Es wird bunt – 10. Februar 2022

Der Frühling kommt bestimmt

Keine Ahnung, wie es euch ergangen ist, wir hier in Norddeutschland hatten diesen Winter einen ganz schönes Schmuddelwetter mit kaum Sonne und eher „grau in grau“. Doch beim genauen Hinsehen lassen sich seit ein paar Tagen zunehmend Farbtupfer entdecken.

Als erstes haben sie die Schneeglöckchen (unten Mitte) an die Erdoberfläche gewagt, gefolgt von den Winterlingen (Bild oben) und Krokussen (Bilder rechts und links). Doch was passiert, wenn es noch mal ordentlich frieren sollte? Gefrierendes Wasser in den Zellen ist gefährlich. Es bildet nadelförmige Kristalle, die die Zellstrukturen schädigen. Dazu kommt, dass Eis ein 10 % größeres Volumen hat als Wasser, so dass die Zellen Gefahr laufen, zerrissen zu werden. Um all dem entgegen zu wirken, können Frühblüher und Immergrüne „Frostschutzmittel“ (vor allem Glycerin, Glucose (Traubenzucker) oder Sorbit) bilden. Krokus und Schneeglöckchen stellen dies aus der in ihren Zwiebeln gespeichert Stärke her. So können sie dem Frost standhalten.

Doch es gibt noch mehr zu bewältigen, wenn man sich als erstes frisches Grün aus dem Boden wagt. Die meisten Frühblüher sind giftig – vermutlich ein Schutz davor, nicht gleich dem Hunger der erwachenden Tierwelt zum Opfer zu fallen. Den Insekten liefern die Blüten dagegen mit ihrem Nektar und Pollenangebot wertvolle und nahrhafte Kost.

Zum Glück sprießen auch essbare, grüne Blätter aus dem Boden. Bei uns haben wir jetzt Tellerkraut (unten links), Scharbockskraut, Taubnesseln (unten rechts) und Löwenzahn entdeckt. Dann dauert es auch nicht mehr lange, bis Giersch und Bärlauch sprießen.

Das Scharbockskraut (Zeichnung rechts) ist wegen seiner frühen Erscheinungszeit und des hohen Gehaltes an Vitamin C eine bedeutende Pflanze für die Wildkräuterküche. Vor der Blüte bereichern die Blätter Kräuterbutter, Salate und Wildgemüse. Nach der Blütezeit nimmt der Gehalt der Protoanemonine in den Blättern zu und kann zu Reizungen der Schleimhäute führen. Die Knospen kann man sehr gut in Essig und Öl einlegen – ebenso die Brutknöllchen, sie werden nach der Blütezeit am Grunde der Blattstängel gebildet. Sein Name bezieht sich auf die Heilwirkung gegen Skorbut, woraus im Laufe der Zeit „Scharbock“ wurde.

Wir wünschen euch guten Appetit mit dem ersten Blattgrün, Freude mit den bunten Blüten der giftigen Schönheiten und bleibt gesund und zuversichtlich – in der Natur wird es das ganze Jahr über Spannendes zu entdecken geben.

Rita & Frank
Rita & Frank

Hallo, mein Name ist Rita,

seit meiner Kindheit bin ich gerne in der Natur unterwegs und mache dort unzählige kleine und große Entdeckungen. Die Faszination dieser unerschöpflichen Quelle von bunten Formen, spannenden Beobachtungen und leckeren Pflanzen und Pilzen treibt mich auch heute noch an. Das Biologie-Studium und meine anschließende Promotion mit Schwerpunkt Botanik hat mir einiges an Fachwissen gebracht, doch mich auch nahezu das Staunen und die Ehrfurcht und Demut vor der Schöpfung vergessen lassen – all dies und noch viel mehr habe ich wieder gefunden. Bei verschiedenen Bildungseinrichtungen biete ich Seminare zu Pflanzen und Pilzen an – inzwischen meist zusammen mit meinem Mann Frank. Außerdem male und fotografiere ich gerne was mich selber begeistert und baue dies in unsere Lehrmaterialien und Bücher ein, die ich zusammen mit Frank verfasse und gestalte.

Hallo, mein Name ist Frank,

Vögel haben mich bereits sehr jung fasziniert und seit meiner Jugend begeistere ich mich für Outdoor- und Survival-Aktivitäten, sei es mit dem Kanu in Kanada oder auf verschiedenen Wegen in Skandinavien. Als Zahntechniker ist dies auch ein guter Ausgleich zu meiner ansonsten eher „indoor“ stattfindenden Arbeit. Seit den nun fast 30 Jahren, die Rita und ich gemeinsam in der Natur unterwegs sind, habe ich einiges an Pflanzen- und Pilzkenntnissen hinzu gewonnen. Mein Part in unseren gemeinsamen Seminaren ist es, aufzupassen, dass es nicht zu „akademisch“ wird – und immer wieder allgemeine Fragen zu stellen und „die Bodenhaftung“ zu behalten. So ist aus unseren gemeinsamen Entdeckungen zum Beispiel die Ausbildung zum PilzCoach entstanden.

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