Bei diesem Projekt der Abteilung Waldnaturschutz der NW-FVA (Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt) in enger Kooperation mit den Landesforsten gibt es insgesamt 256 Untersuchungsflächen (128 in 2022, 128 in 2023). Sie sind über ganz Niedersachsen verteilt und mit Punkten auf einer Karte gekennzeichnet. Daher beginnt der Tag des Feldmykologen mit dem A, der Anfahrt zu den Probeflächen (den Plots).
Es gilt also, den nächsten befahrbaren Weg zum Plot zu finden – ohne dass Gräben zu überwinden sind, unpassierbare Wege oder gesperrte Zufahrten. Hierbei zeigen sich auch mit doppelter Navigation die Tücken oft erst vor Ort: eine Fläche konnten wir nur über Umwege erreichen, weil ein Bauer die direkte Zufahrt mit einer Walze versperrt hatte. Ein anderer Landwirt hat uns freundlicherweise verraten über wessen Anwesen wir in das Waldstück gelangen. Auch einen Bach galt es zu überqueren, der zum Glück nicht besonders tief war. Manche Flächen lassen sich erfreulicherweise auch sehr bequem anfahren und die Versuchsfläche ist schon vom Auto aus ohne langes Suchen sichtbar.
In der Mitte der Versuchsfläche ist eine Markierung und von dort aus sind wir im Radius von 17,5 m ausgeschwärmt. Ist der Plot gefunden, heißt es also „B wie Bestimmen“ was mit der Lupe möglich ist. Also Augen auf, Stöckchen umdrehen, Stämme begutachten und alles dokumentieren, was sich finden lässt. Was nicht zugeordnet werden kann, kommt in eine Box. Die Stämme werden wieder in die ursprüngliche Lage gerückt – schließlich sind sie nicht nur Heimat der Pilze, sondern auch unzähliger weiterer Bewohner. Die Zeit, die für eine Versuchsfläche geeignet ist, richtet sich nach der Anzahl der Beobachter. Zu dritt auf Pilzpirsch ist die Zeit geringer als wenn Peter alleine die Fläche begutachtet.
Links: Spinnwebbecherchen (Arachnopeziza aurata)
Wir haben alleine auf Kiefernzapfen viele verschiedene Arten gefunden: Bittere Kiefern-Zapfenrüblinge (Strobilurus tenacellus), Ohrlöffel-Stachelinge (Auriscalpium vulgare), Jungfern-Weißhaarbecherchen (Lachnum virgineum). Der Kiefernzapfen-Kreisling (Cudoniella rubicunda) ist sogar ein Erstfund für Niedersachsen.
Bittere Kiefern-Zapfenrüblinge (Strobilurus tenacellus)
Jungfern-Weißhaarbecherchen (Lachnum virgineum)
Kiefernzapfen-Kreisling (Cudoniella rubicunda)
Die verschiedenen Waldtypen könnten unterschiedlicher nicht sein – was auch Sinn und Zweck dieser Untersuchung ist. Allerdings haben wir uns bei einigen Plots schon gewundert, dass ein Weg durch die Versuchsfläche führte oder die eine Hälfte in einer Windbruchfläche lag und die andere in einen mehr oder weniger intakten Wald überging.
Wir haben auch echte Schönheiten entdeckt, allerdings zeigt sich diese oft erst mit der Lupe oder noch besser mit dem Stereomikroskop, wie beispielsweise die orangefarbenen Schildborstlinge (Scutellinia crinita), Geschmückten Helmlinge (Mycena amicta) oder Spinnwebbecherchen (Arachnopeziza aurata, oben). Auch an alten Fruchtkörpern von Pilzen machen sich wiederum andere Pilzarten zu schaffen, wie der Birkenporling-Kissenpustelpilz (Hypocrea fungicola) den wir auf den Birkenporlingen vom letzten Herbst gefunden haben.
Schildborstlinge (Scutellinia crinita, unten links)
Geschmückten Helmlinge (Mycena amicta, oben Mitte)
Birkenporling-Kissenpustelpilz (Hypocrea fungicola, oben Links und Rechts)
Den Geweihförmigen Schleimpilz (Ceratiomyxa fruticulosa, links) habe wir in vielen Plots und verschiedenen Altersstadien gefunden. Auch winzige Fruchtkörper gilt es zu entdecken, wie die Schilf-Spaltlippe (Lophodermium arundinaceum, rechts) auf den Halmen des Schilfes – oder Rostpilze auf Maiglöckchenblättern (Mitte).
In der Unterkunft angekommen werden die Funde aus der Box weiter untersucht. Peter mikroskopiert und bestimmt die meisten der Funde. Hier geht es je nach Gattung um ganz unterschiedliche Merkmale – meist sind es Sporenform und Sporengröße. Die kleine Schlauchpilze (Ascomyceten) lassen sich über die Webseite von Ingo Wagner nachschlagen.
Die Ergebnisse werden dokumentiert. Mit dem Handy lässt sich durch ein Okular des Mikroskops fotografieren. Die Art sowie der Fundort und das Substrat (beispielsweise auf welcher Baumart sie gewachsen ist und wie stark zersetzt das Holz war) werden in die Datenbank eingegeben. Die Rindenpilze werden in eine Frühstückstüte befördert, beschriftet, getrocknet und später einem weiteren Experten zur Begutachtung geschickt. Das Z des Feldmykologen ist also die Zuordnung oder auch das Zeitmanagement. Auf eine Stunde im Gelände kommen noch einige weitere mit der Fundaufbereitung und Nachbestimmung.
Wenn ihr noch mehr über Feldmykologie erfahren möchtet oder selber eine Feldmykologin oder ein Feldmykologe werden möchtet, dann schaut doch mal auf der Webseite der Deutschen Gesellschaft für Mykologie vorbei.