Botanische Entdeckungen im Frühjahr – unterwegs mit Kräuterpädagogen in B.-W. – 22.-24. April 2022

Magerrasen, Bachläufe und Moor – naturbelassene Kleinode in der Nähe von Bad Teinach. Am letzten Wochenende waren wir eingeladen von den Kräuterpädagogen in Baden-Württemberg, diese wunderschönen Naturschätze gemeinsam zu entdecken.

Martina Schwarzburger hat diese „wilden“ Gebiete herausgesucht und die Strecken perfekt organisiert. Am Freitag haben wir uns die Gültlinger Wacholder-Heide angeschaut. Die Nährstoffarmut der mageren Kalkböden sorgt für eine große Artenvielfalt, da sich keine dominante Pflanzenart durchsetzen und die anderen mit ihrer Wuchskraft beschatten und verdrängen kann. Auf solch mageren Standorten haben die Pilze im Boden eine besondere Bedeutung für die Vernetzung und Nährstoffzufuhr der Pflanzen. Von den verschiedenen Orchideen, die dort vorkommen, konnten wir das Große Zweiblatt (Listera ovata) und die Bocks-Riemenzunge (Himantoglossum hircinum) im Knospenstadium entdecken. Sie haben winzige Samen, die vom ersten Moment der Keimung an auf die Symbiose mit Pilzen angewiesen sind.

Voll in Blüte konnten wir u.a. die Hohe und Echte Schlüsselblume (Primula veris und elatior), Stinkende Nieswurz (Helleborus foetidus), Dost (Origanum vulgare), Veilchen (Viola spec.) und Frühlings-Fingerkräuter (Potentilla verna) bewundern. Außerdem haben wir darüber diskutiert, ob sich essbare Doldengewächse wie der gefundene Wiesenkerbel alleine über die Blütezeit von giftigen Arten wie Gefleckter Schierling oder Hunds-Petersilie unterscheiden lassen. Dazu könnt ihr dieses Videos anschauen. Einzigartig war auch die Aussicht über die hügelige Landschaft. Unsere Artenliste und weitere Fotos sind hier beim Naturgucker eingestellt.

Voll in Blüte konnten wir u.a. die Hohe und Echte Schlüsselblume (Primula veris und elatior), Stinkende Nieswurz (Helleborus foetidus), Dost (Origanum vulgare), Veilchen (Viola spec.) und Frühlings-Fingerkräuter (Potentilla verna) bewundern. Außerdem haben wir darüber diskutiert, ob sich essbare Doldengewächse wie der gefundene Wiesenkerbel alleine über die Blütezeit von giftigen Arten wie Gefleckter Schierling oder Hunds-Petersilie unterscheiden lassen. Dazu könnt ihr dieses Videos anschauen. Einzigartig war auch die Aussicht über die hügelige Landschaft. Unsere Artenliste und weitere Fotos sind hier beim Naturgucker eingestellt.

Melanie hat uns ein Video zu der Tour erstellt:

Am Samstag ging es in die abwechslungsreiche Bach-, Wald- und Wiesenlandschaft im Teinach-Tal. Dort mäandert dieses kleinen Flüsschen idyllisch durch die Wiesen- und Auenlandschaft. Gestartet sind wir an der Teufelsbrücke und gleich zu Beginn haben wir Sumpfdotterblumen (Caltha palustris), Milzkraut (Chrysosplenium alternifolium), Pestwurz (Petasites hybridus) und Lichtnelken (Silene dioica) bewundert. Die Schmetterlings-Tramete (Trametes versicolor) hat uns zu einem kleinen gedanklichen Ausflug in die Vitalpilzkunde inspiriert, da dieser Pilz dort als Coriolus sehr begehrt ist, um die Immunabwehr zu stärken.

Der Aufrechte Merk (Berula erecta), auch Wasser-Sellerie genannt, hat uns die mitgebrachten Lunchpakete mit Vitaminen und Geschmack aufgewertet. Es ist eine Sumpfpflanze, die vor allem in sauberen Bächen gedeiht und einen mild würzigen Geschmack hat, der ideal zu unseren Butterbroten passte. Dort haben wir auch das Gegenblättrige Milzkraut (Chrysosplenium alternifolium), Mädesüß (Filipendula ulmaria) und an der Böschung Feldsalat (Valerianella locusta), Königskerzen (Verbascum spec.) und einen Bovist vom Vorjahr gefunden. Als Leckerlie zum Abschluss haben wir die jungen Blüten und Blätter vom Spitz-Ahorn (Acer platanoides) genascht. Ein besonders überraschendes Geschmackserlebnis waren auch die Blüten der Heidelbeeren (Vaccinium myrtillus).

Wir haben einen Hexenbesen an Douglasie entdeckt. Dazu haben wir folgendes gefunden: An Tannen werden diese Gebilde durch Rostpilze (Melampsorella carophyllacearum), an Birken ist es ein Schlauchpilz (Taphrina betulina) und an anderen Laubbäumen können diese auch durch Viren hervorgerufen werden. An Fichten und Kiefern entstehen diese meist nicht parasitär, sondern durch Knospenmutation. In der Züchtung nutzt man für kleinwüchsige Zierformen. Was an dieser Douglasie nun die Ursache für den Hexenbesen sein mag, ist immer noch ungewiss.

