Linde Svenja Baumgartinger hat uns zu sich an die PH Weingarten eingeladen um mit den Studierenden dort unsere Naturbegeisterung zu teilen.
Der Vormittag ist den Pilzen gewidmet und so starten wir unsere Pilzpirsch in dem wunderschönen Waldgebiet am Stadtrand. Unser Ziel: das eigentliche Lebewesen Pilz mit detektivischem Entdeckergeist aufspüren. Gleich zu Beginn finden wir einige holzzersetzende Arten, wie die Gesäten Tintlinge, die nach dem ausgiebigen Regen der Vortage frisch gewachsen sind. Für Tinte sind sie nicht so gut geeignet wie Schopf-Tintlinge. Wir entdecken Demarkationslinien verschiedener Arten im Holz, wo sichtbar wird wie sich diese Arten im Holz gegenseitig zu verstehen geben „bis hierher und nicht weiter“. Auch die wie angebrannt wirkenden schwarzen Beläge auf einigen Stümpfen sind auf die zersetzenden Eigenschaften von Pilzen zurückzuführen, in diesem Fall Holzkeulen. Von ihnen gibt es ein paar Arten, und ohne die Fruchtkörper zu sehen, lassen sich die schwarzen Strukturen nicht näher zuordnen.
Um möglichst viele Sporen bilden zu können, wird die Oberfläche der Fruchtschicht vergrößert. Dies geschieht meist durch Lamellen oder Röhren. Um sich erfolgreich zu vermehren, wird eine unvorstellbar hohe Anzahl von Sporen gebildet. Bei einem reifen Champignon sind es pro Stunde bis zu 40 Millionen Sporen und auf einem mm² können über 100.000 Sporen gebildet werden – das ist eine Fläche kleiner als ein Stecknadelkopf!
Schleimpilze haben wir mindestens zwei Arten entdeckt, die einen waren kurz vor ihrer Sporenreife. Wer sich näher mit ihnen beschäftigen möchte, empfehlen wir den Film von Karl-Heinz Baumann, der zwar schon einige Jahre alt aber durch die Zeitrafferaufnahmen immer noch sehenswert ist. Schleimpilze bilden wieder ganz eigenständige Reiche, die den Tieren näher sind als den Pflanzen oder Pilzen.
Begeisternd sind auch die kleinen Fruchtkörper, die mit einer Lupe zu entdecken sind, wie die orangefarbenen Schildborstlinge mit ihren braunen borstig behaarten Rändern – eigentlich ein Fall für die Betrachtung mit Stereomikroskopen, weil ihre Schönheit dann erst richtig zum Tragen kommt. Im Detail sind auch die Haare einer Schnecke betrachtet faszinierend. Am Zunderschwamm haben wir angeschaut, welche Bereiche für die Herstellung von wildlederartige Produkte oder zum Auffangen von Funken verwendet werden. Man kann auch die ganzen Fruchtkörper verkohlen und damit Funken auffangen, ähnlich wie Katharina es in dieser Anleitung vorstellt. Am Ende haben wir zum Verdeutlichen der verschiedenen Lebensweisen der Pilze den Kanon der Pilze gesungen, der in der Handreichung von Albin Huber zu finden ist – ebenso wie viele weitere Spielideen für Pilze in der Umweltbildung.
Neben Myzel (die Pilzfäden im Boden oder Holz) haben wir auch Speisepilze entdeckt: einen Parasolpilz, einen leider kaum noch kenntlichen Netzstieligen Hexenröhrling und Pfifferlinge. Wie letztere von Falschen Pfifferlingen zu unterscheiden sind, zeigen wir in diesem Video. Unsere gesamte Artenliste und weitere Pilzfotos sind beim Naturgucker eingestellt.
Wer sich weiter mit dem Reich der Pilze beschäftigen möchte können wir das kostenlose Online-Angebot der NABU/Naturgucker-Akademie empfehlen, wo wir für die Pilze viele Lehrfilme und Infos erstellt haben. Flyer und Materialien für die eigenen Veranstaltungen zum Verteilen an die Teilnehmenden gibt es kostenlos über die Deutsche Gesellschaft für Mykologie.
Am Nachmittag haben wir uns den Pflanzen gewidmet. Anhand von Bilderrätseln haben die Studierenden – sofern sie es noch nicht wussten – erfahren, warum Dornröschen eigentlich Stachelröschen heißen müsste, dass unsere Erbsenschoten botanisch gesehen Hülsen sind und eine Erdbeere Sammelnussfrüchte statt Beeren hervorbringt. Wir waren begeistert wie viele Familienmerkmale und Arten die Teilnehmenden bereits mitgebracht haben.
Nach dem theoretischen Teil haben wir uns die wunderschönen bunten und vielfältigen Blühwiesen auf dem Gelände und den Schulgarten angeschaut. An der Großblütigen Königskerze haben wir uns die wollig behaarten Staubfäden, die sog. „Verköstigungspollen“ angeschaut. Den roten Wirkstoff, das Hypericin, des Echten Johanniskrautes wird beim Zerdrücken der Blüten sichtbar.
Als Familie haben wir uns mit den Korbblütlern ausführlicher beschäftigt und anhand eines Modelles und einer Pantomime nachvollzogen, wie in jeder der meist unzähligen Einzelblüten zuerst die männlichen Blütenorgane und danach die weiblichen reifen – so wird der genetische Austausch und damit Anpassung an sich verändernde Umweltbedingungen garantiert und Inzucht vermieden. Bei manchen Arten entwickeln sich die Kelchblätter zu einem Fallschirm, der dann die kleinen Nussfrüchte mit dem Wind kilometerweit davonträgt – Pusteblume nennen wir sie beim Löwenzahn. Beim Bocksbart sind die einzelnen Pappusstrahlen nochmal untereinander verwoben – ein sehr gutes Erkennungsmerkmal für diese Pflanzengattung.
Die Shirts und Produkte mit meinen (Ritas) gezeichneten Motiven wie wir sie getragen haben, findet ihr in diesem kurzen und auf andere Art in diesem Video erkläre ich wie das Anpassen auf die eigenen Bedürfnisse geht. Die Motive zum Download findet ihr hier.
Wir haben diesen Tag mit so vielen Entdeckungen und voller Naturbegeisterung sehr genossen! Vielen Dank an euch Studierende, die ihr mit so viel Motivation, Neugierde und ebenso viel Vorwissen und Freude dabei gewesen seid – und dir, liebe Linde, vielen Dank für deine Einladung und wir kommen gerne wieder.