Im Schatten und am Wasser – so lässt sich der Sommer aushalten. Eine gute Gelegenheit euch ein paar Pflanzen vorzustellen, die es gerne feucht mögen. So haben wir bei uns am Gartenteich ein paar Videos mit den dort wachsenden Pflanzen gedreht, die für euch interessant sein könnten.
Minze ist allseits beliebt und bekannt. Doch habt ihr schon gewusst, dass unsere Pfeffer-Minze (Mentha × piperita) um 1700 in England aus der Kreuzung der Grünen Minze (Mentha spicata) mit der Wasser-Minze (Mentha aquatica) hervorgegangen ist? Sie wird seitdem hauptsächlich gepflanzt und verwendet, doch kann man ihre wilden Verwandten ebenso vielfältig als Aroma und medizinisch verwenden. Die Blüten sind ebenso roh und gegart essbar wie die Blätter. Als Schokoblätter in Schokoladenglasur getunkt und auf Backpapier getrocknet sind sie hübsch und machen After-Eight echte Konkurrenz. Als Schoko-Energie-Kugeln sind sie ebenso klasse. Hierzu werden die gehackten Rückstände der Tinkturherstellung mit Schokolade, Kokos oder auch gehackte Datteln vermengt und in Kokos oder Schokoladenraspeln gewälzt. Für Kinder ein Renner ist ein Obstsalat mit gehackten Minzeblätter darin und Blüten obendrauf!
Gagel (Myrica gale) ist vermutlich etwas weniger bekannt, doch früher gab es – vor allem am Niederrhein – einen ganzen Berufsstand der sich mit dieser Pflanze beschäftigt hat, die „Grüter“. Der Name kommt von „Grut“ für den Gagel. Er enthält als Wirkstoffe ätherische Öle, Gerbstoffe und Flavonglykoside (Myricitin) und wurde ehemals vielfältig verwendet: zum Färben, in der Medizin und Gerberei, als Aromapflanze für Bier und Alkoholika, gegen Ungeziefer und zum Räuchern. Allerdings ist er in allen Teilen schwach giftig und kann Schwindel und Kopfschmerzen hervorrufen. Die Blätter enthalten die meisten Giftstoffe. Ich liebe einfach diesen Duft und nehme ihn vor allem zum Räuchern.
Mädesüß (Filipendula ulmaria) ist wiederum eine der bekanntesten Wildpflanzen, die sich seit je her großer Beliebtheit erfreut. Früher hat bei rituellen Festen das Getränk der Götter – den Met (Honigwein) – mit Mädesüß zubereitet. Diese keltische Druidenpflanze galt in vielen Traditionen als Schutz- und Zauberkraut. Es wurde an die Giebel von Haus und Hof gehängt, in Kränze geflochten und als „Parfüm“ am Kleid getragen. Der Name „Vierzigerleikraut“ zeigt, wie vielseitig Mädesüß einst verwendet wurde. In Belgien und Frankreich hat es immer noch einen Platz als Aromapflanze in der Küche. Die Blüten und Früchte werden zum Aromatisieren von Süßspeisen, Getränken, Likören und Spirituosen verwendet – früher auch als Bierwürze. Auch medizinisch hat sie einiges zu bieten: Das erstmals 1897 produzierte Aspirin verdankt dem damals als „Spiraea ulmaria“ bezeichneten Mädesüß seinen Namen. Verräuchert fördert Mädesüß die Intuition, Traumbewusstsein und Neuanfänge – alles Qualitäten die wir momentan hilfreich sein können.
Eine ebenfalls stark duftende, aber weniger bekannte Pflanze ist der Kalmus (Acorus calamus). Sein frisches Grün und der aromatische Geruch machen Appetit darauf, das Leben anzunehmen und in seiner Fülle zu genießen. Vor allem in seiner Heimat in Asien ist Kalmus ein traditionelles Küchen- und Heilkraut. Er eignet sich zum Aromatisieren von Spirituosen, Gelees und Süßspeisen und kann ähnlich wie Ingwer kandiert werden. Man nennt ihn auch „Deutscher Ingwer“ oder Magenwurz, allerdings ist er deutlich bitterer als der Echte Ingwer. Extrakte von ihm bereichern kosmetische Produkte wie Zahnpasta, Hautlotion, Seifen und Parfüms. Früher hat man die frischen Blätter auch gegen Ungeziefer auf die Dielenböden gelegt. In der Medizin wird der Wurzelstock mit seinen appetit-, verdauungs- und stoffwechselanregenden Eigenschaften in erster Linie als aromatisches Bittermittel geschätzt.
Der Blutweiderich (Lytrum salicaria) ist nicht nur für uns Menschen attraktiv. Er wird meist von unglaublich vielen Insekten und Schmetterlinge angeflogen und stellt ihnen wertvollen Nektar und Pollen zur Verfügung. Unsere Ahnen haben mit seinem Saft Leder gegerbt und Holz und Seile zur besseren Haltbarkeit imprägniert. Der rote Farbstoff diente zum Färben von Zucker und Spirituosen. Die intensiv gefärbten Blütenblätter geben – aus dem Kelch gezupft – einen dekorativen Farbklecks auf verschiedenste Speisen. Solange sie noch nicht zu herb schmecken, können die jungen Triebe und Blätter roh oder gegart auch an Salate und Wildgemüsegerichte gemischt werden. In der Volksmedizin wird der Blutweiderich wegen seines hohen Gerbstoffgehaltes gegen Durchfall, Magen-Darm-Probleme und zur Wundbehandlung eingesetzt. Früher hat man ihn – so ähnlich wie heute Aktivkohle – auch bei Lebensmittelvergiftungen und darüber hinaus bei Ruhr und Typhus verabreicht.
Und solltet ihr die sommerliche Zeit gar am Mittelmeer verbringen, dann empfehlen wir euch Meerfenchel (Crithmum maritimum), einen würzigen und leicht kenntlichen Doldenblütler, kennen zu lernen. Er passt super gut in Salate und unser Favorit ist nach wie vor die Blätter in Sushis gerollt.
Hübsch aber nicht für die Küche geeignet ist die Krebsschere (Stratiotes aloides). Und wenn ihr einmal sehen möchtet, wie sich durch den Blattstiel einer Seerose (Nymphaea alba) Luft blasen lässt, dann ist dieses Video etwas für euch.
Wir wünschen euch eine schöne Sommerzeit – im Waldschatten, am Wasser oder wo immer ihr seid – bleibt gesund und optimistisch.