Dieses Wochenende verbringen wir bei schönstem Sonnenschein mit der PilzCoach-Ausbildungsgruppe im Denkhaus Loccum. Bei uns bilden die Pilze derzeit kaum Fruchtkörper und so sind wir schon vor Beginn des Kurses begeistert, wie viele Arten aus den verschiedenen Regionen von den Teilnehmenden mitgebracht werden!
Da geht es hinaus in den Wald direkt am Seminarhaus. Hier sind unsere Funde insgesamt auch recht bescheiden, doch ein paar spannenden Entdeckungen gibt es immer, wenn so viele Pilzbegeisterte auf Pirsch gehen. So faszinieren uns die mit UV-Licht fluoreszierenden Lamellen der Grünblättrigen Schwefelköpfe. Es sind gute Färbepilze, doch ihre Anzahl ist hierfür zu gering, so dass wir einfach ihr ökologisches Wirken und ihre Schönheit bewundern. Eichen-Wirrlinge wurden früher auch zum Striegeln von Pferden verwendet, sie zersetzen stets totes Eichenholz. Ebenfalls Zersetzer sind die vielgestaltigen Holzkeulen, die innen ganz weiß aussehen.
Am selben Stumpf wächst die vollkommen schwarze Fruchtform der Geweihförmigen Holzkeulen. Auch sie ist innen weiß gefärbt. Diese schwarzen Fruchtkörper ist die Hauptfruchtform (Ascus-Stadium), die „normale“ Sporen hervorbringt. Die viel öfter zu findenden oberwärts weißlichen Formen sind mit ihren sog. „Konidiosporen“ für die geschlechtslose Vermehrung zuständig. Diese beiden Formen von Vermehrung ist eine besondere Strategie dieser Pilze, zu der nur wenige Pilzarten fähig sind. Unsere Artenlise und einige Fotos sind beim NABU/Naturgucker eingetragen.
Nachmittags geht es ans Beizen. Außerdem sprechen wir über die unterschiedliche Bewertung verschiedener Quellen im Internet über den Gift- uns Speisewert verschiedener Pilzarten. Wir orientieren uns an den Listen der DGfM zu Speise- und Giftpilze. Auch solche, um die gerungen wird, sind hier aufgelistet. Der Frischezustand und die Lagerung von Marktpilzen ist ebenfalls ein Thema und wir schauen uns die Kriterien frischer Pilze auch anhand der Verbraucherschutztafeln der DGfM an. Der kleine Tintling, den wir finden, hat leider nicht genug reife Sporen für die Gestaltung von Figuren, auch zum Schreiben mit Tintlingstinte finden wir keine geeigneten Fruchtkörper. Wir bereiten das Färbegut durch Beizen mit Tonerdekaltbeize vor. Tierische Fasern sind generell zum Färben besser geeignet als pflanzliche.
Sonntag geht es in den Klosterwald Loccum. An einem alten Buchenstamm finden wir viele verschiedene Arten, die das Holz wieder in Humus verwandeln. Ein sehr junger Zunderschwamm lässt sich ebenso beschreiben wie Flache Lackporlinge – mit Lauge „beweisen“ wir seine Artzugehörigkeit, da sich die Kruste von ihm rotbraun färbt, während sie beim „Disigners Mushroom“ gelbbraun wird. Auch das größte Lebewesen der Erde, einen Hallimasch, können wir unter der Rinde entdecken. Es ist auch beeindruckend, wie vielgestaltig zwei Fruchtkörper einer Art aussehen können.
Star des Tages sind jedoch die Fruchtkörper der Ochsenzunge, die Edyta mit tatkräftiger Hilfe aus schwindelnder Höhe an einer alten Eiche erntet. Wir sind gespannt, wie die Kostprobe gefällt, denn wir mögen den säuerlichen Geschmack nicht besonders. Doch Geschmäcker sind verschieden und so werden auch einige Teilnehmenden die frischen Fruchtkörper eines Riesenporlings verköstigen. Immerhin entdecken wir auch einen winzigen Steinpilz und Kiefernbraunporlinge, mit denen wir färben werden. Unsere gesamte Artenliste ist beim NABU/Naturgucker mit einigen Fotos zu finden.
Bei unserer Diskussion über lesenswerte Bücher zu Naturthemen wurden „Die Weisheit der Wälder“ und „Geflochtenes Süßgras“ als sehr gut gelungener Spagat zwischen Fachbuch und Roman empfohlen, darüber hinaus die „Der Holzweg“ zur aktuellen Forstwirtschaft. Wenn ihrüber unser Buch „Pilze zum Genießen“ hinaus weitere Literatur zu Pilzen sucht, dann empfehlen wir ‚Das geheimnisvolle Leben der Pilze: Die faszinierenden Wunder einer verborgenen Welt‚ von Robert Hofrichter, Jan I. I. Lelley No fungi no future: Wie Pilze die Welt retten können‚ sowie das Buch von Merlin Sheldrake ‚Verwobenes Leben‘ und von Paul Stamets ‚Fantastische Pilze‘.
Der Geruchssinn spielt für die Bestimmung auch eine wichtige Rolle. Von Christina bekommen wir als Tipp um diesen zu trainieren diesen Film empfohlen. Bei einem Tast- und Riechspiel aus der Handreichung von Albin Huber können wir unsere Sinne schärfen. Während wir spielen köcheln unser Färbepilze und wir bestaunen anschließend das Ergebnis.
Fazit: Vielen Dank für dieses inspirierende und fröhliche Wochenende voller Sonnenschein, wie immer leckerem Essen im Seminarhaus und toller Naturerlebnisse. Jetzt freuen wir uns auf unser Abschlusswochenende im November und wünschen euch bis dahin noch viele schöne Pilzfunde und viel Spaß in und mit der Natur.