Der Wald ist ein Wunderland – voller Klettermöglichkeiten, Krabbeltiere, Geheimverstecke. Und manchmal eben auch: voller Pflanzen, die zwar schön aussehen, aber kleine Entdecker besser nicht verspeisen sollten. Im Alltag eines Waldkindergartens kann man ihnen regelmäßig begegnen: Fingerhut, Maiglöckchen, Aronstab & Co. Doch wie gefährlich sind diese Pflanzen wirklich? Wie oft kommt es zu Vergiftungen? Und worauf achten Erzieher*innen, wenn Kinder mit leuchtenden Augen durchs Unterholz streifen?
All diesen Fragen sind wir heute im DRK-Waldkindergarten Hagenburg nachgegangen. Dazu haben wir vor Ort eine Exkursion gemacht und uns auf die Suche nach Giftpflanzen in der Umgebung des Bauwagens der Kita gemacht. Gefunden haben wir vor allem essbare Wild- und Heilpflanzen wie Wegerich, Wiesen-Bärenklau, Knoblauchsrauke und Sauer-Ampfer. Auch einige giftige Pflanzen wurden entdeckt – darunter Wald-Geißblatt, Salomonsiegel, Taumel-Kälberkropf, Stechpalme, Buschwindröschen, Scharfer und Kriechender Hahnenfuß, Wasserpfeffer und Efeu – und auch Holunder, Robinie, Springkraut und Waldmeister sind nicht unbedenklich genießbar. Von Holunder und Robinie sind nur die Blüten ohne Erhitzen essbar und Waldmeister ist nur vor der Blüte und in kleinen Mengen zu verwenden. Vom Springkraut sind die Samen lecker.



Doldengewächse waren ein spannendes Thema: durch die fehlende Behaarung sind tödlich giftige Arten wie Schierling und Hundspetersilie von anderen harmlosen Arten gut zu unterscheiden. Unsere Artenliste ist beim NABU/Naturgucker eingetragen. Pilze haben wir auch angesprochen – hier gibt es zum Glück in Mitteleuropa keine kontaktgiftigen Arten. Von den Pflanzen, die bei Berührung Probleme machen können, ist eigentlich nur der Riesen-Bärenklau wirklich gefährlich – sein Saft kann in Kombination mit Sonnenlicht zu schmerzhaften Hautreaktionen führen. Wer damit in Kontakt kommt, sollte die Haut schnell mit Wasser und Seife reinigen und vor Sonne schützen. Das oft gefürchtete Jakobs-Greiskraut ist dagegen bei Berührung völlig unbedenklich, und selbst die Brennnessel, so schmerzhaft sie manchmal ist, gilt traditionell als gesunde Wildpflanze mit heilenden Inhaltsstoffen.



Nach der Exkursion ging vor allem um die Erfahrungen der Giftnotrufzentralen, um das Risiko einzuschätzen. Hier sind ein paar interessante Infos von Dr. med. Katrin Romanek vom Giftnotruf München. Von ihr stammt auch dieser Leitfaden zum Vorgehen bei Vergiftungen. Bei den meisten Anrufen zu Pflanzen handelt es sich um Blätter oder Blüten von Zimmerpflanzen, Blumen aus dem Garten oder Beeren auf dem Spazierweg die von Kleinkindern versehentlich verschluckt werden. Zum Glück verläuft der Großteil solcher Fälle harmlos, manchmal zeigen sich leichte Symptome, meist reicht es, das Kind zu Hause gut zu beobachten. Hier sind die zehn am häufigsten angefragten Pflanzen der letzten drei Jahre des Giftnotrufes München mit Schweregrad aufgelistet.

Diese Auswertung des Giftnotrufs München zeigt: Unter den häufigsten Pflanzenvergiftungen der letzten drei Jahre lag der Anteil schwerer Verläufe bei unter 0,1 %. Das macht deutlich – ernsthafte Vergiftungen durch Pflanzen sind extrem selten und treten in der Regel nicht bei Kindern auf.
Bei Erwachsenen sind es häufiger Verwechslungen – etwa wenn essbare Kräuter mit giftigen Doppelgängern vertauscht werden. Besonders im Frühling häufen sich z. B. Vergiftungen durch Herbstzeitlose, die mit Bärlauch verwechselt wird. Schwere oder sogar lebensbedrohliche Vergiftungen sind zum Glück sehr selten – und treten fast nur dann auf, wenn bewusst große Mengen giftiger Pflanzen eingenommen werden, etwa im Rahmen eines Suizidversuchs oder zu Rauschzwecken. In solchen Fällen sind es meist dieselben besonders giftigen Arten, die immer wieder eine Rolle spielen: Eisenhut, Tollkirsche, Engelstrompete, Wasserschierling, Herbstzeitlose, Gefleckter Schierling, Stechapfel, Bilsenkraut, Wunderbaum, Germer, Fingerhut und Eibe.









Fazit: Unser Tag im Wald hat gezeigt: Auch wenn beim Waldkindergarten immer mal wieder giftige Pflanzen wachsen, ist die Gefahr einer ernsthaften Vergiftung für Kinder äußerst gering. Die meisten Pflanzenvergiftungen verlaufen harmlos – schwere Fälle sind extrem selten und betreffen fast nie Kinder. Mit achtsamen Erzieher*innen, gutem Wissen und einer Portion gesunder Vorsicht lässt sich der Wald ganz entspannt und sicher entdecken. Denn vor allem gilt: Die Natur ist kein Risiko – sie ist ein großartiger Lern- und Erlebnisraum.