Der Frühling kommt bestimmt
Keine Ahnung, wie es euch ergangen ist, wir hier in Norddeutschland hatten diesen Winter einen ganz schönes Schmuddelwetter mit kaum Sonne und eher „grau in grau“. Doch beim genauen Hinsehen lassen sich seit ein paar Tagen zunehmend Farbtupfer entdecken.
Als erstes haben sie die Schneeglöckchen (unten Mitte) an die Erdoberfläche gewagt, gefolgt von den Winterlingen (Bild oben) und Krokussen (Bilder rechts und links). Doch was passiert, wenn es noch mal ordentlich frieren sollte? Gefrierendes Wasser in den Zellen ist gefährlich. Es bildet nadelförmige Kristalle, die die Zellstrukturen schädigen. Dazu kommt, dass Eis ein 10 % größeres Volumen hat als Wasser, so dass die Zellen Gefahr laufen, zerrissen zu werden. Um all dem entgegen zu wirken, können Frühblüher und Immergrüne „Frostschutzmittel“ (vor allem Glycerin, Glucose (Traubenzucker) oder Sorbit) bilden. Krokus und Schneeglöckchen stellen dies aus der in ihren Zwiebeln gespeichert Stärke her. So können sie dem Frost standhalten.
Doch es gibt noch mehr zu bewältigen, wenn man sich als erstes frisches Grün aus dem Boden wagt. Die meisten Frühblüher sind giftig – vermutlich ein Schutz davor, nicht gleich dem Hunger der erwachenden Tierwelt zum Opfer zu fallen. Den Insekten liefern die Blüten dagegen mit ihrem Nektar und Pollenangebot wertvolle und nahrhafte Kost.
Zum Glück sprießen auch essbare, grüne Blätter aus dem Boden. Bei uns haben wir jetzt Tellerkraut (unten links), Scharbockskraut, Taubnesseln (unten rechts) und Löwenzahn entdeckt. Dann dauert es auch nicht mehr lange, bis Giersch und Bärlauch sprießen.
Das Scharbockskraut (Zeichnung rechts) ist wegen seiner frühen Erscheinungszeit und des hohen Gehaltes an Vitamin C eine bedeutende Pflanze für die Wildkräuterküche. Vor der Blüte bereichern die Blätter Kräuterbutter, Salate und Wildgemüse. Nach der Blütezeit nimmt der Gehalt der Protoanemonine in den Blättern zu und kann zu Reizungen der Schleimhäute führen. Die Knospen kann man sehr gut in Essig und Öl einlegen – ebenso die Brutknöllchen, sie werden nach der Blütezeit am Grunde der Blattstängel gebildet. Sein Name bezieht sich auf die Heilwirkung gegen Skorbut, woraus im Laufe der Zeit „Scharbock“ wurde.
Wir wünschen euch guten Appetit mit dem ersten Blattgrün, Freude mit den bunten Blüten der giftigen Schönheiten und bleibt gesund und zuversichtlich – in der Natur wird es das ganze Jahr über Spannendes zu entdecken geben.