Wildpflanzen zum Genießen – 29. Mai 2022

Der Mai ist ein idealer Monat um sich mit Wildkräutern vertraut zu machen. Die Natur zeigt sich in grüner Pracht und mit lauter bunten Blüten. Das meiste, was uns auf Schritt und Tritt begegnet ist essbar und lecker oder hält uns gesund und vital. Dazu gibt es viele weitere Wege das Leben mit Kräutern zu bereichern: zum Färben, in der Kreativwerkstatt, zum Räuchern oder einfach nur zum Staunen.

Ausflug ans Steinhuder Meer

Am 25. Mai am Steinhuder Meer war der Nachmittag Umweltpädagogi*nnen, Naturschutzbeauftragte und anderen Multiplikatoren gewidmet. Wie begeistert man groß und klein für die faszinierende Pflanzenwelt? Liebe geht durch den Magen – und so war die erste interessante Wildpflanze die Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata). Neben den essbaren Blüten, Blättern und Früchten hat die Wurzel der einjährigen Pflanzen ein ganz besonders scharf-köstliches Aroma. Interessant ist auch die unterschiedliche Wuchsform der Blätter dieser zweijährigen Pflanze im ersten und zweiten Jahr.

Das Mark aus der Flatter-Binse (Juncus effusus) wurde früher als Lampendoch verwendet, gar nicht so einfach es heraus zu bekommen. Für die Pflanze ist dieses Durchlüftungsgewebe eine Anpassung an den sumpfigen Standort um den Sauerstoff bis zu den Wurzeln zu transportieren, für die Bestimmung ein gutes Merkmal zur Arterkennung! Neben weiteren spannenden Pflanzen ging es auch um den Lebensraum am Steinhuder Meer und ein Highlight zum Abschluss war Sonnentau (Drosera rotundifolia) und blühendes Wollgras (Eriophorum angustifolium) – das botanisch gesehen fruchtet: die hübsche weiße Pracht ist der Wollschopf, der die Samen mit dem Wind verbreitet. Eine Artenliste der besprochenen Arten ist beim Naturgucker eingestellt. Zur hübschen bunten Raupe, die wir am Hartriegel gefunden haben und nicht bestimmen konnten gab es auch schon eine Rückmeldung: es ist die Raupe eines weißen Nachtfalters, dem Schwan (Sphrageidus similis).

Wildpflanzen im Hildesheimer Raum

Am 28. Mai waren wir bei Karin und Thomas Schmidt in Hildesheim eingeladen. Dort haben wir eine kleine Wanderung in der Nähe von Neuhof gemacht und auch hier gibt es eine Artenliste beim Naturgucker. Beeindruckend war das Aroma der Wurzeln der Nelkenwurz (Geum urbanum) – tatsächlich gibt es in der heimischen Natur eine Pflanze, die ähnlich schmeckt und verwendet wurde wie die aus dem asiatischen Raum stammenden Gewürznelken (Syzygium aromaticum). Einen Speisepilz haben wir auch gefunden, den Schwefelporling. Dank des kalkhaltigen Standortes gab auch hübsche und giftige Pflanzen zu bewundern, wie Tollkrische (Atropa bella-donna), Akelei (Aquilegia vulgaris) und Purpur-Knabenkraut (Orchis purpurea). Es ging aber auch um die Erkennung von Acker-Schachtelhalm (Equisetum arvense), Wegerich (Plantago lanceolata und P. major) als erste Hilfe bei kleinen Wunden und Insektenstichen oder die Verwechslung von Schafgarbe (Achillea millefolium) mit Rainfarn (Tanacetum vulgare).

Nach dem Sammeln wurden die Pflanzen zur Wiederholung noch einmal mit dem Namen versehen ausgelegt – und anschließen dann gemeinsam zu Butter, Salat, Tee, Quarkspeisen und Schokoblättern verarbeitet. Unser Buffet wurde durch Karins mitgebrachte Delikatessen von Mascarpone-Blütenkugeln, über Rosensirup bis zu Kräuterkäse und Kräuterbrot noch um einige Köstlichkeiten bereichert. Ein Genuss für alle Sinne! Und für die Verdauung stand ein passender Wildpflanzen-Schnaps parat.

