Morcheln und Baumblätter mit den Kräuterpädagogen – 26.-28. April 2024

Letztes Wochenende waren wir bei den Kräuterpädagogen Baden-Württemberg in das Tagungszentrum Blaubeuren eingeladen. Am Nachmittag sind wir direkt mit einer Exkursion in die wunderschönen, gerade frisch austreibenden Wälder bei Blaubeuren aufgebrochen. Wendepunkt waren die Ruinen des Rusenschlosses.

Wir haben einige Baumblätter gekostet und viele Zeigerpflanzen für Kalkböden entdeckt:

  • Waldmeister (Galium odoratum)
  • Stinkende Nieswurz (Helleborus foetidus)
  • Echte Schlüsselblume (Primula veris)
  • Christophskraut (Actaea spicata)
  • Bingelkraut (Mercurialis perennis)
  • Christiphskraut (Actaea spicata)
  • Haselwurz (Asarum europaeum)
  • Langblättriges Hasenohe (Bupleurum longifolium)
  • Mandelblättrige Wolfsmilch (Euphorbia amygdaloides)
  • Frühlings-Platterbse (Lathyrus vernus)
  • Blaugras (Sesleria varia)

Unsere gesamte Artenliste ist beim Naturgucker eingetragen. Melanie hat uns einen Film von der Exkursion zusammengestellt.

Am Abend haben wir gespannt Hans-Peter Epplers unterhaltsamem Vortrag über Baumheilkunde gelauscht, sein unglaubliches Fachwissen, die witzigen KI-Bilder und seine humoristische Unterhaltung genossen. Als Tipp hat er für uns die Datenbanken für chemische und medizinische Informationen genannt.  In seiner Apotheke in Laichingen lebt die Apotheker- und Apothekengeschichte mit den Schätzen aus unserer Natur zum Glück immer noch weiter – ähnlich wie im Kräuterhaus von Ines und Martin im Bergischen Land

Am Samstag Vormittag haben wir uns ein Gebiet mit vielfältigen Wiesen- und Heckenstrukturen und Wald angeschaut. Spektakulärster Fund waren für uns dort allerdings nicht die Pflanzen, sondern Speise-Morcheln, die bilderbuchmäßig mitsamt einer Primel als Zeigerpflanze für Kalkböden und einer Esche wuchsen. 

Doch auch sonst hatte das Gebiet einiges zu bieten: ein felsiger Vorsprung mit trockenliebenden Pflanzen und einem genialen Ausblick auf Blaubeuren, tolle alte Baumriesen, an denen wir erahnen konnten, dass sie einmal ihr Leben als einzeln stehender Baum begonnen haben sowie weitere eher seltene Gehölze wie Elsbeere (Sorbus torminalis), Mehlbeere (Sorbus aria), Berberitze (Berberis vulgaris) und Schneeball (Viburnum lantana). Die jungen Früchte der Feld-Ulme (Ulmus minor) haben wir probiert und genossen! Auf einer mageren Wiesen haben wir sogar eine Orchidee, das Große Zweiblatt (Listera ovata) entdeckt. Generell sind solche ungedüngten Grünflächen viel artenreicher als oft gemähtes und gedüngte Rasenflächen, da dort keine Art durch ihre Konkurrenzkraft Überhand nehmen kann. Auch hier gibt es wieder eine umfangreiche Artenliste beim Naturgucker mit einigen Fotos und einen Film von Melanie. 

Mittags sind wir bei schönstem Sonnenschein bei Traudel und ihrer Familie zu Gast gewesen – ein Genuss für alle Sinne! Hier konnten wir dann auch nach Lust und Laune mit den Stereomikroskopen weiter forschen, Pflanzen bestimmen oder einfach die Sonne und das Leben genießen. Bei einem kleinen Rundweg um das Gelände haben wir noch ein paar Gehölze und passend zu unserem Vortrag vom Abend die Purpur-Weide (Salix purpurea) entdeckt – die Art, die ursprünglich neben Mädesüß medizinisch für Aspirin verwendet wurde. Auch hier gibt es einen Film von Melanie und eine kleine Artenliste beim Naturgucker.