Nach der Mittagspause sind wir auf der anderen Talseite durch den Kurpark gegangen. Beeindruckend war der Blütenduft der Nordbuche (Nothofagus antarctica) und der Park an sich mit seiner schönen naturnahen Anlage und dem Wasserfall. Ein Hingucker waren auch die sich entfaltenden Wedel der Wurmfarne (Dryopteris spec.). Diese Wachstumsspirale hat die Menschen seit jeher inspiriert. Die aufblasbaren Luftschlangen sind ihrer Form nachempfunden, um das erwachende Frühjahr zu feiern. Heute werfen wir Konfetti und früher wurden dafür die Sporenpakete der Farne verwendet. Wie durch einen Märchenwlad ging es durch Teppiche von Kleinem Immergrün (Vinca minor) zurück, eine ebenso giftige aber hübsche Augenweide wie die Buschwindröschen (Anemone nemorosa). Eine Artenliste unserer Tagestour ist ebenfalls bei Naturgucker eingestellt.

Melanie hat uns auch zu dieser Tour ein Video erstellt.

Abends haben wir uns Bilder der gefundenen Pflanzen angeschaut und das Vitalpilzgetränk Kombucha verteilt. Das Rezept und was ihr noch daraus herstellen könnt steht hier.

Am Sonntag haben wir uns den Bannwald bei Bad Teinach mit einem Moorgebiet angeschaut. So konnten wir uns von den unterschiedlichen Lebensräumen Auen- und Bruchwald ein gutes Bild machen. Während das Grundwasser in Auen entlang der Bäche im Untergrund bewegt und sauerstoffreich ist, steht der Wasserkörper im Bruchwald und ist daher sauerstoffarm.

Ein echtes Hochmoor wird ausschließlich vom Niederschlagswasser gespeist und ist baumfrei. Wir konnten einen kleinen Eindruck von solchen Lebensräumen bekommen. Das Wollgras (Eriophorum vaginatum) war gerade in Blüte, doch durch den Regen leider etwas zauselig. Von den typischen Heidekrautgewächsen, die in Mooren wachsen haben wir die Rauschbeere (Vaccinium uliginosum), die Heidelbeere (Vaccinium myrtillus) und die Besenheide (Calluna vulgaris) gefunden. Melanie hat uns zu einer Atemübung eingeladen, die uns das „Hier und Jetzt“ wunderschön spüren lassen hat. Auch der Bannwald mit seinen knorzigen Bäumen und verrottenden Wurzeltellern hat eine märchenhafte Stimmung gezaubert, die wir trotz des Regens genießen konnten.

Auch zu dieser Tour im Bannwald und Moor hat uns Melanie einen Film erstellt.

Ein Highlight im Wald war sicherlich der üppig wachsende Bärlapp (Lycopodium annotinum), eine Sporenpflanze, deren Sporen früher u.a. als Blitzlichtpulver und zum Bepudern von Pillen verwendet wurde. Hier ist unsere Artenliste beim Naturgucker.

Fazit: es war ein wunderschönes Wochenende voller Entdeckungen in fröhlicher und entspannter Atmosphäre – vielen Dank euch allen, die ihr dabei gewesen seid!

Rita & Frank
Rita & Frank

Hallo, mein Name ist Rita,

seit meiner Kindheit bin ich gerne in der Natur unterwegs und mache dort unzählige kleine und große Entdeckungen. Die Faszination dieser unerschöpflichen Quelle von bunten Formen, spannenden Beobachtungen und leckeren Pflanzen und Pilzen treibt mich auch heute noch an. Das Biologie-Studium und meine anschließende Promotion mit Schwerpunkt Botanik hat mir einiges an Fachwissen gebracht, doch mich auch nahezu das Staunen und die Ehrfurcht und Demut vor der Schöpfung vergessen lassen – all dies und noch viel mehr habe ich wieder gefunden. Bei verschiedenen Bildungseinrichtungen biete ich Seminare zu Pflanzen und Pilzen an – inzwischen meist zusammen mit meinem Mann Frank. Außerdem male und fotografiere ich gerne was mich selber begeistert und baue dies in unsere Lehrmaterialien und Bücher ein, die ich zusammen mit Frank verfasse und gestalte.

Hallo, mein Name ist Frank,

Vögel haben mich bereits sehr jung fasziniert und seit meiner Jugend begeistere ich mich für Outdoor- und Survival-Aktivitäten, sei es mit dem Kanu in Kanada oder auf verschiedenen Wegen in Skandinavien. Als Zahntechniker ist dies auch ein guter Ausgleich zu meiner ansonsten eher „indoor“ stattfindenden Arbeit. Seit den nun fast 30 Jahren, die Rita und ich gemeinsam in der Natur unterwegs sind, habe ich einiges an Pflanzen- und Pilzkenntnissen hinzu gewonnen. Mein Part in unseren gemeinsamen Seminaren ist es, aufzupassen, dass es nicht zu „akademisch“ wird – und immer wieder allgemeine Fragen zu stellen und „die Bodenhaftung“ zu behalten. So ist aus unseren gemeinsamen Entdeckungen zum Beispiel die Ausbildung zum PilzCoach entstanden.

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