber Kräuterpädagogen und naturbegeistert. So war jede der liebevoll zubereiteten Mahlzeiten ein Genuss für Auge und Gaumen gleichzeitig. Wir sind total begeistert von dem Hotel Forstmeister und der freundlichen und persönlichen Atmosphäre dort. Eine Blühwiese, Bienenbehausungen mit Gründach und ein angelegter Teich sorgen dafür, dass es auch den Tiere gut geht. Eine Erdkröte hat unsere abendliche Unterhaltung auf der blumig umrandeten Terrasse des Nachts belauscht – was sie sich wohl dabei gedacht hat? Auch die Natur dort mit dem Stausee, Wäldern und weiten Ausblick hat uns sehr gut gefallen.

Auf der Streuobstwiese haben wir einen kleinen Ausflug in das Reich der Pilze unternommen. Immerhin gedeihen 95 % aller Pflanzen und alle Doldengewächse in Symbiose mit Pilzen. Auch für die Zersetzung von Holz sind Pilze unverzichtbar. An einem Baumstumpf konnten wir sozusagen live dabei sein, wie ein Rotrandiger Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) diesen in Humus verwandelt. Dort wuchsen auch untypisch kleine Exemplare des Wiesen-Kerbels, die auf den ersten Blick so gar nicht nach ihren stattlichen Verwandten vom Waldrand aussahen. Auch hier sind es wieder Detailmerkmale, die für die Bestimmung wichtig sind. Von den Teilnehmern wurde auch weitere Doldengewächse mitgebracht und in kleinen Gruppen bestimmt. In der Holzhütte im Außenbereich hatten wir es ideal schattig und angenehm temperiert. Das Wetter hat uns das ganze Wochenende verwöhnt und es war T-Shirt-Wetter – eine ideale Gelegenheit unsere T-Shirts von Spreadshirt zu tragen. In diesem kurzen und diesem etwas ausführlicheren Video erkläre ich wie die Motive angepasst werden können.

Fazit: Dank der super Organisation von Birgit Weiß hat alles wunderbar geklappt und wir konnten ein spannendes und sonniges Wochenende in der Natur verbringen, das ganz im Zeichen der Doldenblütler stand. Danke auch allen Teilnehmern für die inspirierende und harmonische Atmosphäre, was bei so einem kniffeligen Thema nicht selbstverständlich ist!

Rita & Frank
Rita & Frank

Hallo, mein Name ist Rita,

seit meiner Kindheit bin ich gerne in der Natur unterwegs und mache dort unzählige kleine und große Entdeckungen. Die Faszination dieser unerschöpflichen Quelle von bunten Formen, spannenden Beobachtungen und leckeren Pflanzen und Pilzen treibt mich auch heute noch an. Das Biologie-Studium und meine anschließende Promotion mit Schwerpunkt Botanik hat mir einiges an Fachwissen gebracht, doch mich auch nahezu das Staunen und die Ehrfurcht und Demut vor der Schöpfung vergessen lassen – all dies und noch viel mehr habe ich wieder gefunden. Bei verschiedenen Bildungseinrichtungen biete ich Seminare zu Pflanzen und Pilzen an – inzwischen meist zusammen mit meinem Mann Frank. Außerdem male und fotografiere ich gerne was mich selber begeistert und baue dies in unsere Lehrmaterialien und Bücher ein, die ich zusammen mit Frank verfasse und gestalte.

Hallo, mein Name ist Frank,

Vögel haben mich bereits sehr jung fasziniert und seit meiner Jugend begeistere ich mich für Outdoor- und Survival-Aktivitäten, sei es mit dem Kanu in Kanada oder auf verschiedenen Wegen in Skandinavien. Als Zahntechniker ist dies auch ein guter Ausgleich zu meiner ansonsten eher „indoor“ stattfindenden Arbeit. Seit den nun fast 30 Jahren, die Rita und ich gemeinsam in der Natur unterwegs sind, habe ich einiges an Pflanzen- und Pilzkenntnissen hinzu gewonnen. Mein Part in unseren gemeinsamen Seminaren ist es, aufzupassen, dass es nicht zu „akademisch“ wird – und immer wieder allgemeine Fragen zu stellen und „die Bodenhaftung“ zu behalten. So ist aus unseren gemeinsamen Entdeckungen zum Beispiel die Ausbildung zum PilzCoach entstanden.

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