Typisch für die Landschaft sind Wacholderheiden, von Hecken begrenzte, magere Rasenflächen mit Wacholder, auf denen früher das Vieh weidete. Wir haben uns solch eine Fläche näher angeschaut und versucht, die gerade austreibenden Pflanzen zu bestimmen – auch hier gibt es eine Artenliste beim Naturgucker. Eine riesige Buche mit mehreren Stämmen steht als Zeitzeuge seit Jahrzehnten am Rande dieser Fläche. Ute hat mit ihrem geübten Auge eine eindrucksvolle Baumperle an ihr entdeckt, die an Ort und Stelle geteilt und ihre Struktur im Inneren bewundert wurde. Die schmackhaften Mai-Ritterlinge sind an sich schmackhafte Speisepilze, die von uns gefundenen Exemplare waren leider von Maden durchzogen. Hier geht es zur Artenliste beim Naturgucker und Melanie hat die Infos zum Gebiet in einem Film zusammengefasst.

Auf der Schwäbischen Alb gibt es kaum Wasserquellen und der steinige Boden ist durchlässig. So waren Wasserstellen für die Menschen hier schon seit Alters her ein Thema und die Landschaft ist geprägt von Hülen, so heißen die natürlichen oder von Menschenhand angelegten Wasserspeicher, die Tier und Mensch das Überleben gesichert haben. Wir haben uns eine dieser Hülen angeschaut, die vom NABU weiterhin erhalten und gepflegt wird. Dort waren einige Pflanzen feuchter Standorte zu entdecken und wir haben uns angeschaut, wie aus Binsen Docht gewonnen wurde – für die perfekte Nachhaltigkeit hat Bettina aus dem restlichen Stängel ein Armband geflochten. Unsere Artenliste ist beim Naturgucker zu finden.

Hier geht es zu Shirts & Co mit meinen Naturmotiven und hier erkläre ich wie es geht. Empfehlenswerte Bücher über die wir gesprochen haben sind „Die Weisheit der Wälder“, „Geflochtenes Süßgras“ und „Der Holzweg„, unser Interview mit Prof. Hannes Knapp könnt ihr hier anschauen.

Fazit: Ein wunderschönes, sonniges und fröhliches Wochenende voller Naturentdeckungen. Traudel und Claudia herzlichen Dank für die super Organisation, dem Tagungshaus für den netten Service und das leckere Essen und allen die dabei gewesen sind für ihre Begeisterung, Freude an der Natur und dem gemeinsamen, unterstützenden Miteinander. Wir freuen uns schon jetzt euch nächstes Jahr wieder zu besuchen!

Rita & Frank
Rita & Frank

Hallo, mein Name ist Rita,

seit meiner Kindheit bin ich gerne in der Natur unterwegs und mache dort unzählige kleine und große Entdeckungen. Die Faszination dieser unerschöpflichen Quelle von bunten Formen, spannenden Beobachtungen und leckeren Pflanzen und Pilzen treibt mich auch heute noch an. Das Biologie-Studium und meine anschließende Promotion mit Schwerpunkt Botanik hat mir einiges an Fachwissen gebracht, doch mich auch nahezu das Staunen und die Ehrfurcht und Demut vor der Schöpfung vergessen lassen – all dies und noch viel mehr habe ich wieder gefunden. Bei verschiedenen Bildungseinrichtungen biete ich Seminare zu Pflanzen und Pilzen an – inzwischen meist zusammen mit meinem Mann Frank. Außerdem male und fotografiere ich gerne was mich selber begeistert und baue dies in unsere Lehrmaterialien und Bücher ein, die ich zusammen mit Frank verfasse und gestalte.

Hallo, mein Name ist Frank,

Vögel haben mich bereits sehr jung fasziniert und seit meiner Jugend begeistere ich mich für Outdoor- und Survival-Aktivitäten, sei es mit dem Kanu in Kanada oder auf verschiedenen Wegen in Skandinavien. Als Zahntechniker ist dies auch ein guter Ausgleich zu meiner ansonsten eher „indoor“ stattfindenden Arbeit. Seit den nun fast 30 Jahren, die Rita und ich gemeinsam in der Natur unterwegs sind, habe ich einiges an Pflanzen- und Pilzkenntnissen hinzu gewonnen. Mein Part in unseren gemeinsamen Seminaren ist es, aufzupassen, dass es nicht zu „akademisch“ wird – und immer wieder allgemeine Fragen zu stellen und „die Bodenhaftung“ zu behalten. So ist aus unseren gemeinsamen Entdeckungen zum Beispiel die Ausbildung zum PilzCoach entstanden.

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