Am Wochenende waren wir zu Gast im Oberbergischen Kräuterhaus in Wiehl bei Ines Pack.
Trotz der 34 Grad am Samstag waren alle Teilnehmer hoch motiviert und wir haben auch eine kleine Exkursion in die Umgebung gemacht. Eine Besonderheit dort ist die im Wald wachsende Süßdolde (Myrrhis odorata). Ein Doldengewächs, das an den über 2 cm langen, anisartig-süßlich duftenden Früchten leicht zu erkennen ist, auch wenn die Blätter denen vieler anderer Arten ähneln.
Die Süßdolde wird seit alters her als Gewürz- und Duftpflanze geschätzt. Da sie dazu in allen Teilen essbar ist, bereichert sie die Wildkräuterküche. Auch die Volksmedizin schätzt sie und ein Auszug der ätherischen Öle sowie die getrockneten Früchte oder Blätter findet man in kosmetischen Produkten, Potpourris, Räuchermischungen und Kräuterkissen. Neben den dort wachsenden Doldenblütlern Giersch (Aegopodium podagratia), Wiesen-Kerbel (Anthriscus sylvestris), Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium), Klettenkerbel (Torilis japonica) und Kleine Bibernelle (Pimpinella saxifraga) habe wir uns auch mit der Lupe die männlichen und weiblichen Blüten der Brennnessel (Urtica dioica) angeschaut.
Es ist faszinierend, wie die vier Staubblätter sich zur Reife explosionsartig öffnen um den Blütenstaub (Pollenkörner) in die Luft zu entlassen, damit diese dann von den federigen, weißen Narben der weiblichen Pflanzen aufgefangen werden.
Zur Erfrischung gab es das Vitalpilzgetränk Kombucha, das Rezept und was ihr noch daraus herstellen könnt steht hier.
Am Sonntag haben wir die Mittagspause mit einer Führung durch den bezaubernden Garten von Ines und Martin Pack verbunden. Als Doldengewächse haben wir dort Taumel-Kälberkropf (Chaerophyllum temulum), Wilde Möhre (Daucus carota) und Petersilie (Petroselinum crispum) angeschaut. Petersilie ist eines der bekanntesten und beliebtesten Küchenkräuter. Um Verwechslungen mit der giftigen Hundspetersilie (Aethusa cynapium) oder dem Gefleckten Schierling (Conium maculatum) auszuschließen, wurden die Blätter kraus gezüchtet (Petroselinum crispum var. crispum). Petersilie wird seit dem Altertum medizinisch eingesetzt – von Früchten und Wurzeln schätzt man die harntreibende und verdauungsfördernde Wirkung. Früher kam das Kraut auch als Abtreibungsmittel und Aphrodisiakum zum Einsatz, daher kommt der Name „Petersiliengassen“ für das Rotlichtviertel. Schwangere sollten Petersilie maßvoll essen.
Taumel-Kälberkropf (rechts) und Petersilie (Mitte)
Es gab viele weitere Heilpflanzen zu bestaunen. Neben Nachtkerzen (Oenothera biennis), Odermennig (Agrimonia eupatoria), Mutterkraut (Tanacetum parthenium) und vielen weiteren Arten ist auffällig, dass Herzgespann (Leonurus cardiaca) dieses Jahr besonders kräftig gedeiht. Es unterstütz unter anderem dabei aus dem Herzen und im eigenen Rhythmus zu leben – Eigenschaften, die momentan wichtig scheinen. Es kann sehr gut mit Wolfstrapp (Lycopus europaeus) kombiniert werden. Außerdem hat uns Ines Tipps für das Arbeiten mit Jauchen und zur Anlage eines Kräutergartens gegeben. Kein Wunder dass sich in diesem bezaubernden Garten die Insekten wohlfühlen und nachts die Glühwürmchen tanzen.
Interessant ist auch die Betrachtung der Heilpflanzen über ihre „Temperamente“, eine traditionelle Anschauungsweise mit der bereits Hildegard von Bingen gute Heilerfolge erzielte, und die in der Scuola Medica in Napoli vermittelt wird. Am Nachmittag haben wir weiter das Bestimmen mit unseren Rätselpfaden, unserer App, dem Doldenbuch und verschiedenen Materialien geübt.
Allen Beteiligten herzlichen Dank für euer Dabeisein – es war ein für alle Sinne bereicherndes Wochenende!