Von Hülle und Hüllchen – Doldenblütler-Bestimmung im Harz – 26. Mai 2024

Dieser Tag ist den Doldenblütlern gewidmet – einer anspruchsvollen Pflanzenfamilie die sowohl sehr leckere und gesunde Heil- und Küchenkräuter enthält sowie auch tödlich giftige wie Schierling und Hundspetersilie. Doch was sind gute Merkmale um sie auseinander zu halten? 

Obere Reihe: Gefleckter Schierling / untere Reihe: Wiesen-Kerbel

Dieser Frage sind wir bei einem Seminar zu diesem Thema mit Gudrun Zunke im Harz im wunderschönen Bildungshaus der Heimvolkshochschule in Goslar nachgegangen. Der rot gefleckte Stängel ist es jedenfalls nicht – diese Farbstoffe (Anthocyane) entsprechen eher einem Sonnenschutzmittel und können dem Gefleckten Schierling ebenso fehlen wie beim Wiesen-Kerbel vorhanden sein. Den Gefleckten Schierling lässt sich sicher an seinen eiförmigen, wellig-gekerbten Früchten, dem gänzlich kahlen Stängel sowie der zurückgeschlagenen Hülle und die zu einer Seite ausgerichteten Hüllchenblätter erkennen. Um zu wissen, wohin man an der Pflanze schauen muss, um diese Merkmale zu erkennen, haben wir uns bei einer kleinen Exkursion ein paar Doldengewächse vor Ort angeschaut. 

Grundsätzlich ist der Aufbau des Blütenstandes und der Einzelblüten sehr einheitlich. Die Blüten stehen in Döldchen zusammen, die wiederum einem Punkt entspringen. An der Ansatzstelle der Blütenstiele befindet sich das Hüllchen und an der Ansatzstelle der Döldchen die Hülle. Da es alle Kombinationen gibt sind das Fehlen oder Vorhandensein gute Bestimmungsmerkmale. Der Giersch hat beispielsweise weder Hülle noch Hüllchen, der Taumelnde Kälberkropf und der Wiesen-Kerbel besitzen nur ein Hüllchen und der Gefleckte Schierling hat beides. Die einzelnen Blüten sind sehr einheitlich aufgebaut und besitzen stets 5 freie Blütenblätter. Aus dem unterständigen Fruchtknoten entwickelt sich eine 2-teilige Spaltfrucht, die wiederum sehr charakteristische Merkmale besitzt. Auf dem Fruchtknoten befindet sich ein Griffelpolster, der sog. Diskus, der Nektar zum Anlocken der Insekten abgibt. Da die Bestäuber weder einen langen Rüssel oder viel Kraft brauchen um an den Nektar zu gelangen, lassen sich auf den Doldengewächsen meist viele verschieden Arten von Käfern, Schwebfliegen, Schmetterlingen, Bienen und Hummeln beobachten.  

Wir haben uns mit dem Stereomikroskop die einzelnen Blüten vom Wiesen-Kerbel angeschaut. Auf dem Gelände haben wir bei den kahlen und einfach gefiederten Blättern vom Riesen-Bärenklau die Unterscheidungsmerkmale zum Wiesen-Bärenklau (stark behaarte Blätter) und zur Echten Engelwurz (mehrfach gefiederte Blätter und grüngelbe Blüten) herausgearbeitet. Dazu haben wir uns erst damit vertraut gemacht, woran ein einzelnes Blatt von einer Blattfieder zu unterscheiden ist (hier hilft oft die verdickte Blattscheide an der Ansatzstelle der Blattstiele) und wie die Anzahl der Fiederungen gezählt wird. Wichtig ist hierbei auch ein Grundblatt zu wählen und  nicht ein Blatt aus dem Bereich des Blütenstandes, wo die Blätter meist einfacher aufgebaut sind. 

Mittags gab es ein köstliches Buffet mit mitgebrachten Delikatessen, so dass wir uns am Nachmittag frisch gestärkt wieder der Bestimmung widmen konnten. Dies haben wir anhand dem Rätselpfad, dem Grundkurs und dem Buch über Doldenblütler geübt. Nun sind alle Teilnehmer hoffentlich in der Lage selbständig weitere Entdeckungen und Bestimmungen anzugehen. Wir wünschen viel Spaß dabei und danken herzlich für den schönen gemeinsamen Tag! Nicht zuletzt Gudrun für die super Organisation und Ulrike für die herzliche Begleitung in der schönen Bildungseinrichtung im Harz. 

Die Shirts und Produkte mit meinen (Ritas) gezeichneten Motiven findet ihr in diesem kurzen und auf andere Art in diesem Video erkläre ich wie das Anpassen auf die eigenen Bedürfnisse geht. Die Motive zum Download findet ihr hier.

Rita & Frank
Rita & Frank

Hallo, mein Name ist Rita,

seit meiner Kindheit bin ich gerne in der Natur unterwegs und mache dort unzählige kleine und große Entdeckungen. Die Faszination dieser unerschöpflichen Quelle von bunten Formen, spannenden Beobachtungen und leckeren Pflanzen und Pilzen treibt mich auch heute noch an. Das Biologie-Studium und meine anschließende Promotion mit Schwerpunkt Botanik hat mir einiges an Fachwissen gebracht, doch mich auch nahezu das Staunen und die Ehrfurcht und Demut vor der Schöpfung vergessen lassen – all dies und noch viel mehr habe ich wieder gefunden. Bei verschiedenen Bildungseinrichtungen biete ich Seminare zu Pflanzen und Pilzen an – inzwischen meist zusammen mit meinem Mann Frank. Außerdem male und fotografiere ich gerne was mich selber begeistert und baue dies in unsere Lehrmaterialien und Bücher ein, die ich zusammen mit Frank verfasse und gestalte.

Hallo, mein Name ist Frank,

Vögel haben mich bereits sehr jung fasziniert und seit meiner Jugend begeistere ich mich für Outdoor- und Survival-Aktivitäten, sei es mit dem Kanu in Kanada oder auf verschiedenen Wegen in Skandinavien. Als Zahntechniker ist dies auch ein guter Ausgleich zu meiner ansonsten eher „indoor“ stattfindenden Arbeit. Seit den nun fast 30 Jahren, die Rita und ich gemeinsam in der Natur unterwegs sind, habe ich einiges an Pflanzen- und Pilzkenntnissen hinzu gewonnen. Mein Part in unseren gemeinsamen Seminaren ist es, aufzupassen, dass es nicht zu „akademisch“ wird – und immer wieder allgemeine Fragen zu stellen und „die Bodenhaftung“ zu behalten. So ist aus unseren gemeinsamen Entdeckungen zum Beispiel die Ausbildung zum PilzCoach entstanden.

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