An diesem Wochenende startete die diesjährige PilzCoach-Ausbildung im Denkhaus in Loccum.
Bei unserer ersten kleinen Exkursion am Samstag haben wir bereits spannende Funde machen können, wie die Demarkationslinien im Holz, Striegelige Schichtpilze und Birkenporlinge. Unsere Fundliste ist beim Naturgucker eingetragen. Die Schleimpilze wie unser gefundener Stäublings-Schleimpilz gehören einem eigenem Reich an, das der Naturfilmer Karlheinz Baumann in beeindruckenden Zeitraffer-Aufnahmen in dem faszinierenden Film „Als wären sie nicht von dieser Welt“ vorstellt.
Aus Birkenporlingen haben wir Papier geschöpft. Wenn ihr gefallen daran gefunden habt schaut doch mal bei der Künstlerin und PilzCoach-Ausbilderin Tanja Major vorbei, die ihre Pilzpapierkunst international ausstellt. Den Zunderschwamm haben wir sicher bestimmt, indem wir ein Stück der Kruste mit Lauge versetzt haben – an der rotbraunen Farbe ist dieser gut zu erkennen. Der ebenfalls gefundene Flache Lackporling wird gelbbraun. Wir haben die typischen Gallen der Pilzfliege (Agathomyia wankowiczi) auf der Unterseite bestaunt und die Porenschicht des Lackporlings (artist‘s mushroom) als Schreibtafel ausprobiert. Auch als Zauberburg macht sich so ein Porling sehr gut.
Wir haben uns angeschaut, welche Bereiche des Zunderschwammes für kunsthandwerkliche Stücke verwendet werden. Unser Pilzfreund Peter Karasch hat eine traditionelle Handwerkerfamilie in Rumänien besucht, die diese alte Handwerkskunst noch betreiben und über ihn könnt ihr diese Artikel bekommen.
Bei der Exkursion am Sonntag hatten wir weitere spannende Funde, die ebenfalls beim Naturgucker eingestellt sind. Die Zimtfarbenen Weichporlinge waren noch vom letzten Herbst und schon ziemlich nachgedunkelt. Mit Lauge konnten wir durch die violette Farbe jedoch sicher nachweisen, dass es tatsächlich welche sind. Nun werden wir sie für das Färben im Herbst aufheben und dann verwerten. Die schon recht schrumpeligen Judasohren haben wir in Wasser wieder zum Quellen gebracht. Es ist beeindruckend, wie viel Wasser solche Gallertpilze aufnehmen und wie frisch sie dann aussehen, obwohl sie doch schon recht alt sind – darauf gilt es beim Sammeln der Fruchtkörper immer zu achten! Auch die kugelig eingetrockneten Wettersterne haben wir durch Befeuchten wieder dazu gebracht, ihre „Arme“ zu strecken. Diesen Mechanismus, sich bei Feuchtigkeit zu öffnen und trocken einzurollen, führe Wettersterne im Gegensatz zu Erdsternen unermüdlich bei jedem neuen Trockenen und Befeuchten durch. Leider sind sie viel seltener zu finden.
Neben dem leckeren Essen der Bildungseinrichtung, das uns mit einer Bratwurst aus Quorn ebenfalls pilzlich verwöhnt hat, haben wir auch weitere pilzliche Kostproben verköstigt. Das Rezept für die Pilzbutter aus den braunen Zucht-Champignons findet ihr hier zum Nachmachen. Den leckeren Kakao mit Stachelbart gibt es hier. Ebenso gesund aber nicht jedermanns Geschmack ist dagegen der Kombucha, ein Vitalpilzgetränk, das aus fermentiertem, gesüßten koffeinhaltigen Tee hergestellt wird. Der „Scoby“ (auch Kombuchapilz oder Teepilz genannt) kann auch kreativ eingesetzt werden. Über den Genuss von Hexeneiern haben wir uns nur unterhalten. Hier findet ihr zu dem angesprochenen Film.
Neben dem Finden von Fruchtkörpern an alten Baumstümpfen und verrottendem Holz haben wir auch das Fadenwesen Pilz selber aufgespürt: zwischen dem Laub und unter der Rinde sind die weißlichen Myzelstänge teilweise mit wunderschönen Mustern zu finden. Aus ihnen wachsen unter geeigneten Bedingungen dir Fruchtkörper heran. Diese dienen vor allem dem Zweck der Vermehrung und Anpassung an veränderte Lebensbedingungen. Infos wie sich dies vollzieht gibt es auf der Seite der DGfM,. Ebenso wie Abbildungen zu den Schlauch- und Ständerpilzen sowie einer Karte zur Strahlenbelastung oder Flyer und viele weitere Ideen zum Download. Die gedruckten Flyer für eure Veranstaltungen bekommt ihr hier. Die aktuelle Nomenklatur der Pilze findet ihr auf der Seite pilze-deutschland.de, hier könnt ihr nicht nur die aktuellen Namen nachschlagen, sondern auch schauen, wo diese Arten verbreitet sind.
Am Nachmittag haben wir uns der Herstellung von Pilz-Modellen gewidmet. Dazu haben wir Zucht-Champignons mit Alginat und Gips abgeformt. Die alternative Verwendung mit Silikon für große Pilzfruchtkörper und eine Methode über Latexmilch sind ebenso wie die filigranen Modelle mit speziellem Silikon auf YouTube zu sehen. Die Modelle von Thomas Müller aus Keramik, die wir euch vorgestellt haben, findet ihr hier. Die Vorlage für die Tattoos findet ihr auf der Seite der DGfM.
Unser kleiner „little brown mushroom“ hat uns einen schönen braunen Sporenabdruck geliefert. Was man hiermit ohne die Art zu kennen kreativ machen kann seht ihr hier. Die T-Shirts mit meinen Zeichnungen, findet ihr hier und eine Anleitung dazu in diesem Video, dann könnt ihr die Motive auf eure Bedürfnisse anpassen. Wer sich weiter mit dem unendlichen Reich der Pilze beschäftigen möchte kann dies auch Online mit der NABU/Naturgucker-Akademie tun. Hier ist neben dem ersten Kurs von uns nun auch der zweite Teil fertig.
Fazit: vielen Dank euch für ein Wochenende voller Entdeckungen und Fröhlichkeit. Wir freuen uns schon jetzt auf unsere Fortsetzung im Herbst und wünschen euch bis dahin noch viele schöne Naturerlebnisse mit und ohne Pilzen.