Die meist verwendete Pflanze heute war unbestritten Wegerich. Er liefert Erste Hilfe bei kleinen Wunden und Insektenstichen. Letztere gab es wegen der zahlreichen Mücken reichlich zu versorgen. Zwischen den Händen gerollt und zerdrückt lässt sich der antibiotische und Juckreiz stillende Saft am besten herauspressen. Auch als Hustensaft und essbares Wildkraut ist der Spitz- oder Breitwegerich wunderbar zu verwenden.
Doch dies war nicht das einzige Heil- und Küchenkraut, das wir entdeckt haben. Mit dem weißen Milchsaft vom Löwenzahn lassen sich beispielsweise Gänseblümchenblüten auf als Naturschmuck auf die Haut kleben – doch lecker und gesund sind sie ebenso! Edyta hat uns erzählt wie wunderbar sich die hohlen Stängel als Strohhalm verwenden lassen, ebenso wie die Stängel vom Giersch, den wir ebenfalls angeschaut haben. Vom Wasserdost waren noch keine Blüten zu sehen, aber die an Hanf erinnernden Blätter sind sehr charakteristisch. Beim Acker-Schachtelhalm haben wir uns die Erkennungsmerkmale betrachtet: die im Verhältnis zu den ersten Seitentrieben kürzere Stängelscheide. Die gesamte Artenliste ist beim Naturgucker eingestellt. Dank der Beobachtungsplattform ist nun auch das Insekt bestimmt: eine Schwertwespe.
Vom Waldrand aus hatten wir einen wunderbaren Blick über die abgetorfte Moorlandschaft, die durch die Wiederverässung bereits wieder einige typische Tiere und Pflanzen beherbergt, wie beispielsweise das gerade fruchtende Wollgras, Sonnentau und Moosbeeren. Allerdings ist ein natürliches Hochmoor baumfrei. Hier wachsen zahlreiche Birken und Kiefern, die durch ihre hohe Verdunstungsrate dem Moor Wasser entziehen. Vor allem Birken haben eine sehr hohe Wasserdurchflussrate, die ca. 200 000 Blätter einer ausgewachsenen Birke ziehen an einem heißen Sommertag bis zu 500 l Wasser aus dem Boden. Die Moor-Birke ist am aufrechten Wuchs und den behaarten jungen Zweigen und Blättern zu unterscheiden.
Die Hochmoore in Mitteleuropa sind nach dem Abtauen der großen Eismassen vor ca. 8000 Jahren nach der letzten Eiszeit entstanden. Sie werden ausschließlich durch Niederschlagswasser gespeist und sind sehr nährstoffarm. Das Grundgerüst, den Torf, bilden die Torfmoose. Sie sterben an der Basis ab und wachsen an der Spitze im gleichen Ausmaß nach. Die Aufschichtung ständig neuer Lagen abgestorbener Torfmoose führt zum Hochmoorwachstum. Dabei braucht ein Moor für eine ca. 2,5 cm dicke Torfschicht etwa 100 Jahre. Sonnentau ergänzt die fehlenden Nährstoffe im Boden durch den Verzehr tierischer Nahrung, die er mit den klebrigen Blättern fängt. Heidekrautgewächse überleben mit Hilfe von Pilzen. Sie sind mit ihren Wurzeln mit den feinen Pilzhyphen im Boden verbunden, die ihnen zusätzliche Mineralstoffe zuführen. Von dieser Lebensgemeinschaft profitieren auch die Pilze: sie bekommen im Gegenzug organische Verbindungen, die sie besser gedeihen lässt (Mykorrhiza).
Schließlich haben wir auf dem Aussichtsturm einen Blick über das Meer geworfen und die Teichrosen im Wasser von oben betrachtet. Am Ufer haben wir Iris, Wasser-Minze und Wolfstrapp betrachtet und aus den Stängeln der Flatter-Binsen das Mark herausgeschoben. Es kann als Docht für Lampen verwendet werden – ebenso wie Zunderschwamm, der hier in diesen steinzeitlichen Lampen aus Ton zu sehen ist. Diesen Pilz, den schön die Gletschermumie „Ötzi“ dabei hatte, werden wir im Herbst bei der Pilzexkursion anschauen.
Beim Ausklang in der Alten Moorhütte habe ich aus einem Weidenzweig eine Flöte geschnitzt. Dazu werden die Zweige wie in der Zeichnung abgebildet angeschnitten, dann die Rinde im Mund- und Mittelteil mit dem Knauf eines Messers vorsichtig geklopft, damit sie sich besser vom Holzteil löst und nachdem der Mittelteil herausgeschnitten ist, wieder aufschieben lässt.
Die T-Shirts mit den von mir gezeichneten Naturmotiven findet ihr hier. Wie ihr die Motive anpassen könnt zeige ich in diesem kurzen und auf andere Art in diesem Video.
Fazit: Ein trotz der Mücken spannender und inspirierender Ausflug mit zahlreichen Entdeckungen. Vielen Dank für euer Dabeisein und weiterhin schöne Erlebnisse in der Natur wünscht euch Rita.