Der Strand ist ein spannender Lebensraum. Auf dem weiten Sandwatt von St. Peter Ording haben wir die Kräfte von Wind und Wasser, Ebbe und Flut in den letzten Tagen besonders beeindruckend erlebt.
Algenherz entstanden aus Japanischem Beerentang gestaltet von den Gezeiten
Zweimal am Tag wird der Strand überspült um danach die weiten Sandflächen wieder frei zu geben. Muscheln, Algen, Seebälle, Strandkrabbe, Schlangensterne und viele weitere Funde gibt es zu entdecken. 2017 haben wir hier die Eihülle eines Rochens gefunden und Dank der Community des Naturguckers und dem Beachexplorer auch bestimmen können. In diesem Winter haben wir wieder interessante Funde gemacht und einige dort eingestellt.
Die Sandklaffmuschel ist häufig angeschwemmt und im schlammigen Bereich stecken ganze Schalen. Sie ist unsere größte einheimische Muschel. An ihren Zuwachsstreifen lässt sich – ebenso wie bei anderen Muscheln und Schnecken – das ungefähre Alter ablesen, ähnlich wie bei den Porenschichten der mehrjährigen Porlinge oder den Jahresringen der Bäume. Das älteste bekannte Tier der Welt ist eine mehr als 400 Jahre alte, vor Island gefundene Muschel.
Wusstest du, dass Tinte früher tatsächlich von Tintenfischen (Sepien) stammte? Caspar David Friedrich hat zum Beispiel einige Zeichnungen „in Sepia“ erstellt. Und was hat das mit den Strandfunden zu tun? Die Kalkschalen dieser Weichtiere sind häufig am Strand zu entdecken.
Eine der häufigsten Funde waren die Röhren der Bäumchenröhrenwürmer. Sie Würmer selber leben tief im Sandboden, doch ihre Röhren haben wir überall angeschwemmt entdeckt. Algen werden ebenfalls häufig angeschwemmt. Die Blasentange sind an den luftgefüllten Blasen gut zu erkennen, sie verleihen diesen Braunalgen Auftrieb. Noch größer sind die Laminarien. Das sind verschiedene Braunalgen, die unter Wasser ganze Tangwälder bilden – wertvolle Lebensräume von großer Artenvielfalt. Der Mensch nutzt sie vor allem für die Herstellung von Alginat – dies dient unter anderem zur Herstellung von Abdrücken mit denen Zahntechniker arbeiten. Sie befinden sich auch als Verdickungs- und Geliermittel vor allem in Kosmetika, Medikamenten, Tiernahrung und Düngemitteln.
Die Pfähle der Stelzenhäuser sind in den bei Flut überschwemmten Bereichen voller Seepocken. Mit ihren Borsten (Cirren) filtern aus dem Wasser Plankton, beim Trockenfallen verschließen sie sich mit festen Klappen. Dazwischen leben auch einige Miesmuscheln. Eine Muschel von 3 cm Länge filtert stündlich 1 l Wasser.
Hinter der Wasserkante – Dünen und Salzwiesen
Pflanzen erobern als Überlebenskünstler in den Grenzbereichen zwischen Meer und Land im ständigen Wettstreit mit den Kräften der Natur ihren Lebensraum. Dünen- und Salzpflanzen sind heftigen Winden, einer starke Sonneneinstrahlung, zeitweisem Wasser- und Nährstoffmangel und einer hohen Salzbelastung ausgesetzt.
Nur wenige Arten haben hierfür Anpassungsmechanismen entwickelt. Einige, wie beispielsweise der Queller der Salzwiesen, ähneln den Sukkulenten der Wüsten. Sie haben eine dicke Schutzschicht (Cuticula) auf ihrer Außenhaut, kleine oder schmale, harte Blätter mit verdickten Zellwänden für eine höhere Stabilität, sowie Speichergewebe für das sporadisch verfügbare Wasser. Außerdem steigern sie durch eine erhöhte Konzentration von Mineral- und Zuckerstoffen ihren osmotischen Druck in den Zellen, so dass sie auch auf den salzhaltigen Böden noch Wasser aufnehmen können. Ein kräftiges Wurzelwerk ist auch für die Verankerung im Boden sehr wichtig.
Dort wo die Wellen bei Sturmfluten direkt auf die Dünen treffen ist die Belastung am größten. Dies ist der Bereich des Spülsaumes und der ersten Primärdünen. Die Strandgräser (Strandroggen, Strandhafer und Strandquecke) festigen mit ihrem Wurzelwerk den sandigen Untergrund. Die erste dem Meer zugewandte Düne bezeichnet man als Weißdüne. Sie ist hauptsächlich aus feinstem Quarzsand aufgebaut, nährstoffarm und nur spärlich bewachsen. Bildet sich etwas mehr Boden auf den weiter vom Meer abgewandten Bereichen spricht man von Graudünen. Hier nimmt die Vegetation zu und es gedeihen auch Rosen, Silbergras und einige Flechten. Mit zunehmender Humusbildung entwickelt sich die Braundüne mit meist geschlossener Heidevegetation. Neben Krähenbeere, Besenheide und Tüpfelfarn können hier auch Gehölze Fuß fassen. In St. Peter Ording wachsen hier vor allem Kiefern (Pinus sylvestris). An einer der wenigen Buchen haben wir Austern-Seitlinge gefunden und an einem Birkenstumpf Schmetterlings-Trameten. Arten, die ebenso im Inland gedeihen.
Neben den Strandfunden in der Natur haben in den Stelzenhäusern weitere Funde gemacht, Sonnenuntergänge genossen und uns den Wind um die Nase wehen lassen. Ein toller Ort voller inspirierender Menschen, Eindrücke und grandioser Natur. Danke euch allen, die ihr unseren Weg gekreuzt habt!