Kräutergenuss im Harz

Am Sonntag haben wir bei Gudrun Zunke im Abzucht-Tal am Rammelsberg Kräuter gesammelt und diese gemeinsam in Delikatessen verwandelt. Gleich zu Beginn gab es die Stängel des Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium) zum Probieren. Er ist wie viele weitere Kräuter in unserem Sammelkorb gelandet. Neben den leckeren Wildkräutern gab es auch einige Heilpflanzen zu finden, wie beispielsweise Blutwurz (Potentilla erecta) – auch Rotwurz, Ruhrwurz oder Tormentill – genannt. Dieses Rosengewächs mit den 4-zähligen Blüten schätzt man aufgrund der Gerbstoffe vor allem bei Magen-Darm-Beschwerden, Blähungen und Durchfall, aber auch äußerlich als Badezusatz, Umschlag oder Gurgellösung bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum, gegen Verbrennungen und bei schlecht heilende Wunden. Verena hat das rötliche Rhizom mit einer traditionellen Grabschaufel ausgegraben.

Beim Naturgucker gibt es von unserer Exkursion eine Liste der Arten und weitere Fotos. Das Bittere Schaumkraut (Cardamine amara) im Bach hat uns frisch und auch in Schokolade überraschend gut geschmeckt. Eine weitere Delikatesse in Schokolade und auch als Würze in Salat und Quarkspeise waren die Maitriebe der Fichten (Picea abies). Traditioneller Klassiker und immer wieder lecker: der Nudelsalat mit Schafgarbe und Knoblauch! Krönender und köstlicher Abschluss dieser Kräutertages war das gemeinsame Buffet mit wilder Suppe, Wildkräutersalat, Quarkspeisen, Obstsalat und Schokoblättern.

Vielen Dank allen Beteiligten für die gemeinsamen Entdeckungen, schönen Erlebnisse und leckeren Kräuterspeisen.

Rita & Frank
Rita & Frank

Hallo, mein Name ist Rita,

seit meiner Kindheit bin ich gerne in der Natur unterwegs und mache dort unzählige kleine und große Entdeckungen. Die Faszination dieser unerschöpflichen Quelle von bunten Formen, spannenden Beobachtungen und leckeren Pflanzen und Pilzen treibt mich auch heute noch an. Das Biologie-Studium und meine anschließende Promotion mit Schwerpunkt Botanik hat mir einiges an Fachwissen gebracht, doch mich auch nahezu das Staunen und die Ehrfurcht und Demut vor der Schöpfung vergessen lassen – all dies und noch viel mehr habe ich wieder gefunden. Bei verschiedenen Bildungseinrichtungen biete ich Seminare zu Pflanzen und Pilzen an – inzwischen meist zusammen mit meinem Mann Frank. Außerdem male und fotografiere ich gerne was mich selber begeistert und baue dies in unsere Lehrmaterialien und Bücher ein, die ich zusammen mit Frank verfasse und gestalte.

Hallo, mein Name ist Frank,

Vögel haben mich bereits sehr jung fasziniert und seit meiner Jugend begeistere ich mich für Outdoor- und Survival-Aktivitäten, sei es mit dem Kanu in Kanada oder auf verschiedenen Wegen in Skandinavien. Als Zahntechniker ist dies auch ein guter Ausgleich zu meiner ansonsten eher „indoor“ stattfindenden Arbeit. Seit den nun fast 30 Jahren, die Rita und ich gemeinsam in der Natur unterwegs sind, habe ich einiges an Pflanzen- und Pilzkenntnissen hinzu gewonnen. Mein Part in unseren gemeinsamen Seminaren ist es, aufzupassen, dass es nicht zu „akademisch“ wird – und immer wieder allgemeine Fragen zu stellen und „die Bodenhaftung“ zu behalten. So ist aus unseren gemeinsamen Entdeckungen zum Beispiel die Ausbildung zum PilzCoach entstanden.

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